"Wenn ich so was schon höre!"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Robert Maras spielte 66 Mal für die deutsche Nationalmannschaft
© FC Bayern München

Robert Maras hat in der BBL gespielt, im Ausland und für die Nationalmannschaft. Überall war er erfolgreich. Nach einem unglücklichen Jahr in Gießen wechselte der 30-Jährige nun in die zweite Liga - zum FC Bayern München. Bei SPOX spricht er über den Neuanfang in München, Besuch von den Fußball-Profis und die prekäre Situation der BBL.

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SPOX: Herr Maras, wie kam es zum Wechsel zu Bayern München?

Robert Maras: Über Coach Georg Kämpf kam der erste Kontakt zustande. Er hat mir seine Pläne und seine Philosophie erklärt. Ich war sofort begeistert und die Rolle, die er mir zugedacht hat, war sehr interessant. Zwar spiele ich jetzt keinen Erstligabasketball mehr, aber der Verein will ja möglichst schon in dieser Saison aufsteigen.

SPOX: Sie fühlen sich also wohl?

Maras: Das letzte Jahr in Gießen war ja nicht so super für mich, insofern ist das hier ein Neuanfang. Die Entscheidung habe ich bisher noch in keiner Minute bereut. München ist eine tolle Stadt, die Truppe ist super, die Organisation überragend. Ich habe schon bei vielen Klubs gespielt, aber nirgends ist es so professionell aufgezogen wie hier. Selbst bei Alba Berlin nicht.

SPOX: Wie lief die Vorbereitung?

Maras: Wir haben gegen einige Bundesligisten lange gut mitgehalten. Wenn wir so über 40 Minuten spielen können, dann brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken. Aber ganz klar: Insbesondere Bayreuth und Karlsruhe haben das gleiche Ziel wie wir.

SPOX: Schauen eigentlich auch die Fußball-Profis mal vorbei?

Maras: Ab und zu. Mark van Bommel war vor ein paar Tagen da. Wir haben ein bisschen geplaudert und er fragte, wie es bei uns so läuft und wie oft wir trainieren. Ich sagte: 'Ganz normal, zweimal am Tag.' Da ist ihm ganz schön die Kinnlade runtergeklappt. Also die Fußballer machen sich wahrlich nicht kaputt (lacht).

SPOX: Zur ersten Liga: Wie sehen Sie die aktuelle Lage der BBL?

Maras: Ich finde es sehr schade, dass bei einigen Klubs überhaupt keine Kontinuität drin ist. Man kann es teilweise verstehen, denn wenn man amerikanische Spieler holt und diese gut spielen, dann bekommen sie halt ein besseres Angebot und sind sofort wieder weg.

SPOX: Wie durchbricht man diesen Teufelskreis?

Maras: Meine Hoffnung ist, dass die EM einigen Vereinen die Augen geöffnet hat. Man hat gesehen, dass es gute deutsche Spieler gibt. Vor allem von Robin Benzing erwarte ich einiges.

SPOX: Heiko Schaffartzik war der andere Spieler, der Deutschlands Fans viel Freude gemacht hat.

Maras: Heiko hat eine Wahnsinns-EM gespielt, die ihm kaum einer zugetraut hätte. In Braunschweig ist er jetzt erster Aufbauspieler und wird dort zum Glück viel spielen dürfen.

SPOX: Sie haben in Gießen mit Schaffartzik zusammen gespielt. Wie ist er so?

Maras: Heiko ist ein richtig lustiger Typ. Mit ihm zu spielen, hat echt Spaß gemacht. Wir kamen super miteinander aus. Ich wünsche ihm alles Gute in Braunschweig.

SPOX: Wie muss man diese EM einordnen? Sind Schaffartzik, Benzing und Co. jetzt auch die Stars der BBL?

Maras: Es gibt ja leider kaum noch deutsche Stars. Welche deutschen Spieler kennt man denn heute noch, außer den altgedienten Nationalspielern wie Demond Greene oder Patrick Femerling? Für die neuen Gesichter kommt jetzt nach der EM der Ligaalltag, da muss man sehen, wie sie das meistern. Es ist sicherlich auch an der BBL, die neuen Spieler zu Stars aufzubauen.

SPOX: Wenn man Ihnen so zuhört, merkt man gleich, dass Sie - wie eigentlich alle Spieler - auch dafür sind, die Quote der deutschen Spieler zu erhöhen...

Maras: Auf alle Fälle. Es gibt doch genug Talente bei uns. Es ist schon traurig, dass ein Elias Harris aufs College gehen muss, um Spielzeit zu bekommen.

SPOX: Die Liga hat gerade beschlossen, dass ab 2010 jedes Team immer mindestens fünf deutsche Spieler im Kader haben muss. Wie bewerten Sie diese Maßnahme?

Maras: Schön, dass endlich mal etwas getan wurde. Aber meiner Meinung nach ist das immer noch zu wenig. Ein bisschen schade finde ich auch, dass das "DSF" als ausstrahlender Sender nicht mehr Druck gemacht hat. Als wichtige Geldquelle hätten die sicher sagen können, dass sie mehr deutsche Spieler zeigen wollen.

SPOX: Viele Klubverantwortliche behaupten allerdings, dass deutsche Spieler einfach zu teuer sind.

Maras: Wenn ich so etwas schon höre! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schaffartzik mehr als 100.000 Euro kostet. Das kosten die Amis auch, und teilweise bringen sie nicht die gleiche Leistung.

SPOX: Im Raum stand lange Zeit auch die 4+1-Regelung, nach der pro Team immer ein Deutscher auf dem Feld stehen muss. BBL-Geschäftsführer Jan Pommer meint allerdings, dass man das nicht effektiv kontrollieren könnte.

Maras: In der zweiten Liga hat es auch geklappt. Diese Argumentation kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

SPOX: Glauben Sie denn, dass dieser Vorschlag nach dem aktuellen Beschluss vom Tisch ist?

Maras: Ich denke schon. Es ist ja nicht nur die Liga dagegen. Es gibt genügend Vereine, die das immer zu verhindern versucht haben. Auch wenn Vereine wie Alba Berlin immer so tun, als wollten sie deutsche Talente fördern. Spielen tun doch immer nur die Ausländer.

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