Verrückte WM mit Happy-End

SID
Max Hoff durfte bei der Kanu-WM im ungarischen Szeged über seinen 5000-Meter-Sieg jubeln
© Getty

Nach einem enttäuschenden Autakt hat sich die Kajak-WM im ungarischen Szeged zur deutschen Erfolgsgeschichte entwickelt. Der DKV holte insgesamt sechs Medaillen, darunter dreimal Gold.

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Gelitten, gehadert, gejubelt: Die deutsche Flotte hat nach einem Wechselbad der Gefühle bei den Weltmeisterschaften im ungarischen Kanu-Mekka Szeged den Erfolgskurs Richtung Olympia 2012 in London eingeschlagen.

Der Deutsche Kanu-Verband war mit drei Gold-, zwei Silber- und einer Bronzemedaille die stärkste Nation in den zwölf olympischen Klassen und geht das Großereignis in elf Monaten mit viel Rückenwind an.

Kießler: "Hoffe auf gleiches Ergebnis in London"

"Für London hoffe ich auf das gleiche Ergebnis. Das wäre perfekt", sagte DKV-Cheftrainer Reiner Kießler nach der für ihn "verrücktesten WM überhaupt" mit einem erleichterten Lächeln.

Einerkajak-Weltmeisterin Nicole Reinhardt (Lampertheim) sprang nach ihrem Erfolg strahlend aufs Siegerpodest, der Männer-Viererkajak um Max Hoff wurde zum Partyboot, und die Überraschungs-Champions im Zweiercanadier, Tomasz Wylenzek/Stefan Holtz (Essen/Leipzig), lauschten ergriffen der Nationalhymne.

Nationaltrainer den Tränen nahe

Nach dem enttäuschenden WM-Auftakt hat besonders der goldene zweite Finaltag mit drei Titeln binnen einer Stunde einen Platz in den DKV-Geschichtsbüchern sicher. "Ich habe fast geheult", gab Kießler nach den drei grandiosen Goldfahrten zu.

Zuvor wären ihm fast eher die Tränen der Enttäuschung gekommen. Paddelbruch nach nur vier Schlägen bei Goldhoffnung Sebastian Brendel (Potsdam) im Einercanadier, ein entthronter Einerkajak-Weltmeister Hoff (Essen/4. Platz) und ein vom Wind verblasenes Finale der Zweierkajak-Olympiasieger Martin Hollstein/Andreas Ihle (Neubrandenburg/Magdeburg/5.) - es schien sich alles gegen die erfolgsverwöhnten deutschen Kanuten verschworen zu haben.

"Das war eine Achterbahn der Gefühle. Aber wir haben unser Ziel erreicht, andere sind eingesprungen", sagte Kießler, der sich über auch über drei Gold- und zwei Bronzemedaillen in den nicht-olympischen Klassen und besonders über bereits 15 Olympia-Quotenplätze freute: "Damit haben wir nicht den Stress, im nächsten Jahr eine halbe Mannschaft nachnominieren zu müssen."

Das gilt auch für das Vierer-Flaggschiff. "Wir sind um unser Leben gefahren", sagte Hoff nach der kurzfristigen Erkrankung von Marcus Groß (Berlin). Erst 15 Minuten vor Nennungsschluss entschied man sich für Paul Mittelstedt (Neubrandenburg) als Ersatzmann.

Hoff lässt Olympia-Doppelstart offen

Hoff fiel seinen Teamkollegen am Steg überglücklich in die Arme, die Medaillenverleihung wurde zur Siegesparty. Kajak-Bundestrainer Detlef Hofmann vergoss bei diesen Bildern Freudentränen. Ob der 28-jährige Hoff auch in London einen Doppelstart wagt, ist offen: "Es ist eine Kunst, beides zu trainieren."

Fast sensationell war der Triumph von Wylenzek/Holtz, die erst seit dieser Saison in einem Boot sitzen. "Ich habe endlich den Mann gefunden, mit dem ich mich super verstehe. Das ist einer der schönsten Siege meiner Karriere", sagte Olympiasieger Wylenzek, während Holtz anfügte: "Das war ein Rennen wie auf dem roten Teppich."

Reinhardt: "Ein Traum für mich"

Ihren bemerkenswerten Erfolg genoss auch Nicole Reinhardt vor den Augen der achtmaligen Olympiasiegerin Birgit Fischer in vollen Zügen. "Das ist Wahnsinn, ein Traum für mich", sagte die 25-Jährige und blickte schon einmal auf die Olympischen Spiele voraus: "Es ist ein Anreiz für mich, auch bei Olympia im Einer zu sitzen."

Silber in den olympischen Klassen gab es zudem für Franziska Weber/Tina Dietze (Potsdam/Leipzig) im Zweierkajak und den Viererkajak der Frauen. Bronze holte der 13-malige Weltmeister Ronald Rauhe (Potsdam) im Einerkajak auf der im kommenden Jahr erstmals olympischen 200-m-Sprintdistanz.

"Ich habe mich extrem gefreut", sagte Rauhe, der in dieser Saison viele Verletzungen hatte.

DKV bekommt Verstärkung

Gestärkt geht der DKV nun die Vorbereitungen auf London an. Dabei kann er im Frauenbereich sogar noch auf weitere Verstärkungen hoffen. Die viermalige Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin (Potsdam) legt in diesem Jahr eine Baby-Pause ein.

Olympiasiegerin Fanny Fischer (Potsdam) hat ihre Saison frühzeitig beendet und sich selber eine Wettkampfpause verordnet. Zudem treibt die 49-jährige Birgit Fischer ihr Comeback voran. "Es zuckt schon irgendwie. Gedanklich bin ich mit auf der Bahn", sagte Fischer am Streckenrand.

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