"Ich fühle mich unbesiegbar"

Von Alexander Mey
Judd Trump nimmt zum ersten Mal an einer Snooker-WM teil
© Getty

Die Halbfinalpaarungen bei der Snooker-WM stehen fest. Mark Williams trifft auf John Higgins, der Ronnie O'Sullivan besiegt hat. Jungstar Judd Trump fordert den Chinesen Ding Junhui heraus.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die beiden Halbfinalpaarungen der Snooker-WM in Sheffield sind kurios. Auf der einen Seite treffen die beiden Legenden Mark Williams und John Higgins aufeinander, die zusammen bereits fünf WM-Titel gewonnen haben.

Auf der anderen Seite tragen WM-Neuling Judd Trump und der Chinese Ding Junhui einen Debütantenball aus. Sie sind zusammen 45 Jahre alt, das schaffen Higgins und Williams jeweils alleine. Ihr gemeinsames Alter: 91 Jahre.

Higgins wirft O'Sullivan raus

Trotzdem ist das Treffen der beiden Mitglieder der so genannten goldenen Generation das von den Namen her prickelndere Duell. Denn Williams präsentiert sich nicht erst seit seinem glasklaren 13-5-Sieg gegen Mark Allen im Viertelfinale in Gala-Form und ist ein heißer Tipp auf seinen dritten WM-Titel.

Und Higgins? Er hat im Viertelfinale das dritte Mitglied der goldenen Generation, die 1992 Profi wurde, mit 13-10 besiegt: Ronnie O'Sullivan.

Dabei wirkte das Match zwischen den beiden Superstars nicht wie das zweier dreimaliger Champions im Crucible Theatre. Es wirkte manchmal ehrlich gesagt eher wie Not gegen Elend. Sprich: Das Match spielte sich über weite Teile auf ganz schwachem Niveau ab. Zumindest für die Verhältnisse von O'Sullivan und Higgins.

The Rocket mit "amateurhaften" Fehlern

"Amateurhaft" nannte The Rocket seine zahlreichen leichten Fehler beim Lochspiel, die ihn immer wieder aus den Breaks herausbrachten. Zudem gelang ihm kaum ein langer Einsteiger. Trotzdem führte er zwischenzeitlich mit 8-5, gab diese Führung aber leichtfertig aus der Hand.

"Bei 5-8 dachte ich, ich wäre draußen. Keine Ahnung wie ich den 8-8-Ausgleich geschafft habe", gestand Higgins. "Ronnie spielt normalerweise am besten, wenn er in Führung liegt. Aber er hat ein paar Fehler gemacht, die ihm eigentlich nicht unterlaufen."

Das sah O'Sullivan genauso: "Ich hatte eine Menge Chancen - mehr als erwartet - und war einfach nicht in der Lage, etwas daraus zu machen. In dem Spiel geht es darum, Bälle zu lochen, und ich habe bei weitem zu viele elementare Fehler gemacht. Das ist sowohl auf Profi- als auch auf Amateur-Level unverzeihlich."

O'Sullivan: "Nicht gut genug für meine Ansprüche"

Zwar sehe er seine Niederlage dank der Hilfe eines Sportpsychologen deutlich gelassener als früher, aber er machte auch klar: "Ich gebe mir noch Zeit, um meine Form wiederzufinden, aber Fakt ist, dass mein momentanes Niveau nicht gut genug für meine Ansprüche ist. Ich will Titel gewinnen und dazu bin ich nicht in der Lage."

Aber wie kam es dann, dass das Ergebnis trotzdem so knapp war? "Ich habe es geschafft, John auf mein Niveau runter zu ziehen", sagte O'Sullivan. Higgins muss sich also deutlich steigern, wenn er gegen Williams eine Chance haben will. Der hat ihn immerhin schon zweimal in einem WM-Halbfinale besiegt.

Dott verpasst gegen Trump Maximum Break

Derartige Erfahrungen haben die beiden anderen Halbfinalisten nicht zu bieten. Dafür aber exzellentes Spiel. Vor allem Trump, der nach seinem Triumph bei den China Open auf einer Welle des Erfolgs reitet und bei der WM jeden Gegner in Grund und Boden spielt.

Jüngstes Opfer im Viertelfinale war Ex-Weltmeister Graeme Dott, der beim 5-13 nicht den Funken einer Chance hatte. Nicht einmal der Trost eines Maximum Breaks war im vergönnt. Er verschoss nach 15 versenkten Roten und 15 Mal versenkter schwarzer Kugel beim Endspiel auf die Farben Gelb und blieb bei 120 von maximal 147 Punkten hängen.

Trump extrem selbstbewusst gegen Ding

So blieb alle Aufmerksamkeit bei Trump, der seine anfängliche Bescheidenheit bei seinem ersten WM-Start mittlerweile über Bord geworfen hat. "Ich fühle mich im Moment unbesiegbar", sagte er vor dem Halbfinale gegen Ding.

Ding war der letzte Spieler, der es unter die letzten Vier geschafft hat. Er rang in einem spannenden Viertelfinale Mark Selby mit 13-10 nieder. Ding führte schon 10-6, bevor Selby in der letzten Session aufdrehte und zum 10-10 ausglich. Das Genickbrach ihm eine leichte verschossene Rote im 21 Frame. Ding übernahm wieder die Führung, das Momentum wechselte und der Chinese brachte den Sieg nach Hause.

Die beiden Halbfinals werden ab Donnerstag an nur noch einem Tisch im Modus Best of 33 Frames gespielt.

Artikel und Videos zum Thema