Boll: "Nicht auf jeder Hochzeit tanzen"

SID
Timo Boll wil auch an Olympia 2020 in Tokio teilnehmen
© getty

Für das deutsche Tischtennis-Idol Timo Boll (Düsseldorf) sind künftige Top-Ereignisse wichtiger als die Rückeroberung seiner verlorenen Spitzenposition in Deutschland.

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Im Zweikampf mit Europameister Dimitrij Ovtcharov (Hameln) um die Nummer eins im deutschen Tischtennis "bin ich sehr optimistisch, konzentriere mich jetzt aber vor allem auf die Höhepunkte. Mit 32 kannst Du nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen", sagte der vor Wochenfrist in der Weltrangliste hinter den Olympia-Dritten Ovtcharov auf Platz sechs zurückgefallene EM-Rekordchampion im Interview mit der Tageszeitung Die Welt.

Auf der Jagd nach seiner ersten Olympia-Medaille im Einzel rechnet sich der frühere Weltranglistenerste, der Ende des Jahres erstmals Vater wird, für seine fünften Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro gute Chancen aus: "Ich glaube, da kann ich etwas reißen."

Selbst Olympia 2020 in Tokio "kann ich mir vorstellen. Das ist nicht unrealistisch". Es käme "auf die Gesundheit an. Ich hoffe, ich kann den Zeitpunkt möglichst weit hinauszögern, wo es keinen Spaß mehr macht, weil ich zu viele körperliche Probleme habe. An der Motivation liegt es nicht. Ich fühle mich frisch und gesund, kann mein Trainingsprogramm durchziehen. Das ist die Grundvoraussetzung, lange gut zu spielen, bis in die Vierziger hinein".

"Ich habe noch hohe Ansprüche an mich"

Entsprechend sieht sich der Linkshänder trotz seiner Ablösung als deutscher Top-Spieler nach fast zwölf Jahren längst nicht auf der Zielgeraden seiner Laufbahn: "Ich habe immer noch hohe Ansprüche an mich", während des Gastspiels in Chinas Super League im vergangenen Sommer "habe ich so gut gespielt wie nie zuvor".

Ovtcharovs Aufstieg in der Weltrangliste könnte aus Sicht von Boll, der als bislang einziger Deutscher im Computer schon als Nummer eins geführt worden ist, trotz Chinas derzeitigen Spitzenquartett noch bis an die Spitze führen. "Ich habe zu der Zeit viel gespielt, viele Chinesen besiegt. Er hat gezeigt, dass er das auch kann. Ich traue es ihm zu."

Den Verlust seines angestammten Status als Spitzenspieler in Deutschland bewertet Boll sportlich. "Ich mag 'Dima', wir sind Kumpel. Er hat sich den Aufstieg verdient, ist ein knallharter Arbeiter. Ich habe nie Probleme damit, die Leistung eines anderen zu respektieren - auch wenn ich Spiele verliere. Wenn jemand besser spielt, hat er das verdient. Ich akzeptiere das."

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