Eine Schande für den Boxsport

Von SPOX
Nur selten überzeugte Bernard Hopkins die Fans mit sauberen Treffern gegen Roy Jones jr.
© Getty

Es sollte der letzte Auftritt zweier großer Champions werden, es wurde ein Komödienstadl. Beim Kampf zwischen Bernard Hopkins und Roy Jones jr. gab es eigentlich nur Verlierer.

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Es sollte der letzte Auftritt zweier großer Champions werden, es wurde ein Komödienstadl, das die Zuschauer zu lauten Buhrufen anstachelte. Beim Kampf zwischen Bernard "The Executioner" Hopkins (52 Siege - 5 Niederlagen - 1 Unentschieden) und Roy Jones jr. (54 - 7 - 0) gab es vieles, aber ganz bestimmt keinen hochklassigen Sport.

Nachdem Hopkins mit einer eigens für dieses Event geschriebenen Version des Sinatra-Klassiker "My Way" eingalufen war, dachten viele im Mandalay Bay Events Center in Las Vegas noch: Sehr kreativ, tolle Idee, hier geht's um etwas.

Immerhin hatte der 45-Jährige vor 17 Jahren schon einmal gegen seinen Kontrahenten verloren und somit eine Rechnung offen. Jones dagegen hatte schon beim offiziellen Wiegen mit witzigen Sprüchen und einem skurrilen Geschenkkorb für seinen Gegner gezeigt, dass er sich viel vorgenommen hatte.

Punktabzug für Jones jr.

Aber als die Ringglocke erstmals erklang, erstarb jegliche Hoffnung auf einen großen Fight im Keim. Jones versteckte sich vor seinem Gegner und ließ kaum einmal die Fäuste fliegen, Hopkins setzte seinerseits nur gelegentliche Nadelstiche.

Beide bewegten sich - ihrem Alter entsprechend - wie alte Männer durch den Ring, zeigten keinerlei Dynamik oder Aggressivität und ließen Runde um Runde weitgehend ungenutzt verstreichen. Hopkins gewann die meisten davon, aber wenn die Punktrichter gekonnt hätten, sie hätten sich ihrer Stimme wohl am liebsten enthalten.

Sowohl Hopkins als auch Jones wirkten schnell müde, der Kampf wurde unsauber - und dann kamen auch noch die Schauspieleinlagen dazu: Als sich sein Gegner wegdrehte, traf der 41-jährige Jones Hopkins mit einer Rechten leicht am Hinterkopf.

Der überlegte einen Moment, warf sich dann mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Matte und tat so, als stünde der Kampf kurz vor einem Abbruch. Es wäre für alle Beteiligten das Beste gewesen, doch der Executioner entschied sich weiterzumachen, nahm den Punktabzug gegen Jones aber gerne mit.

Hopkins-Plan: WM-Fight gegen Haye

Dieses Theater wiederholte er später noch einmal, nur musste ihn Ringrichter Tony Weeks diesmal darauf hinweisen, dass im gleichen Moment auch Hopkins selbst unfair zugeschlagen hatte und ein weiterer Punktabzug deswegen ausgeschlossen sei. Prompt konnte es weitergehen.

Kurz vor Schluss unterlief Jones dann noch ein unabsichtlicher Tiefschlag, der aber wohl niemanden ernsthafte Schmerzen bereitet hätte - außer Hopkins, der ein drittes Mal zusammenbrach.

Dass Weeks der mit Abstand stärkste Mann im Ring war, bewies er in dieser Szene, als er auf das Lamentieren des Altmeisters gar nicht einging und ihn stattdessen warnte, dass er innerhalb von fünf Minuten wieder kampfbereit sein müsse, sonst würde er verlieren. Kein Problem für Hopkins, der sich nochmal zusammenriss und den Kampf schließlich doch über die Bühne brachte.

Aufgrund von Jones' Leistungsverweigerung werteten die drei Punktrichter den Kampf mit 118-109, 117-110 und 117-110 und bescherten Hopkins so die lange erhoffte Revanche: "Es hat sich definitiv gelohnt, und es war eine süße Rache", sagte Hopkins nach dem Kampf.

Während Jones' Karriere wohl mit Siebenmeilenstiefeln ihrem Ende zugeht, hat Hopkins noch viel vor: Im Ringinterview machte der Mann aus Philadelphia eine Ankündigung, die das Publikum in ihren Buhrufen innehalten ließ: "Ich will David Haye!"

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