23 Gründe gegen ein erneutes Debakel

Von Florian Regelmann/Alexander Mey
Sebastian Bayer und Ariane Friedrich wollen das Olympiastadion in Berlin zum Kochen bringen
© Getty
Cookie-Einstellungen

10 Athleten im Fokus

Silke Spiegelburg (Stabhochsprung)

Okay, im Stabhochsprung der Frauen ist das ja alles eine ganz einfache Sache. Platz eins ist an Jelena Issinbajewa vergeben. Grundsätzlich. Immer. Überall. Aber danach wird es erst so richtig interessant. Für Silber und Bronze kommt eine ganze Reihe von Damen in Frage. Unter anderem auch Silke Spiegelburg. Die 23-Jährige liegt mit 4,70 Metern in der Weltjahresbestenliste auf Rang sechs. Mal schauen, ob die Siebte von Peking in Berlin vielleicht eine neue persönliche Bestleistung aufstellt. Dass sie frech ist, hat sie schon 2005 bewiesen. Damals stellte sie in Münster mit 4,48 Meter einen neuen Junioren-Weltrekord auf - und nahm ihn einer gewissen Jelena Issinbajewa ab.

Entscheidung: Montag, 17. August, 18.45 Uhr

Carolin Nytra (100 Meter Hürden)

Gestatten, Carolin Nytra, also known as die Freundin von Weitsprung-Ass Sebastian Bayer, die ihn zu Höchstleistungen treibt.

Aber Nytra ist nicht nur Freundin, sie hat sich selbst in den erweiterten Kreis der internationalen Spitze geschoben. 12,78 Sekunden stehen für Nytra in diesem Jahr zu Buche. Nicht schlecht, aber noch fehlt ein Tick ganz nach oben. Sie hat auf jeden Fall Außenseiterchancen auf eine Final-Teilnahme.

Generell sind die 100 Meter Hürden so offen wie nie. Es fehlt nicht nur die Schönste (Susanna Kallur/verletzt), es fehlt auch die Schnellste (Lolo Jones/nicht qualifiziert).

 

 

Entscheidung: Mittwoch, 19. August, 21.15 Uhr

Franka Dietzsch (Diskuswurf)

2008 war ein Seuchenjahr für Franka Dietzsch. Wegen diverser gesundheitlicher Probleme musste die dreimalige Weltmeisterin die Teilnahme an den Olympischen Spielen absagen. Auch in dieser Saison ist Dietzsch in der Weltjahresbestenliste nicht ganz vorne zu finden, mit Nadine Müller ist selbst eine eigene Teamkollegin vor ihr. Topfavoritinnen auf Gold sind Stephanie Brown Trafton (USA) und Natalya Sadova (RUS), aber Vorsicht vor der alten Franka. Im Training fliegt der Diskus nach eigenen Angaben schon wieder ziemlicht weit. Nicht auszuschließen, dass die 41-Jährige in Berlin noch mal richtig einen raus haut.

Entscheidung: Freitag, 21. August, 20.20 Uhr

Verena Sailer (100 Meter)

Nein, Deutschland wird keine Sprinterin im 100-Meter-Finale haben. So verrückt wird es nicht. Aber mit Verena Sailer hat der DLV wieder eine schnelle Frau, mit der man sich auf und neben der Bahn sehen lassen kann. 2009 liegt Sailer in Europa sogar auf Rang zwei. 11,18 Sekunden lief die 23-Jährige bei der deutschen Meisterschaft, beim Meeting in Wattenscheid steigerte sie sich sogar auf 11,11 Sekunden. Zugegeben, mit Windunterstützung, aber dennoch sehr respektabel. Das Halbfinale könnte Sailer packen. Den Titel werden wohl Jamaika (Kerron Stewart, Shelly-Ann Fraser) und die USA (Carmelita Jeter) unter sich ausmachen.

Entscheidung: Montag, 17. August, 21.35 Uhr

Pascal Behrenbruch (Zehnkampf)

Es hätte alles so schön sein können. Als Michael Schrader in Götzis mit 8522 Punkten auftrumpfte und sich mit einem Schlag zum Medaillenkandidaten aufschwang, freute sich der Leichtathletik-Fan schon auf einen Sensations-Zehnkampf in Berlin. Wie bei Frank Busemann mit einem deutschen Zehnkämpfer mitfiebern, das wäre was gewesen. Doch Schrader ist verletzt. Bitter. Aber Schluss jetzt mit dem Gejammer: Es gibt ja noch Pascal Behrenbruch. Der 24-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt hat in diesem Jahr zwar "nur" 8374 Punkte zu bieten, aber auch er ist für eine Sensation gut. Wenn er den Weitsprung "überlebt" und sich zur Abwechslung mal in keiner Disziplin einen groben Patzer leistet, ist sogar eine Medaille drin. Topfavoriten sind aber andere: Zum einen Tom Pappas - klar, den kennt man. Und dann noch ein junger Kubaner: Leonel Suarez. Es wird auch ohne Schrader spannend.

Entscheidung: Donnerstag, 20. August, 21.15 Uhr

Mark Frank (Speerwurf)

Pitkämäki oder Thorkildsen? Thorkildsen oder Pitkämäki? Weltmeister (der Finne) oder Olympiasieger (der Norweger)? Es läuft alles auf das skandinavische Duell heraus, auch wenn man auf einen Letten aufpassen muss. Vadims Vasilevskis warf den Speer in diesem Jahr einfach mal locker über 90 Meter und wollte damit wohl sagen, dass sich die beiden Topstars warm anziehen können. Aus deutscher Sicht ist ein Blick auf das Speerwurf-Finale auch lohnenswert, denn Mark Frank kommt nach drei verletzungsreichen Jahren immer besser in Form. 83 oder 84 Meter hat er locker drin, das Olympiastadion liegt ihm außerdem.

Entscheidung: Sonntag, 23. August, 16.20 Uhr

David Storl (Kugelstoßen)

Deutsche Männer können Kugeln stoßen. Konnte Oliver-Sven Buder, kann Ralf Bartels und jetzt kommt David Storl. Der 19-jährige Schüler vom Sportgymnasium Chemnitz hat es sich 2009 zum Hobby gemacht, den Junioren-Weltrekord zu verbessern. Wieder und immer wieder. Storl war der erste Jugendliche, der die 22-Meter-Marke überwinden konnte. Aktuell steht seine Bestmarke bei 22,73 Meter. Mit der "Erwachsenenkugel" hat er auch schon 20,43 Meter zu Buche stehen. DER Mann der Zukunft, in Berlin sollte man ihn sich schon mal anschauen.

Entscheidung: Samstag, 15. August, 20.15 Uhr

Robin Schembera (800 Meter)

"Bei der WM möchte ich den Afrikanern ein bisschen einheizen, möglich ist alles", sagt Robin Schembera. Das ist mal eine Ansage. Der 20-Jährige war 2007 Junioren-Europameister und er hat das Potenzial, auch bei den Senioren für Furore zu sorgen. Schembera ist ein Wettkampftyp, der sich nicht in die Hose macht und in Berlin angreifen will. Und das, obwohl er einen Nachteil hat. "Ich trainiere nur mit Mädels, das ist ein bisschen blöd, wenn man Dauer- oder Tempoläufe macht und man muss ihnen Vorsprung lassen und dann hinterher rennen", erzählte Schembera. Großer Goldfavorit ist der erst 20 Jahre alte Sudanese Abubaker Kaki, der 2009 alles dominiert hat. Auch immer gefährlich: Der spurtstarke Yuriy Borzakovskiy.

Entscheidung: Sonntag, 23. August, 17.25 Uhr

Raul Spank (Hochsprung)

Raul Spank ist ein kluges Köpfchen. Davon konnten sich die Fernsehzuschauer letztens bei einem Auftritt im "Sportstudio" überzeugen. Ein Motto von Spank: Sapere aude. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Der Olympia-Fünfte steht in diesem Jahr bei 2,31 Meter. Wenn er eine Medaille haben will, braucht er eine neue persönliche Bestmarke. Die steht bei 2,32 Meter und das reicht nicht. Gleich drei Springer haben nämlich 2009 schon 2,35 Meter stehen: US-Boy Andra Manson und die beiden Russen Ivan Ukhov und Yaroslav Rybakov.

Entscheidung: Donnerstag, 20. August, 19.10 Uhr

Stefan Eberhardt (1500 Meter)

Kurze Quizfrage: Wer war eigentlich 1997 der letzte deutsche Mittelstreckler, der in einem WM-Finale stand. Wer es nicht mehr weiß, ist nicht schlimm, Rüdiger Stenzel haben wohl die wenigsten noch im Kopf. Stefan Eberhardt könnte die deutsche Flaute im Mittelstrecken-Bereich beenden. Beachtliche 3:33,92 Minuten hat er in dieser Saison vorzuweisen. Das Halbfinale muss mindestens möglich sein. In Sachen Gold heißt es: Mehdi Baala gegen ganz Kenia. Der Franzose ist wohl der einzige, der den ersten kenianischen 1500-Meter-weltmeister verhindern kann.

Entscheidung: Mittwoch, 19. August, 20.25 Uhr

WM in Berlin: Der Wettkampfplan