Ironman-WM: Australische Phalanx durchbrechen

SID
Am Samstag startet die legendäre Ironman-WM auf Hawaii
© Getty

Mit ganz unterschiedlichen Einstellungen gehen Deutschlands Top-Triathleten bei der legendären Ironman-WM am Samstag auf Hawaii an den Start. Offensiv die Brüder Andreas und Michael Raelert, die sich - "egal mit welchem Vornamen" - in die Siegerliste eintragen wollen.

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Entspannt Europameister Timo Bracht, der sich schon auf "ein kühles Getränk im Jacuzzi bei Sonnenuntergang" freut. Und Halbdistanz-Weltmeister Sebastian Kienle? Stapelt tief und sagt: "Ich werde überschätzt."

Fakt ist: Die Chancen auf den fünften deutschen Sieg bei der Mutter aller Ironman-Rennen stehen gut. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Andreas Raelert. "Ich war bei drei Teilnahmen dreimal auf dem Podium - und das ohne den mir von einigen Medien oder Konkurrenten abgesprochenen Killerinstinkt. Ich denke ohne Killerinstinkt wäre so eine Serie nicht möglich", sagt der 36 Jahre alte Rostocker trotzig. Auch wenn er die Generalprobe im Sommer bei der Europameisterschaft in Frankfurt nach einem Radsturz als Vierter verpatzt hat: In diesem Jahr will der Inhaber der Weltbestzeit es seinen Kritikern zeigen.

"Qualen durchlebt jeder"

Raelert ist davon überzeugt, dass der mental Stärkste bei der Schinderei in drei Akten gewinnt. "Qualen durchlebt jeder", erklärt der zweimalige Olympiateilnehmer: "Der Kopf macht am Ende 80 Prozent aus." Dieses Kopfkino wird vor allem für Michael Raelert von Bedeutung sein. Erstmals geht der vier Jahre jüngere Bruder auf dem Pazifik-Archipel über die 3,8 Kilometer Schwimmen im Ozean, 180 Kilometer auf dem Rad durch die Lavawüste und dem abschließenden Marathon von 42,195 Kilometer an den Start. Die "psychische Verfassung" werde den Ausschlag über den Sieg geben, sagt er.

Den Triumph auf dem Alii Drive hat auch Bracht im Visier. "Sonst würde ich nicht starten", sagt der Vorjahresfünfte aus Eberbach. Bracht glaubt, dass es ein Kampf zwischen "den Australiern und den Germans" geben wird. Bislang haben Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004, 2006) und Faris Al-Sultan (2005) für deutsche Siege auf Big Island gesorgt. Doch in den letzten fünf Jahren machten die beiden Australier Chris McCormack und Titelverteidiger Craig Alexander den Sieg unter sich aus.

Alexander auch ohne Armstrong heiß auf vierten Sieg

"Hier bin ich. Ich weiß, wie man dieses Rennen gewinnt", sagt Alexander selbstbewusst und peilt seinen vierten Coup an. Ein vermeintliches Duell gegen Lance Armstrong ließ Alexander zu Beginn des Jahres vom Rücktritt zurücktreten. Dass Armstrong wegen der starken Doping-Beweislast nun nicht starten darf, hält Alexander "wegen der Integrität des Rennens" für richtig, "ändert aber nichts an meiner Motivation".

Als Kandidat für die Überraschung gilt Sebastian Kienle nach seinem WM-Sieg auf der Halbdistanz in Las Vegas. Der Karlsruher ist dafür bekannt, "den Selbstzerstörungsknopf drücken", um über seine Grenzen hinaus zu wachsen. Harakiri will Kienle bei seiner Paradedisziplin auf dem Rad aber nicht betreiben. "Sonst", befürchtet der Zweite des Ironman Europe in Frankfurt, "wird das ein abschließender Walk auf dem Highway."

Bei den Frauen liebäugelt die Regensburgerin Sonja Tajsich mit einem Platz auf dem Podium. In Abwesenheit der viermaligen Siegerin Chrissie Wellington gelten die Schweizerin Caroline Steffen und die Australierin Mirinda Carfrae als Favoritinnen. Für Bracht geht es auf Hawaii jedoch um viel mehr als um den Sieg: "Dieses Rennen ist ein Mythos. Es ist eine Ehre dabei zu sein - egal, ob man gewinnt."