Die Hambüchen-Faust ist wieder da

SID
Fabian Hambüchen feierte ein gelungenes Debüt für den KTV Obere Lahn
© Getty

Viel Zeit hatte Fabian Hambüchen für niemanden. Die jungen Autogrammjäger bediente der Olympiazweite im Schnelldurchlauf, für die Presse hatte er nur ein paar Worte übrig: Aber die Flugshow des 24-Jährigen in der Stuttgarter "Scharrena" bedurfte auch nicht vieler Worte.

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54 Tage nach dem Gewinn der olympischen Silbermedaille am Reck, einen Tag vor Beginn seines Studiums in Köln wirkte Hambüchen tatsächlich so, als könne er sein Ziel Rio de Janeiro 2016 erreichen.

Mit einem beeindruckend stabilen Auftritt führte der deutsche Vorturner den Bundesliga-Aufsteiger KTV Obere Lahn zum überraschenden 48:25-Auftaktsieg beim siebenmaligen deutschen Meister MTV Stuttgart. "Das macht einfach so viel Bock. So einen Start habe ich mir gewünscht", sagte er nach seinem Liga-Debüt für die Hessen der Nachrichtenagentur dapd. Hambüchen hatte bei seinen fünf Auftritten sichtlich Spaß, Freundin Caroline feierte im Publikum wie wild - und auch die gegnerischen Fans konnten nicht mehr anders, als einfach mitzuklatschen.

Lediglich - wie sollte es anders sein - am ungeliebten Pauschenpferd leistete sich Hambüchen einen Absteiger. Seine Reck-Übung aber, die mit einem Ausgangswert von 6,7 Punkten zwar acht Zehntel leichter war als die Silberübung von London, besiegelte den hohen Sieg zum Start in die Liga. Hambüchen schrie laut "Yeah" und reckte die alt bekannte Faust immer wieder in die Höhe, als er seinen Abgang in den Stand gesetzt hatte.

"Ich musste einfach mitfeiern"

"Alle haben gefeiert, da musste ich einfach mitfeiern", sagte er im Siegesrausch. Gelingt am kommenden Wochenende beim Heim-Debüt gegen den FC Bayern München noch ein Sieg, wäre der Klassenerhalt wohl schon sicher. Eines seiner Ziele hätte Hambüchen dann erreicht - aber es warten noch viel größere.

"Ich denke von Jahr zu Jahr, aber Olympia in Rio ist realistisch", sagte er. Der Semesterplan seines Studiums "Sportmanagement" an der Sporthochschule Köln ist bestens terminiert für den Weg zu seinen vierten Sommerspielen. Nach einem Urlaub im Winter soll es ab kommendem Jahr in der Kölner Turnhalle mit "Vollgas" weiter gehen. Angst vor der Veränderung hat Hambüchen nicht. Vielmehr freute er sich, als er gemeinsam mit seiner Liebsten noch am Sonntagabend den Weg in die Karnevalsmetropole antreten durfte.

Vor Schulterklopfern, Umarmungen und Glückwünschen hatte sich Hambüchen vorher allerdings gar nicht mehr retten können. Der Reck-Weltmeister von 2007 wirkt bei der KTV, als sei er in eine große Familie aufgenommen worden. "Ich kenne die Jungs schon ewig. Früher waren wir auf Trainingslagern gemeinsam im Achtbettzimmer", erzählte er lachend.

KTV eine Herzensangelegenheit

Da machte es auch gar nicht viel aus, dass Vater Wolfgang gar nicht erst zum Wettkampf angereist war. Hambp"Dadüchen war unter guten Bekannten - und beim nächsten geplanten Start in einer Woche soll "Daddy" wieder an seiner Seite sein.

Noch im vergangenen Jahr war Hambüchen gemeinsam mit Marcel Nguyen für die KTV Straubenhardt an die Geräte gegangen. Die Entscheidung, nach dem Zerwürfnis mit dem deutschen Meister für den Aufsteiger zu turnen, fällte er erst nach Olympia. "Es ist eine Herzensangelegenheit. Wir sind ein geniales Team", sagte er.

Bundestrainer Andreas Hirsch erhofft sich durch den kontinuierlichen Start in der Liga "Stabilität, die er dann in Schwierigkeit umsetzen kann". Dass Hirsch von ihm auch EM- und WM-Starts erwartet, weiß Hambüchen genauso wie, dass sein geplanter Weg kein leichter sein wird: "Aber ich will ihn antreten." Die Zuschauer in der "Scharrena" wissen seit Sonntag, warum.