Ovtcharov krönt Boll-Ablösung mit Sieg

SID
Dimitrij Ovtcharov besiegt Timo Boll und ist die neue deutsche Nummer eins
© getty

Timo Boll hat den Kampf um seinen Status als Nummer eins im deutschen Tischtennis gegen Dimitrij Ovtcharov zumindest vorerst verloren.

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Beim Weltcup im belgischen Verviers stand die Ablösung des Düsseldorfer EM-Rekordsiegers und derzeitigen Weltranglistenfünften in der November-Wertung durch den Olympia-Dritten und Europameister Ovtcharov aus Hameln schon vor dem imponierenden 4:1-Erfolg des "Kronprinzen" über den Altmeister im Spiel um Platz drei fest.

"Es ist eigentlich nicht zu fassen, dass wirklich ich es geschafft habe, Timo nach so langer Zeit zu beerben", kommentierte der 25-Jährige die Zäsur und freute sich darüber mehr als über die 15.000 Dollar Prämie für Bronze. Sein sieben Jahre älterer Freund und Trainingspartner Boll hatte im Februar 2002 Rekordnationalspieler Jörg Roßkopf als deutsche Nummer eins im Computer verdrängt, avancierte wenige Monate später zum ersten Weltranglistenersten aus Deutschland und war im Ranking des Weltverbandes ITTF insgesamt elf Jahre und zehn Monate ununterbrochen der höchstnotierte Deutsche.

Xu Xin gewinnt Titel

"Dima hat international zuletzt viel mehr gespielt als ich und auch deshalb mehr Punkte sammeln können, aber er hat es sich verdient", sagte Boll und verband seine Gratulation mit einer Kampfansage: "Wir werden in der nächsten Zeit sicher noch häufiger um diese Position ringen." In Belgien, wo der chinesische Weltranglistenzweite und Ovtcharov-Halbfinalbezwinger Xu Xin den Titel und 45.000 Dollar Prämie gewann (4:x im Finale gegen Wladimir Samsonow/Weißrussland), sorgten die beiden Top-10-Spieler schon einmal für die erste Halbfinal-Teilnahme von zwei Deutschen beim Weltcup.

Der zweimalige Turniersieger Boll hätte sich in Verviers nur durch mindestens eine Wiederholung seiner Finalteilnahme von 2012 und ein eher mäßiges Resultat von Ovtcharov noch Chancen auf eine Verlängerung seiner Regentschaft ausrechnen können. Sein 13-Punkte-Vorsprung in der Oktober-Rangliste hatte sich bei der EM vor zwei Wochen in Schwechat nach seiner Absage (Schulterverletzung und Grippe) durch Ovtcharovs EM-Titeltriumph rechnerisch schon in einen Rückstand von 50 Punkte umgekehrt.

Trotz seiner starken Vorstellungen auf dem Weg ins Semifinale - Boll war eine Woche nach einem mäßigen Wettkampf-Comeback in der Bundesliga in beiden Gruppenspielen und im Viertelfinale ohne Satzverlust geblieben - bedeutete das Ende seines Siegeszuges mit 0:4 gegen Ex-Europameister Samsonow auch das Ende seiner Hoffnungen auf eine Abwehr von Ovtcharovs Angriff. Neben dem Verlust seiner Finalpunkte aus dem Vorjahr bekam der Linkshänder wegen Samsonows zehn Plätze niedrigerer Einstufung zusätzliche Zähler abgezogen.

Designierte Nummer eins

Ovtcharov bestätigte seine imponierende EM-Form durch souveräne Pflichtsiege und stand zwei Tage nach seinem Erfolg über Chinas Weltranglistenachten Yan im Semifinale gegen den späteren Gesamtsieger Xu vor seinem nächsten Coup gegen ein Ass aus dem Reich der Mitte. Doch nachdem der Aufschlag-Virtuose ein 0:2 in einen 3:2-Vorsprung gedreht hatte, rückte der Asiate die Machtverhältnisse wieder zurecht und siegte 4:3.

Deutschlands designierte Nummer eins hatte Boll im nationalen Vergleich erstmals bei den Olympischen Spielen 2012 in London durch den Gewinn der Bronzemedaille in den Schatten gestellt. Wenige Wochen später feierte der Rechtshänder, der in Belgien die Bilanz der beiden deutschen Top-10-Spieler zum 3:3 ausglich, im Finale der German Open seinen zweiten Sieg über Boll. Erstmals hatte sich Boll dem Spitzenspieler des russischen Champions-League-Siegers Fakel Orenburg 2008 bei den Korean Open geschlagen geben müssen.

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