Ilgner und Seifert fordern Umdenken

SID
Christian Seifert ruft zu einem Umdenken im Sport auf
© getty

Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, und Sporthilfe-Vorstand Michael Ilgner haben im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein tiefgreifendes Umdenken bei nationalen und internationalen Sportorganisationen gefordert.

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Angesichts der zweifelhaften Menschenrechtslage vor den Olympischen Winterspielen im Februar 2014 in Sotschi, der anhaltenden Kritik an der Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar und der menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Stadien für das Ereignis entstehen, sagte Seifert, dass es "große internationale Sportverbände versäumt haben, die richtigen Schritte zu gehen.

Sie haben sich auf ihrem eigenen Planeten bewegt. In einer globalisierten Welt muss es ethische Standards geben."

Während Transparenz und Teilhabe in der gesellschaftlichen Debatte immer wichtiger werden, fragten sich viele, so Seifert, "ob die Umschläge, die bei der Vergabe von Großereignissen geöffnet werden, die einzigen waren, die auf dem Weg zur Verkündung auf dem Tisch lagen".

Fußball soll Frieden in die Welt tragen

Zudem hätten Funktionäre in den vergangenen Jahren suggeriert, dass der Fußball den Frieden in die Welt trage. Deshalb, fügte Seifert hinzu, "empfinde ich es nicht als sehr glaubwürdig, wenn man als Sportverband sagt: mit den Verhältnissen vor Ort habe ich nichts zu tun".

Ilgner kritisierte die Strategie des organisierten deutschen Sports vor der Bürgerbefragung zur Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 in München.

"In wenigen Wochen ist es extrem schwierig, die Begeisterung der Bevölkerung zu aktivieren", sagte der Sporthilfe-Vorstand mit Blick auf die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes, die Wahl von Thomas Bach zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees abzuwarten und dann erst eine öffentliche Kampagne zu starten.

Sportler als Olympia-Werbeträger ungenügend

Zudem sei es zu kurz gedacht, nur auf Sportler als Werbeträger für eine Olympia-Bewerbung zu setzen: "Herausragende Skirennfahrer allein reichen nicht."

Die Ablehnung einer Bewerbung um Olympia 2022 in München ist aus der Sicht von Christian Seifert eine "Niederlage für den gesamten Sport". Seifert wie Ilgner glauben, der Sport habe sein gesellschaftliches Potenzial nicht genutzt.

Seifert für Sommerspiele in ganz Deutschland

Nur wenn die verantwortlichen Personen in den Sportverbänden bereit seien, sich zu fragen, "wie die besten Köpfe aktiviert werden können", sei laut Seifert der Kampf um die Legitimation für den Sport zu gewinnen. Vor der Münchner Bürgerbefragung habe der Sport "seine sehr guten Argumente nicht kommuniziert".

Ilgner forderte vom IOC, künftige Bewerber die olympische Idee "gemeinsam, kreativ" weiterentwickeln zu lassen. Seifert ergänzte: "Die Gegnerschaft gegenüber Großereignissen wird eher zunehmen. Das wird verstärkt zu Verwerfungen führen, wenn man Olympia an eine einzige Stadt vergibt. Warum Sommerspiele nicht in ganz Deutschland stattfinden sollen, kann ich nicht verstehen."