O'Sullivan erspielt sich gute Ausgangsposition

Von Gunnar Beuth
Kein Grund für Trübsal. Ronnie O'Sullivan ist gut ins Finale gestartet
© getty

Barry Hawkins war ein wenig überraschend bis ins Finale der Snooker-WM eingezogen. Im Vorfeld des Matches gegen Ronnie O'Sullivan war vielerorts nur darüber diskutiert worden, wie hoch seine Niederlage ausfallen würde. Doch der Engländer lieferte am ersten Final-Tag eine gute Vorstellung ab und bleibt im Rennen.

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Letztlich führt O'Sullivan, gleichzeitig Titelverteidiger, mit 10:7 und geht mit einem komfortablen Vorsprung von drei Frames in den entscheidenden Tag. Eine Vorentscheidung ist dies sicher noch nicht, aber Hawkins wird einen guten Start brauchen, um Front Runner O'Sullivan von der "Mission Titelverteidigung" abhalten zu können.

Wohl kein Experte hatte im Vorfeld erwartet, Barry Hawkins im Finale der Snooker-WM in Sheffield zu sehen. Im unteren Teil des Draws angesiedelt, musste er Jack Lisowski, Mark Selby, Ding Junhui und Ricky Walden ausschalten, um das Endspiel gegen Ronnie O'Sullivan zu erreichen.

Hawkins hatte die Australian Open gewonnen, galt aber nicht als Anwärter auf den Titel.

Ronnie O'Sullivan war als Wundertüte in die Snooker-WM gestartet, zeigte sich in den bisherigen 15 Tagen jedoch von seiner besten Seite, auch wenn er wieder mit einem Rücktritt kokettierte, diesen zwei Tage später dann nahezu ausschloss und sich von Schiedsrichterin Michaela Tabb einen Rüffel ob einer obszönen Geste im Halbfinal-Spiel gegen Judd Trump einfing.

Die erste Session im Best-of-35-Finale bot Unterhaltung auf höchstem Niveau. Hawkins hatte sich im Halbfinale an die Atmosphäre im Crucible Theatre gewöhnen können, kannte die Situation mit nur einem Tisch in der engen Halle. Allerdings war es O'Sullivan, der den ersten Frame mit einer 74 gewann und nach einem Fehler mit dem Hilfsqueue von Hawkins auf 2:0 erhöhte.

Eine Session auf höchsten Niveau

Dabei lieferte The Rocket ein 92er Break ab, versenkte den Frameball als Double und zeigte wie schon im Verlauf der letzten Tage ein nahezu perfektes Breakbuilding, bei dem er den Spielball wie an der Schnur gezogen über den Tisch dirigierte. Hawkins brauchte einen Moment, kam dann gut ins Match. Bis zum Midsession Intervall glich der Engländer dank Breaks von 88 und 81 aus.

Hawkins ist zwar nicht der spektakuläre Künstler wie O'Sullivan, aber mit seiner Beharrlichkeit und dem gutem Lochspiel gewann er auch Frame 5. Der Anschluss zum 1:2 hatte ihm Sicherheit gegeben und mit zwei kleineren Breaks holte er sich das 3:2 - gleichzeitig war er damit der erste Spieler bei dieser Snooker-WM, der sich gegen O'Sullivan eine Führung erspielte.

Dieses Gefühl hielt nur einige Minuten, denn O'Sullivan machte Druck und lieferte dem Publikum eine tolle Show. Mit Breaks von 75, 113 und 100 erhöhte er auf 5:3 zur Pause. Hawkins durfte sich über eine Lochquote von 91 Prozent freuen, O'Sullivan lag bei 94 Prozent. Rein Statistisch lagen beide Spieler auf einem Niveau.

Dabei dauerte ein Frame im Schnitt gerade einmal 14 Minuten und es gab acht Breaks von über 50 Punkten zu sehen. Hawkins hatte im Vorfeld dem "Guardian" erklärt: "Wenn O'Sullivan in Form ist, hat sein Spiel keine Schwächen. Es wird ein hartes Match werden und ich muss ihn unter Druck setzen. Dabei habe ich ja nichts zu verlieren."

Barry Hawkins gleicht aus

Und die Chance bekam Hawkins in der zweiten Session, die zunächst an O'Sullivan vorbeilief. Der Weltmeister kam nicht so in die Breaks wie noch am Nachmittag.

Die vier Frames bis zum Midsession Intervall teilten sich die Spieler, danach gelang Hawkins eine 83 zum 6:7 und mit seinem ersten Century in diesem Finale - einer 133 - glich er zum 7:7 aus.

Im Vorfeld war nur darüber diskutiert worden, wie hoch O'Sullivan gewinnen würde. Doch Hawkins lieferte ein richtiges Match, auch wenn O'Sullivan zum Ende hin wieder in Fahrt kam. Mit zwei Centurys (103 und 106) holte er sich die 9:7-Führung, liegt zudem mit nun 129 Century-Breaks im Crucible auf Platz eins dieser Liste und zog an Stephen Henrdy vorbei.

De letzte Frame des Abends war dann von langen Safe-Duellen gekennzeichnet, denn es ging darum, ob Hawkins mit nur einem oder drei Frames Rückstand in den entscheidenden Tag gehen würde.

Beide Spieler kämpften mit ihrer Konzentration und O'Sullivan lochte am Ende Schwarz zum Framegewinn und der 10:7-Führung.