Rosendahl nach Anklage: "Namen nennen"

SID
Schüller sagt über Thomas Bach, er müsse über Doping "mehr gewusst haben, als er zugibt"
© getty

Verblüfft reagierte Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl auf die Doping-Anschuldigungen der früheren Weltklasse-Leichtathletin Heidi Schüller gegen Bayer Leverkusen. Schüller erhob schwere Vorwürfe gegen Thomas Bach und bezichtigt den Präsidenten des DOSB der Scheinheiligkeit.

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"Wenn sie so was sagt, dann muss sie jetzt auch Namen nennen", sagte die frühere Weltrekordlerin auf Anfrage des "Sport-Informations-Dienstes" zu den Aussagen ihrer Weitsprung-Kollegin Schüller, während ihrer aktiven Zeit seien im Leistungszentrum Leverkusen tagtäglich Pillen eingeworfen worden.

"Wir waren ja vor der späteren Fusion damals zwei getrennte Vereine. Einmal Bayer Leverkusen, wo Heidi Schüller bei Bert Sumser trainierte, genau wie Sprinter Manfred Ommer, der sich ja schon vor vielen Jahren zum Doping bekannte. Zum anderen mein Verein TuS 04 Leverkusen", sagt Heide Ecker-Rosendahl. Sie meint: "Vielleicht ging es bei Bayer anders zu als bei uns. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht bis zu uns durchgedrungen wäre."

Die heute 66-Jährige sagt hinsichtlich der Aussage von Heidi Schüller: "Ich ärgere mich sehr über solche pauschalen Verdächtigungen ohne Namen. Vor allem, wenn zu dieser Nachricht dann im Fernsehen im Hintergrund Bilder von unserem Staffelsieg 1972 in München gegen die DDR laufen. Gegen solche Dinge wehre ich mich vehement. Und wer Anschuldigungen ausspricht, der muss auch bereit sein, Namen zu nennen. Sonst geraten alle in Verdacht."

Heide Ecker-Rosendahl, Mutter des 6-m-Stabhochspringers Danny Ecker, sagt im Rückblick auf ihre 1973 beendete Karriere: "Zu unserer Zeit wurde mal über Aufputschmittel geredet. Aber von Anabolika habe ich zu meiner Zeit nichts gewusst. Mir wurde so was nie angeboten."

Heidi Schüller (63), heute Ärztin, hatte im Rückblick auf ihre Zeit in Leverkusen gesagt, damals seien Tabletten von schwedischen Sportlern aus der DDR besorgt "und über die Sporthochschule weiter an die Athleten vertickt" worden. Im Gastraum sei unter den Sportlern ein regelrechter Schwarzhandel betrieben worden: "Die Pillenboxen und Tabletten machten dort täglich die Runde."

Heidi Schüller attackiert Thomas Bach

"Bach ist für mich eindeutig der falsche Mann am falschen Platz. Zum Thema Doping muss er mehr gewusst haben, als er zugibt. Damals wurde überall darüber gesprochen, da kann er ja nicht immer nur weggehört haben", sagte die 63-Jährige im Gespräch mit dem "Sport-Informations-Dienst" vor dem Hintergrund der am Montag veröffentlichen Studie zum Westdoping. Ähnlich hatte sich Schüller am Dienstag auch in der Münchner Tageszeitung "tz" geäußert.

Auf die Frage, ob er in seiner jahrzehntelangen Athleten- und Funktionärskarriere keine Kenntnis von Dopingpraktiken erlangt habe, hatte Fecht-Olympiasieger Bach am Montag im "heute-journal" des "ZDF" gesagt: "Schon als Athlet war für uns in Fechterkreisen das Thema Doping kein Thema."

Für Schüller, die 1972 bei den Olympischen Spielen in München als erste Frau den olympischen Eid für die Athleten gesprochen hatte, klingt dieses Lippenbekenntnis wie Hohn. "Als Funktionär muss er das ja so darstellen. Das hat damals in München jeder mitbekommen, da wurde drüber geredet. Thomas Bach hat aber eine Funktionärskarriere eingeschlagen, da muss man angepasst sein und sich auf der Schleimspur bewegen, wenn man nach oben kommen will", sagte die frühere TV-Moderatorin, für die der gelernte Jurist immer nach dem Leitspruch "too little too late"(zu wenig, zu spät) handelt.