Scharfschützen aus Passion

Von Haruka Gruber
Schaffartzik gelang als Topscorer des DBB-Teams bei der Europameisterschaft der Durchbruch
© Getty

Das sind Dirk Nowitzkis Erben: Nach den guten Vorstellungen bei der EM sind deutsche Youngster auf dem Vormarsch. Zum Start der BBL-Saison haben sich bereits etliche Talente in den Fokus gespielt. "Die jungen Deutschen geben der BBL ein Gesicht. Fast alle Hoffnungsträger haben bisher überzeugt", sagt Bundestrainer Dirk Bauermann. Zum Start der Serie "Die Zukunft des deutschen Basketballs" stellen SPOX und Bauermann die neuen Stars vor. Mit dabei: ein Block-Monster und eine "Auftrags-Killerin".

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Point Guard: Heiko Schaffartzik (25, New Yorker Phantoms Braunschweig)

Statistik: 13,6 Punkte, 4 Assists, 50 Prozent Dreier, 30:55 Minuten

Der neue Star des deutschen Basketballs. Knüpft an seine starke EM an, ist bester deutscher Scorer (23.), bester deutscher Vorlagengeber (10.) und einer der Garanten für den perfekten Saisonstart der Braunschweiger (5 Spiele, 5 Siege). Sein Dreier ist Zucker. Machte in Ludwigsburg (75:74), was er am besten kann: Den entscheidenden Wurf zehn Sekunden vor dem Ende versenken.

Dirk Bauermann: "Heiko hat bei der EM basketballerisch und persönlich einen Riesensprung gemacht und sein Spiel auf das nächste Level gehoben. In Gießen lieferte er im letzten Jahr eine ordentliche Saison ab, aber Gießen war faktisch ein Absteiger. Jetzt ist er auf einem guten Weg, zu einem der besten Point Guards Europas zu werden. Heiko ist das neue Aushängeschild der BBL."

 

Point Guard: Per Günther  (21, ratiopharm Ulm)

Statistik: 7,4 Punkte, 2,6 Assists, 40 Prozent Dreier, 22:31 Minuten

Bekommt für einen 21-Jährigen massig Spielzeit und gehört zur Starting Five. Passt gut auf den Ball auf (1,1 Turnover) und nimmt die wichtigen Würfe. Mal mit mehr Erfolg (6 Punkte in der letzten Minute beim 85:80 in Bremerhaven), mal mit weniger Erfolg (verworfener Buzzer-Beater beim 75:76 in Hagen).

Bauermann: "Per spielt eine noch wichtigere Rolle als im letzten Jahr. Es macht Freude, ihm zuzusehen. Man erkennt an ihm, wie wichtig es ist, wenn ein junger Spieler das Vertrauen des Trainers spürt."

 

Shooting Guard: Nikita Khartchenkov (22, Mitteldeutscher BC)

Statistik: 8,3 Punkte, 1,3 Rebounds, 54,6 Prozent Dreier, 18:38 Minuten

Wichtige Korsettstange beim überraschend guten Saisonstart der Weißenfelser (5 Siege, 2 Niederlagen). Brandgefährlich von Downtown, sein Wurf ist genauso tödlich wie Namensvetterin und Auftragskillerin Nikita aus dem gleichnamigen Film. Zuletzt zeigte die Formkurve aber deutlich nach unten: In den vergangenen beiden Partien erzielte er keinen einzigen Punkt (0 von 5).

Bauermann: "Nikita war bei der A2-Nationalmannschaft lange dabei, er konnte sich aber nicht durchsetzen, weil die Physis und die Defense nicht ausgereicht haben. Werfen ist zu wenig. Wir haben ihm gesagt, dass er für die Nationalmannschaft ein Kandidat ist, wenn er sich zumindest zu einem solide und hart arbeitenden Verteidiger entwickelt und körperlich zulegt. Ich beobachte ihn genau, denn Spieler mit so einer unglaublichen Fähigkeit, von außen zu treffen, sind im internationalen Basketball sehr selten."

 

Shooting Guard: Robert Kulawick (23, BG Göttingen)

Statistik: 8,8 Punkte, 2,2 Rebounds, 1,4 Steals, 41,2 Prozent Dreier

Scharfschütze aus Passion, nimmt im Grunde nur Dreipunktwürfe. Hat in der Saison insgesamt erst dreimal (!) im Zweipunkt-Bereich abgeschlossen. Hatte gegen Gießen (86:64) eine Sternstunde, als er 5 von 10 Dreiern versenkte.

Bauermann: "Robert ist letztes Jahr in den Playoffs schon teilweise gestartet. Eigentlich war er wegen Verletzungen nur eine Notlösung, aber er hat seine Chance genutzt. Es ist gut zu sehen, dass ein Verein wie Göttingen, der früher fast ausschließlich auf US-Amerikaner gesetzt hat, mit ihm oder Chris McNaughton auch deutschen Spielern vertraut."

 

Small Forward: Robin Benzing (20, ratiopharm Ulm)

Statistik: 11,8 Punkte, 2,4 Rebounds, 29 Prozent Dreier, 22:31 Minuten

Spielt sehr stabil, punktete in sechs von acht Spielen zweistellig. Variiert seine Offensive deutlich mehr als bei der EM und nimmt von Downtown mehr Würfe als in der Zweipunktzone - was angesichts seiner schwachen Quote aber ein Rätsel bleibt.

Bauermann: "Ohne die EM wäre der Schritt von der 2. in die 1. Liga wohl schwerer gefallen. Er hat die Chance genutzt, sich gegen NBA- und Euroleague-Spieler zu bewähren und selbst zu realisieren, dass er da hingehört. Er ist eines der größten Talente Deutschlands und wenn er mit beiden Füßen auf dem Boden bleibt, ist er zu Großem berufen."

 

Small Forward: Johannes Lischka (22, LTi Gießen 46ers)

Statistik: 8,0 Punkte, 8,0 Rebounds, 2,0 Steals, 1,5 Blocks, 24:33 Minuten

Ein Power Forward im Körper eines Small Forwards. Extrem guter Rebounder, seine Steal- und Block-Werte sind ebenfalls überdurchschnittlich. Um international mithalten zu können, muss er aber mehr Dreier nehmen. Pausiert seit dem dritten Spieltag wegen eines Handbruchs.

Bauermann: "Was mir an Johannes gefällt: Er weiß, wie man den Ball in den Korb bekommt. Er zieht extrem dynamisch zum Korb. Aber er muss daran arbeiten, nicht nur zu penetrieren, sondern auch seinen guten Distanzwurf einzusetzen, denn auf europäischer Ebene ist er für die Power-Forward-Position zu klein."

 

Power Forward: Tim Ohlbrecht (21, Telekom Baskets Bonn)

Statistik: 9,6 Punkte, 3,1 Rebounds, 46,7 Prozent Dreier, 1,6 Blocks, 18:49 Minuten

Widerlegt viele Kritiker, besticht vor allem durch seine Effizienz. Er punktet in jeder zweiten Minute, zudem reichen die knapp 20 Einsatz-Minuten, um der beste Blocker der BBL zu sein. Zwei Mankos, die für NBA-Teams abschreckend sind: seine Foulanfälligkeit (3,0) und seine Inkonstanz. Den Skyliners schenkte er 20 Punkte ein, bei den Pleiten gegen Artland und in Düsseldorf hingegen tauchte er ab (jeweils 2 Punkte, 0 Rebounds).

Bauermann: "Tim macht da weiter, wo er bei der EM aufgehört hat. Das verlorene Jahr in Bamberg scheint vergessen. Zeigt sehr solide, zum Teil überragende Leistungen - und er hat weiterhin eine Menge Potenzial nach oben."

 

Center: Tibor Pleiß (19, Brose Baskets Bamberg)

Statistik: 5,8 Punkte, 3,7 Rebounds, 1,0 Blocks, 14:39 Minuten

Kommt besser mit Chris Fleming zurecht als letztes Jahr Ohlbrecht. Macht viel aus seiner Spielzeit, ist auf 40 Minuten hochgerechnet nicht viel schlechter als Konkurrent Elton Brown. Woran er arbeiten muss: die 3,3 Fouls pro Spiel.

Bauermann: "Ich bin sehr zufrieden damit, wie Tibor den schweren Schritt geschafft hat. Es ist nicht einfach, als junger Spieler erstmals in einer neuen Stadt einen Neubeginn zu wagen. Dass er von Spiel zu Spiel Schwankungen unterliegt, ist normal. Spätestens in den Playoffs wird er eine deutlich größere Rolle spielen als jetzt."

 

Center: Yassin Idbihi (26, New Yorker Phantoms Braunschweig)

Statistik: 11,2 Punkte, 4,2 Rebounds. 63 Prozent Wurfquote, 18:53 Minuten

Sehr beständig, bildet mit Schaffarzik eine starke deutsche One-Two-Combo. Teilt sich seine Spielzeit auf der Center-Position mit Jason Cain, der nicht ganz so offensivgefährlich ist (6,8), dafür aber besser reboundet (5,8).

Bauermann: "Ein schönes Zeichen, dass Yassin den Weg zurück nach Deutschland gefunden hat. Er ist ein Leistungsträger eines ungeschlagenen Teams, das sagt alles aus."

 

 

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