Nowitzki darf nicht zur EM

SID
Dirk Nowitzki verabschiedet sich vom EM-Traum und konzentriert sich stattdessen auf die Mavericks
© Getty

Die deutschen Basketballer müssen bei der EM in Polen auf Dirk Nowitzki verzichten. Mavericks-Boss Mark Cuban legte sein Veto gegen den Einsatz des gebürtigen Würzburgers ein.

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Ohne NBA-Star Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks muss die stark verjüngte Mannschaft von Bundestrainer Dirk Bauermann nahezu chancenlos zur EM nach Polen (7. bis 20 September) reisen.

Die Teilnahme des 31-Jährigen scheiterte am Veto des Klub-Besitzers Mark Cuban, der sich auf eine Absprache mit Nowitzki vor den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Peking berief, wonach sich der Allstar in der kommenden Spielzeit primär auf die NBA und die Mavericks konzentrieren sollte.

Nowitzki: "Kann den Standpunkt von Cuban verstehen"

"Ich hätte sehr gerne gespielt und stehe auch gut im Training. Aber ich kann den Standpunkt von Mark Cuban komplett verstehen und stehe zu meinem Wort", sagte Nowitzki, der sich in seinem Geburtsort Würzburg auf die EM vorbereitete.

Nach seiner Absage bemühen sich die Verantwortlichen des Deutschen Basketball Bundes (DBB) nunmehr verstärkt um grünes Licht für einen EM-Start des erfahrenen Centers Chris Kaman (Los Angeles Clippers).

Kein Rücktritt von Nowitzki

Um einen Rücktritt Nowitzkis handele es sich bei der Absage aber nicht, betonte DBB-Präsident Ingo Weiss. "Wir haben mit Mark Cuban und den Dallas Mavericks seit zehn Jahren hervorragende und verlässliche Partner, die es immer ermöglicht haben, dass Dirk für die Nationalmannschaft spielen kann. Insofern akzeptieren wir diese Entscheidung voll und ganz und haben jetzt eine Situation, die wir nach Peking realistisch erwarten mussten, auch wenn wir bis zuletzt die Hoffnung hatten, dass Dirk auch in diesem Sommer spielen wird", erklärte der DBB-Boss.

Bauermann, der sich derzeit mit dem vorläufigen 15er-Kader auf die beiden Testspiele am Samstag in Braunschweig (19.00 Uhr) und am Sonntag in Dessau (17.00) gegen Serbien vorbereitet, muss seine Erwartungen und Ziele für Polen entsprechend neu formulieren.

Direkte Qualifikation ist gefährdet

Denn die Chancen auf eine direkte Qualifikation für die EM 2011 oder gar die WM 2010 in der Türkei ist in weite Ferne gerückt. Befürchtet werden muss sogar ein frühes EM-Aus nach den Gruppenspielen gegen Lettland, Titelverteidiger Russland und einen Qualifikanten (Frankreich oder Italien).

"Jetzt müssen wir damit rechnen, dass dass wir den Hintern versohlt bekommen. Aber das gehört auch zu einer Entwicklung. Es ist natürlich nicht schön, wenn die jungen Spieler ihre Karrieren mit Niederlagen beginnen", ergänzte der 51 Jahre alte Bauermann.

Nowitzkis Ausfall ist nicht zu kompensieren

Die Erfahrung von Nowitzki, der seit seinem Länderspiel-Debüt am 26. Februar 1997 insgesamt 127-mal das DBB-Trikot trug und im Schnitt pro Partie 21,1 Punkte erzielte, ist nicht zu kompensieren. Bauermann hatte die schlechte Nachricht bereits geahnt: "Je länger es sich hinzieht, je weniger optimistisch bin ich."

Die formellen Voraussetzungen waren geschaffen, die obligatorischen Versicherungsverträge lagen in der Schublade. "Wir alle respektieren und unterstützen Dirks Entscheidung vorbehaltlos. Natürlich wäre seine basketballerische Klasse, seine Führungsqualität und schiere Präsenz gerade jetzt in der Phase des Neuaufbaus extrem wichtig gewesen, aber eine Pause nach so vielen erfolgreichen Jahren ist sicher mehr als verdient. Keine Mannschaft der Welt kann den Verlust ihres Superstars kompensieren", so Bauermann.

Viele Routiniers sind nicht mehr dabei

In Mithat Demirel, Patrick Femerling, Pascal Roller und Robert Garrett hatten bereits nach Peking vier Routiniers ihren Rücktritt erklärt.

Sie waren - wie auch Nowitzki - wesentlich am Aufschwung des deutschen Basketballs mit dem Gewinn von WM-Bronze 2002 in Indianapolis und EM-Silber bei den EM 2005 in Belgrad und der Qualifikation für Olympia beteiligt.

Diese Zeiten scheinen - zumindest vorerst - vorbei.

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