Tränen und Blech nach goldenem Vorspiel

SID
Max Hoff gewann bereits 2009 den WM-Titel im Einer-Kajak über 1000-Meter
© Getty

Trotz fünf Titeln und elf Medaillen haben die deutschen Kanuten ihr anvisiertes Ziel bei der WM im polnischen Posen verpasst. Bundestrainer Kießler sprach von einem "Warnsignal".

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Erst ein goldenes Vorspiel, dann Tränen und Blech im Finale: Angeführt von Goldjunge Max Hoff und dem bärenstarken Zweierkajak mit Martin Hollstein/Andreas Ihle haben die deutschen Kanuten bei den Weltmeisterschaften in Posen fünf Titel und elf Medaillen erpaddelt, doch das Ziel verpasste die erfolgsverwöhnte Flotte.

In den zwölf olympischen Disziplinen sprangen lediglich zwei Gold,- zwei Silber- und eine Bronzemedaille heraus. Dreimal Gold und sieben Medaillen waren die Vorgabe des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV).

Bei der viermaligen Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin flossen sogar Tränen der Wut und Enttäuschung.

Cheftrainer unzufrieden

"Das ist ein Warnsignal. Die Trainingsqualität muss besser werden", sagte Cheftrainer Reiner Kießler nach 28 Entscheidungen mit düsterer Miene im strahlenden Sonnenschein. Besonders im Frauen-Bereich erlitt der DKV auf dem Malta-See Schiffbruch - kein Gold in den vier olympischen Klassen.

"Die eine oder andere muss um ihren Platz kämpfen", sagte Kießler und fügte mit Blick auf Platz zwei in der Nationenwertung hinter Ungarn und auf London 2012 an: "Das ist ein Fingerzeig, dass wir weiter an unseren traditionellen Strecken arbeiten müssen."

Algen bremsen Wagner-Augustin

Wagner-Augustin war nach Platz sieben im Einerkajak über 500m auch nach Silber mit dem olympischen Viererkajak untröstlich: "Das waren unfaire Bedingungen. Im Vorfeld hätte man die Strecke noch einmal säubern müssen. Ich bin nur hinterhergefahren. Das war schon fast peinlich."

Wagner-Augustin, die mit der nicht-olympischen Kajak-Staffel zum Abschluss immerhin ihren zehnten WM-Titel holte, hatte sich im Einer-Rennen Algen eingefangen und knallte diese im Anschluss voller Wut auf den Tisch des Schieds-Gerichtes.

Wesentlich besser war es für den DKV am ersten Finaltag gelaufen. Der Kölner Hoff verteidigte seinen Titel in der Königsdisziplin im olympischen Einerkajak über 1000m erfolgreich, die Olympiasieger Hollstein/Ihle  triumphierten im Zweierkajak.

Franziska Weber holte Gold im nicht-olympischen Einerkajak der Frauen. Bei der WM-Premiere über 5000m war zudem Ronald Verch (Potsdam) im Canadier der Schnellste.

Goldfahrt nach Schulterproblemen

Hoff, der über 5000m zudem Silber gewann, lag nach einem tollen Schlussspurt über den Kilometer 0,496 Sekunden vor dem Briten Tim Brabants. Im Ziel schlug der von den deutschen Fans gefeierte 27-Jährige vor Freude mit der Hand aufs Wasser. "Da ist ein unglaublicher Druck von mir abgefallen", sagte Hoff.

Mit der Goldmedaille um den Hals feuerte Hoff den Zweierkajak mit Ihle/Hollstein lautstark an. Mit Erfolg: Im Ziel lag das in dieser Saison über den Kilometer noch unbesiegte Duo nur 0,180 Sekunden vor den Ungarn Zoltan Kammerer/Akos Vereckei.

Der Einsatz in diesem Jahr habe sich gelohnt, so Ihle. Der 31-Jährige hatte zuletzt mit Schulterproblemen zu kämpfen, kündigte nach der Goldfahrt aber eine Fortsetzung der Karriere an.

Seinen 23 Jahre alten Partner freute diese Entscheidung. "Wir ergänzen uns gut. Wir blicken jetzt Richtung London", sagte Hollstein nach seinem ersten WM-Titel.

Franziska Weber mit erster Goldmedaille

Ihre erste Goldmedaille holte auch Franziska Weber. Im Ziel folgte eine Umarmung mit Hoff, dann genoss sie ihren Triumph in vollen Zügen: "Bei der Hymne standen mir die Tränen in den Augen. Sie hätte ruhig noch ein bisschen länger gehen können."

Silber sicherten sich Ronald Rauhe im olympischen Einerkajak über die 200-m-Sprintdistanz und Carolin Leonhardt/Silke Hörmann  im nicht-olympischen Zweierkajak.

Bronze ging an den deutschen Meister Sebastian Brendel im olympischen Einercanadier und den nicht-olympischen Vierercanadier. "Silber fühlt sich an wie Gold", sagte Rauhe, dessen Start nach einer Bauchmuskelzerrung lange fraglich war.