Das australische Ass trumpft auf

Von Stefan Maurer
Neil Robertson rückt mit seinem Sieg in Glasgow auf den dritten Rang des Provisional Rankings
© Getty

Neil Robertson ist der neue Grand-Prix-Champion. Im Finale schlug er Ding Junhui mit 9:4. Dabei konnten die Zuschauer fast zwei unterschiedliche Matches sehen. Bis zum 4:4 war der Chinese seinem australischen Kontrahenten ebenbürtig, doch dann setzte sich die "Melbourne Machine" deutlich durch. Ein verdienter Sieg, vor allem nach seinem Halbfinal-Thriller gegen John Higgins.

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Vier Main-Tour-Finals, vier Siege. Neil Robertson scheint unter Druck erst so richtig aufzublühen. Auch im Finale des Grand Prix in Glasgow war "The Aussie Ace" der bessere Spieler.

Sowohl Robertson als auch Ding Junhui kamen zur Nachmittags-Session mit offenen Visieren aus dem Spielertunnel und legten los wie die Feuerwehr. Robertson startete mit einem Break von 124 Punkten, konnte den Chinesen damit aber nicht schocken. Der konterte noch in der ersten Session mit einer 112 und hielt das Spiel offen.

Die Vorentscheidung in Frame neun

Auch den ersten Frame des Abends gewann Ding, der damit zum 4:4 ausgleichen konnte. Frame neun brachte die Vorentscheidung. Nach fast einer Stunde räumte der Australier Robertson die Farben von braun bis pink ab und sicherte sich die knappe Führung. Von diesem Schlag konnte sich Ding nicht mehr erholen.

In der Folge leistete er sich einige Fehler im Lochspiel, aber auch seine Safeties konnten nicht mehr überzeugen. Auch Robertson gelangen nicht mehr die ganz hohen Breaks, doch er minimierte die Risken und nutzte jede sich bietende Chance für einige Punkte.

Halbfinal-Thriller gegen Higgins

Robertson zeigte sich nach dem Sieg glücklich, sprach aber auch noch einmal seinen unglaublichen Halbfinal-Sieg gegen Lokalmatador, Titelverteidiger und Weltmeister John Higgins an: "Es ist unglaublich. Im Halbfinale gegen John habe ich wohl das beste Snooker gespielt, dass man jemals von mir im Fernsehen sehen konnte. Es war sehr schwer, dieses Niveau im Finale zu halten. Ich dachte, es würde für Ding reichen, solange ich ihn nur vom Tisch fernhalten konnte."

Gegen den Schotten Higgins hatte Robertson in der Vorschlussrunde mit 6:5 gewonnen und dabei eine herausragende Leistung gezeigt. Das Spiel entschied er auf die letzte Schwarze in Frame 13 für sich.

Nach einem Lochversuch konnte er den Spielball an die kurze Bande legen, aber Schwarz lag lochbar vor der gegenüberliegenden Ecktasche. Higgins ging den schweren Ball an, ließ die schwarze Kugel direkt vor dem Tascheneinlauf liegen und gratulierte seinem Gegner. Drama pur in der Kelvin Hall.

Higgins gewinnt Gigantenduell

Zwei Runden zuvor war Higgins in einer ähnlichen Snooker-Schlacht siegreich. Im Top-Duell der zweiten Runde bezwang der Weltmeister den Weltranglisten-Ersten Ronnie O'Sullivan mit 5:4.

Der englische Superstar hatte beim Stand von 4:3 zwei Mal die Chance, das Match zu beenden, doch er scheiterte. Zuerst verschoss er mit einer 56:6-Führung im Rücken eine einfache Rote und später vergab er beim Spiel auf die Farben einen weiteren Matchball, als er eine lange Blaue verschoss, die im Tascheneinlauf klapperte.

O'Sullivan sagte nach der Niederlage: "Mein Stoß war heute technisch nicht perfekt, also sind alle langen Bälle schwierig. Rückblickend hätte ich die Blaue mit der linken Hand spielen sollen. Auch wenn ich schlecht spiele, bleibe ich noch vier, fünf Jahre in den Top-Vier. Es gibt außer John niemanden, der mir Kopfschmerzen bereitet."

Robertson schreibt Snooker-Geschichte

Mit seinem vierten Titel ist Robertson nun der erfolgreichste Nicht-Brite der Snooker-Geschichte. Auch Ding hatte vor dem Finale drei Titel auf seinem Konto und wird Robertson in Zukunft einen harten Fight um diese Krone liefern.

Überhaupt wird auch der Chinese mit seinem Turnier mehr als zufrieden sein, konnte er doch erstmals seit über einem Jahr wieder beweisen, dass er zu den besten Spielern der Welt gehört. Das bestätigte auch Robertson: "Nach meinen bisherigen Siegen gab es immer Kritik. Es hieß, ich hätte keine Weltklasse-Spieler geschlagen. Mit Ding ist das jetzt anders. Er gehört zur absoluten Weltspitze."

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