Gay will siegen - zur Not mit Weltrekord

SID
In New York 2008 liefen Gay (l.) und Bolt gegeneinander - Bolt siegte in 9,72 sek mit Weltrekord
© Getty

The heat ist on. Tyson Gay und Usain Bolt sind heiß auf die Sprintduelle bei der WM in Berlin. Die Kontrahenten lieferten sich auf ihren Pressekonferenzen schon einen Schlagabtasuch und präsentierten sich siegessicher. Die Duelle in Berlin sind die ersten des Jahres. Seither hingen sich die Rivalen aus dem Weg.

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Erst warf Weltmeister Tyson Gay seinem Widersacher Usain Bolt den Fehdehandschuh hin und forderte ihn zum großen Showdown heraus, dann konterte der Olympiasieger bei seinem humorvollen Auftritt.

Kurz vor dem Giganten-Duell der Leichtathletik-WM in Berlin um die Sprint-Krone über 100 m am Sonntag sind die Rivalen der Rennbahn zumindest verbal schon in Hochform. "Ich habe eine Zeit von unter 9,69 im Kopf. Ich will schnell rennen und gewinnen, und wenn dass nur mit Weltrekord geht, dann muss ich den eben brechen", sagte der Amerikaner Gay bei seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Ankunft in Berlin im Radisson Blue.

Bolt: "Ich denke, dass ich schneller sein werde"

Der Dreifach-Weltmeister war gemächlichen Schrittes erschienen, seine Trainingsjacke hatte mit goldenen Streifen schon einmal die richtige Farbe, die schwarze Sonnenbrille hing lässig auf seinem Kopf. Gay demonstrierte Lockerheit und strahlte Selbstvertrauen aus: "Ich freue mich auf das Rennen. Wahrscheinlich wird der schnellste Sprinter aller Zeiten ermittelt."

Bolts Konter ließ nicht lange auf sich warten. "Ich denke, dass ich schneller sein werde. Ich bin bereit. Ich weiß, was ich tun muss, um Champion zu werden", sagte der dreimalige Olympiasieger von Peking bei seiner PK im chilligen Reggea-Klub Yaam am Berliner Ostbahnhof und ergänzte: "Ich kann das Rennen gegen Tyson kaum erwarten. Vor ihm habe ich großen Respekt."

Bolt und die Schaumstoff-Armen

Der 22-Jährige sorgte für Lacher, als er die Bühne mit zwei künstlichen Schaumstoff-Armen betrat, die die Siegerpose des Superstars nachstellten. "Ich werde immer bedrängt: Mach' die Pose, mach' die Pose! Die Bolt-Arme sparen Energie", witzelte Bolt.

Solche Aktionen gab es bei Gay vier Stunden zuvor nicht zu sehen. "Ich bin vielleicht das, was Sie langweilig nennen würden. Ich mache keine Muskelspiele", meinte Gay. Rivale Bolt sei für die Unterhaltung zuständig: "Er ist eine aufregende Person, das beweist er auch immer wieder auf der Bahn."

Treffen bei Müller-Wohlfahrt

Über den Weg gelaufen sind sich die beiden Superstars in diesem Jahr erst einmal: In der Arztpraxis von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München. "Das war ein kleiner Schock", erklärte Gay: "Das ganze Jahr sehe ich ihn nicht und dann renne ich beim Arzt fast in ihn hinein. Es war cool."

Bolt soll eine Rückgratverkrümmung leichte Beschwerden bereitet haben. Gay leidet seit geraumer Zeit an Leistenbeschwerden, weswegen er am Wochenende seinen Start beim Cottbuser Meeting abgesagt hatte. Bei der WM werde ihn das aber nicht behindert, versicherte Gay.

Bisher nur ein Duell

Auf der Bahn hat es in dieser Saison noch kein Kräftemessen gegeben. Beim bislang einzigen Duell der beiden über 100 m am 31. Mai 2008 in New York hatte Bolt die Nase vorn. Damals ging dessen Stern durch seinen Weltrekord in 9,72 Sekunden auf. Gay: "Ich bin dieses Mal der Underdog. Aber damit fühle ich mich wohl."

Fraglich ist, wie Bolt das Chaos in seinem eigenen Team wegsteckt. Er selbst sieht darin angeblich kein Problem: "Wir haben ein gutes Team. Alles ist in Ordnung, alle sind hier."

Chaos im jamaikanischen Team

Am Mittwoch waren zunächst sechs jamaikanische Top-Sprinter, darunter Ex-Weltrekordler Asafa Powell und Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser vom nationalen Verband JAAA von der WM ausgeschlossen worden.

Der Weltverband IAAF intervenierte jedoch und die Suspendierung wegen der Nichtteilnahme am Vorbereitungslehrgang in Herzogenaurach wurde zurückgenommen. Eine endgültige Entscheidung soll in Kürze fallen.

Usain Bolt im Interview