München: Chancen auf Neu-Bewerbung steigen

SID
Thomas Bach macht den Münchnern Hoffnung auf eine erneute Olympiabewerbung für 2022
© Getty

München träumt wieder von Olympia: Ein Jahr nach dem Scheitern der Münchener Bewerbung für die Winterspiele 2018 macht der sonst so zurückhaltende DOSB-Präsident Thomas Bach Hoffnungen auf eine erneute Bewerbung für 2022.

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Die Tatsache, dass die USA auf ihre Kandidatur verzichten, wertet der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als "wichtiges Signal". Es gebe "eine positive Richtung für eine europäische und vielleicht auch für eine deutsche Bewerbung", sagte Bach.

Noch im Dezember hatte der DOSB beschlossen, derzeit keine zweite Bewerbung anzustreben - was sich bei geänderten sportpolitischen Verhältnissen ändern könne, hieß es damals. Mit dem Verzicht der USA haben sich die Verhältnisse geändert.

Nach den Spielen 2010 in Vancouver (Kanada), 2014 in Sotschi (Russland) und 2018 in Pyeongchang (Südkorea) hätte eine Bewerbung der USA beste Erfolgsaussichten gehabt. Die Amerikaner wollen ihre Kräfte aber lieber für einen Anlauf für die Sommerspiele 2024 bündeln.

Staatsregierung will Zeit bis zum Bewerbungsschluss nutzen

Die bayerische Staatsregierung stellte sich unverzüglich hinter eine neue Bewerbung. Die Zeit bis Ende 2013, dem Bewerbungsschluss, dürfe man nicht verstreichen lassen, sagte Sportminister Ludwig Spaenle.

Sein Parteifreund, der Chef der CSU-Fraktion im Münchner Rathaus, Josef Schmid, sprach schon von einer "Riesen-Chance".

Selbst Alfons Hörmann, Präsident des bisher skeptischen Deutschen Skiverbandes, gewinnt dem Vorstoß plötzlich Positives ab: "Wenn Thomas Bach so etwas sagt, ist das wohl und gut überlegt. Er müsste die treibende Kraft sein."

Münchner bei Olympia 2012

Unter diesen Vorzeichen rückt auch eine Einladung Münchens für den 2. August in das "Deutsche Haus" bei den Sommerspielen in London plötzlich in ein anderes Licht. Offizieller Anlass ist das Jubiläum 40 Jahre Olympische Sommerspiele 1972.

Die mit diesem Termin beschäftigte "Arbeitsgruppe", die den zunächst verwendeten Zusatz "22" inzwischen gestrichen hat, will aber gleichzeitig speziell den geladenen IOC-Mitgliedern zeigen, dass die olympische Idee in München weiterlebt. Auch die ehemalige Olympia-Botschafterin Katarina Witt wird an der Themse dabei sein.

Neben dem Olympiapark mit seinem Chef Ralph Huber und mit Billigung von Oberbürgermeister Christian Ude gehören auch die Agentur Bayern Tourismus sowie einige Wintersportverbände und ehemalige Bewerbungssponsoren zu dieser Gruppe. Offiziell bereitet sie zwar keine neue Bewerbung vor, überprüft aber die Kriterien und will bereit stehen, wenn es wieder los gehen könnte.

Münchens Bürgermeister reserviert

Bürgermeister Ude bleibt allerdings zurückhaltend. Der SPD-Mann, der Ministerpräsident werden will, ist wohl auch reserviert, weil Bach und der DOSB während des ersten Anlaufes große Hoffnungen gemacht hatten, bevor München Südkorea mit Pyeongchang überraschend deutlich unterlag.

Zudem will Bach, der auch als Nachfolger von IOC-Präsident Jaques Rogge im Gespräch ist, vor der Entscheidung über eine Olympia-Kandidatur die Vergabe der Sommerspiele 2020 Anfang September 2013 in Buenos Aires abwarten.

Als Favoriten gelten dort Tokio und Istanbul - bei einem Zuschlag für Istanbul würden die Chancen für eine erfolgreiche deutsche Bewerbung 2022 wohl sinken.

"nolympics"-Gruppe der Grünen weiterhin aktiv

Für den DOSB ist das nicht das einzige Problem. Die "nolympics"-Gruppe der Grünen ist nach wie vor aktiv. Da sich die Grünen auf allen Ebenen gegen Olympia ausgesprochen haben, fürchtet der DOSB, bei einer möglichen rot-grünen Bundes- oder gar Staatsregierung in Bayern, allein hinter München zu stehen. Dabeisein müssten auch die Garmisch-Partenkirchner. Bürgermeister Thomas Schmid ist dafür, will aber wohl vorher seine Bürger befragen.

Auch in München könnte ein Ratsbegehren Bedeutung erlangen. Denn die Grünen würden wohl "das Ergebnis eines Ratsbegehrens als bindend begreifen", so Fraktionsvorsitzender Siegfried Benker.

Den Termin einer Abstimmung müsste der Stadtrat bis Jahresende beschließen. Diskutiert werden könnte das alles bereits am Mittwoch im Verwaltungsausschuss. Denn dann steht ein CSU-Antrag zur erneuten Olympia-Bewerbung auf der Tagesordnung.

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