Prokop: "Bevölkerung mitgerissen"

SID
Clemens Prokop ist seit 2001 Präsident beim DLV
© Getty

DLV-Präsident Clemens Prokop bewertet die WM in Berlin als eine "Initialzündung" für die deutsche Leichtathletik. Im Interview zieht er ein positives Fazit der letzten neun Tage.

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Am heutigen Sonntag endet die Leichtathletik-WM in Berlin, bei der die deutschen Athleten mit bislang neun Medaillen die gesteckten Erwartungen übertrafen. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) Clemens Prokop bilanziert im Interview das Abschneiden der deutschen Mannschaft.

Frage: Herr Prokop, wie fällt die WM-Bilanz für den DLV aus?

Clemens Prokop: Wir haben mit der WM in Berlin ein klares strategisches Ziel verbunden. Wir wollten die Leichtathletik in Deutschland beleben. Das Ziel ist gelungen. Die WM war eine Initialzündung für unsere Sportart in Deutschland. Wir haben faszinierende Wettkämpfe gesehen. Unsere Mannschaft hat sich gut behauptet und mit vielen Medaillen die Bevölkerung mitgerissen. Die Einschaltquoten im Fernsehen waren hervorragend.

Frage: Kritik gab es an der Auslastung des Stadions, das an einigen Tagen nicht mal halb gefüllt war.

Prokop: Wir wussten vorher, dass es schwer werden würde, das große Olympiastadion zu füllen. Die Kritik an den Preisen ist jedoch unberechtigt. Es waren zuvor noch nie so viele Besucher bei einer Leichtathletik-WM wie in Berlin. Man muss vielleicht darüber nachdenken, die Anzahl der WM-Tage zu reduzieren. Neun Tage ist eine lange Zeit. Das hatte zur Folge, dass wir von Montag bis Mittwoch keinen so guten Zuspruch hatten.

Frage: Welchen konkreten Nutzen ziehen Sie aus dem positiven Verlauf?

Prokop: Wir sind nicht blauäugig. Es wird für uns bestimmt nicht immer so weitergehen. Aber wir haben eine gute Basis für die nächsten Großereignisse wie die EM im kommenden Jahr und vor allem die Olympischen Spiele 2012 gelegt. Wir haben ein junges Team, das seinen Zenit noch längst nicht erreicht hat.

Frage: Was war für Sie der bleibende Augenblick der WM?

Prokop: Das war sicherlich der Moment als Siebenkämpferin Jennifer Oeser im abschließenden 800-m-Lauf stürzte. Viele dachten jetzt, was macht sie? Und dann ist sie aufgestanden und ins Ziel gerannt. Das hatte symbolischen Wert. Man kann stürzen, aber man muss wieder aufstehen. Wenn ich in einigen Jahren an diese WM zurückdenke, wird mir zuerst diese Szene vor Augen treten.

Frage: Glauben Sie, dass der Stadt Berlin die WM guttat?

Prokop: Die Stadt Berlin zog einen großen Nutzen aus den Titelkämpfen. Wenn man bedenkt, dass der Tourismus eine ganz entscheidende Einnahmequelle Berlins ist und mit dieser WM tolle Bilder der Stadt in 190 Ländern ausgestrahlt wurden, dann war das ein guter Impuls.

Frage: Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Teams?

Prokop: Man konnte sehen, das wir gute junge Athleten haben, die auf höchstem Niveau mithalten. Hochspringer Raul Spank mit Bronze etwa. Sogar auf Laufstrecken. Antje Möldner hat über 3000 m Hindernis zweimal den deutschen Rekord geknackt und stand im Finale. Das lässt hoffen.

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