DLV-Athleten wollen Peking-Debakel ausbügeln

SID
Hochspringerin Ariane Friedrich ist bei der Heim-WM in Berlin Deutschlands größte Goldhoffung
© Getty

Die deutschen Leichtathleten wollen bei der Leichtathletik-WM ihr enttäuschendes Olympia-Abschneiden vergessen machen. Größte Goldhoffnung ist Hochspringerin Ariane Friedrich.

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Drei Tage vor dem WM-Auftakt in Berlin haben sich Deutschlands Leichtathleten in Kienbaum auf ein großes Ziel eingeschworen. Im brandenburgischen Trainingszentrum legten DDR-Teams einst das Fundament für glorreiche Siege.

Bei den Weltmeisterschaften vor der Wende dominierten sie 1983 und 1987 mit je zehnmal Gold den Medaillenspiegel. Unter völlig anderen Bedingungen muss das zehnte gesamtdeutsche Team bei der 12. WM vielleicht mit dreimal Edelmetall zufrieden sein: Genau dies setzte die bundesdeutsche Mannschaft vor 22 Jahren in Rom dem noch aktuellen WM-Rekord der DDR (31) entgegen.

Prokop: "Es wird besser als in Peking"

Im Jahr eins nach dem Olympia-Fiasko von Peking mit einer einzigen Medaille für Bronze-Speerwerferin Christina Obergföll (Offenburg) scheinen nach dem Ausfall von Marathonfavoritin Irina Mikitenko (Wattenscheid) sieben Plaketten wie vor zwei Jahren bei der WM in Osaka fast illusorisch.

"Sie sind unser Ziel, ob wir es trotz besserer Weltranglisten-Platzierungen gegenüber den letzten Jahren erreichen, ist eine andere Sache", sagt Clemens Prokop. Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gibt sich sicher: "Es wird besser als in Peking."

Goldhoffnungen ruhen auf Friedrich

Viel mehr als drei Medaillen darf ein Realist vom derzeit noch 90 Köpfe starken DLV-Team nicht erwarten. Hochspringerin Ariane Friedrich (Frankfurt/2,06), bei ihrer einzigen Saisonniederlage 2009 höhengleich mit Kroatiens Weltmeisterin Blanka Vlasic, gilt als einzige echte Goldhoffnung.

Die zweimalige Vize-Weltmeisterin Christina Obergföll steht zwar auch an der Spitze der Weltrangliste (68,59m), ist nach vier Niederlagen in den letzten fünf Wettkämpfen aber nervlich angeschlagen und ähnlich wie Europameisterin Steffi Nerius (Leverkusen (66,82) allenfalls Bronzekandidatin.

Und bei den Männern scheint zwei Jahre nach dem Silber von Osaka nur Lokalmatador Robert Harting (68,10m) stabil genug für Edelmetall.

Bayer, Harting und die Sprintstaffel mit Chancen

Alle anderen Chancen sind vage, auch wenn DLV-Athleten in zwölf weiteren Fällen unter den sechs Besten der "bereinigten Weltrangliste" (drei Athleten pro Land) zu finden sind: Vierte bei den Männern sind Hallen-Europameister Sebastian Bayer (Bremen), der neben seinen 8,49m zu viele Wettkämpfe deutlich unter acht Meter bot, Stabhochspringer Alexander Straub (Filstal/5,81) und die 4x100-m-Staffel (38,40 Sekunden).

Fünfter wie Harting ist auch die 4x400-m-Staffel (3:02,30 Minuten). Auf Platz sechs rangieren Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg/21,10), WM-Dritter von 2005, sowie Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch (Frankfurt/8374), ein Mann mit viel Potenzial.

Halten Heidlers Nerven?

Bei den Frauen steht die 4x100-m-Staffel (43,12) sogar auf Platz drei, doch einige Konkurrenten haben nicht alles gezeigt. Vierte wie Nerius ist auch Siebenkämpferin Jennifer Oeser (Leverkusen/6442), Fünfte die oft nervenschwache Hammer-Titelverteidigerin Betty Heidler (Frankfurt/75,83).

Auf Platz sechs rangieren die 4x400-m-Staffel (3:29,21), die Kugelstoß-WM-Dritte Nadine Kleinert (Magdeburg/19,80) sowie Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen/4,70), Zweite der Hallen-EM.

Dietzsch wirft jenseits von Gut und Böse

Zu einer Überraschung könnten Anna Battke (Mainz/4,68), zuletzt mit falschen Stäben völlig am Potenzial vorbeigesprungen, und die Siebenkampf-EM-Dritte Lilli Schwarzkopf (Paderborn/6355) fähig sein.

Jenseits von Gut und Böse warf zuletzt die dreimalige Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch (Neubrandenburg), die mit 62,50m in der Weltrangliste keine Rolle spielt, aber eine Chance hat, wenn doch noch der Knoten platzt. Außenseiterchancen bei den Männern hat der Dresdener Olympia-Fünfte Raul Spank (2,31) im Hochsprung.

"Es wird eine Menge strahlende Deutsche geben", sagt Sportdirektor Jürgen Mallow, der auf den beflügelnden Effekt des Heimvorteils setzt. Doch er weiß auch, dass ein zahlenmäßig großes Team dann zum Problem werden kann, wenn zu viele Ausgeschiedene die Stimmung in der Mannschaft kaputt machen.

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