Prix d'Amerique - die Deutschen schauen nur zu

Von Der Rennbahnspion
Am Sonntag findet der Prix d'Amerique statt
© Getty

Am Sonntag blickte die Traberwelt gespannt nach Paris-Vincennes, wo mit dem Prix d'Amerique das schwerste und wertvollste Rennen des Sulkysports ausgetragen wurde. Ein Sieg im Millionen-Spektakel gilt als das Größe, was man als Besitzer, Trainer und Fahrer erreichen kann - vergleichbar mit dem Triumph im Prix de l'Arc de Triomphe, dem Highlight des Vollblutsports. Für die meisten bleibt die bloße Teilnahme am "Rennen der Rennen" ein Traum. So auch wieder einmal für die Deutschen.

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Dabei standen die Chancen auf einen oder sogar zwei deutsche Starter im Prix d'Amerique 2011 lange Zeit sehr gut. Sowohl Brioni als auch der zwei Jahre jüngere Nu Pagadi - beide nicht nur in Deutschland geboren, sondern nach wie vor auch in deutschem Besitz - hatten den 30. Januar fest auf ihrer Agenda.

Während Nu Pagadi nur den Prix du Bourbonnais, eine der vier wichtigen Vorprüfungen, bestritt und danach mangels Form in Winterruhe geschickt wurde, blieb Brioni zwar in Frankreich, überzeugte aber nur im Prix de Bretagne, wurde für den Amerique als "zu leicht" befunden und läuft stattdessen am Samstag im Prix du Luxembourg.

Zum Idol, das der deutsche Trabrennsport zur Wahrnehmung in der Öffentlichkeit so dringend benötigt, taugt der Sieger geschweige denn Teilnehmer im Prix du Luxembourg jedoch nicht, dafür ist das Rennen viel zu unbedeutend. Ideal vermarkten ließe sich indes ein deutscher Amerique-Held, die so rar und sensationell sind wie deutsche Wimbledon-Sieger.

In der 90-jährigen Geschichte des Pariser Monster-Rennens triumphierten gerade einmal drei deutsche Pferde: 1953 Permit mit Walter Heitmann, die unlängst in die jetzt erst geschaffene "Hall of Fame des deutschen Trabrennsports" gewählt wurden, 1994 der aus Kanada importierte Sea Cove, dessen Besitzer Charles Grendel es danach immerhin in Thomas Gottschalks Late-Night-Show schaffte, und 2003 schließlich Alwin Schockemöhles Abano As, der in der deutschen Öffentlichkeit - wie der gesamte Trabrennsport auch - schon nicht mehr stattfand.

Heinz Wewering nicht mehr gefragt

Auch deutsche Fahrer muss man in der Siegerliste des Amerique lange suchen. Der letzte war 1974 der unvergessene Johannes Frömming mit der US-Stute Delmonica Hanover. Heinz Wewering, der einzige international konkurrenzfähige deutsche Sulkyakteur der letzten drei Jahrzehnte, der dieser Tage seinen 61. Geburtstag feiert, ist jenseits deutscher Grenzen nicht mehr gefragt. Seine jungen Nachfolger wie Roland Hülskath und Michael Nimczyk sind zweifellos talentiert, erhalten aber kaum Gelegenheit, sich international auszuzeichnen.

Die Vermarkter und Funktionäre des deutschen Trabrennsports müssen wohl oder übel nach anderen Wegen suchen, den hierzulande einst so populären Geschirrsport wieder einem breiteren Publikum schmackhaft zu machen und zu alter Blüte zu führen. Vielleicht sollte man den Rat von Brioni-Besitzer Günter Herz befolgen. Der Tchibo-Erbe und Milliardär empfahl dieser Tage, den jungen Pferden in Deutschland doch mehr Zeit zum Reifen zu geben und das Derby, das seit Menschengedenken den Dreijährigen vorbehalten ist, für Vierjährige konzipieren.

Neu ist die Idee wahrlich nicht, nur kommt sie jetzt aus berufenem Munde. Günter Herz lässt Brioni in Schweden trainieren, wo das "Blaue Band" unter den Vierjährigen ausgefochten wird. 2009 gewann das Svenskt Trav Derby ein gewisser Maharajah - er ist am Sonntag einer der großen Favoriten im Prix d'Amerique.

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