Gays Plan: Monster besiegen und Welt schocken

SID
Tyson Gay und Usain Bolt werden in Berlin für die große Show sorgen
© Getty

Am Sonntag in einer Woche kommen sie nicht mehr aneinander vorbei. Dann werden Usain Bolt und Tyson Gay bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin zum ersten Mal um Gold rennen, über die 100 Meter, und es wird, prophezeiht Gay in aller Unbescheidenheit, dies das "größte Sprintrennen aller Zeiten" werden.

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In den folgenden sechs Tagen treffen sie dann noch zweimal aufeinander, über die 200 Meter und in der Staffel, und sogar zum Revanche-Rennen sind sie schon verabredet. Bislang allerdings haben Bolt und Gay nichts unversucht gelassen, sich so schnell wie möglich aus dem Weg zu gehen.

Beim Meeting in London waren sie beide am Start, der Jamaikaner über die 100, der US-Amerikaner über die 200 Meter. Auch in Herzogenaurach, dem Stammsitz ihrer konkurrierenden Ausrüster in der Nähe von Nürnberg, liefen sie aneinander vorbei: Bolt kam am Donnerstag an, wird dort trainieren. Gay hat zuletzt in München trainiert und rennt nun am Samstag beim Meeting in Cottbus.

Gay Jahresschnellster, aber Herausforderer

"Ich wollte gegen ihn laufen", versichert Gay, der am Sonntag 27 Jahre alt wird. Er habe noch vor Berlin herausfinden wollen, was "ich möglicherweise noch tun muss". Trainer und Manager aber rieten ihm ab mit dem Argument: "Ich sollte mich auf mich konzentrieren".

Hat er also getan, und herausgekommen sind immerhin die Bestzeiten 2009 über 100 Meter (9,77 Sekunden) und 200 Meter (19,58). Bolt war allerdings in 9,79 und 19,59 nicht unbedingt langsamer, zumal er in beiden Fällen durch den Regen laufen musste.

Gay ist also Jahresschnellster - und doch nur Herausforderer des 22 Jahre alten Bolt, des dreifachen Goldmedaillen-Gewinners und Dreifach-Weltrekordlers der Olympischen Spiele in Peking. Doch der Amerikaner kennt diese Rolle. Bei den Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Osaka sei er zuvor von Verletzungen gehandicapt gewesen, erinnert Gay: "Damals bin ich als Underdog ins Rennen gegen Asafa Powell gegangen. Jetzt hatte ich wegen Leistenproblemen eine Pause und trete als Underdog gegen Usain an."

Nur zur Erinnerung: Im Duell mit dem Jamaikaner Asafa Powell gewann Gay dreimal Gold, nach Berlin (15. bis 23. August) kommt er also als Titelverteidiger. Nun ist Bolt eine andere Kragenweite als der sensible Landsmann, doch Gay mag eine Nebenrolle nicht akzeptieren.

Gay: "Vergleich mit Bolt eine Ehre für mich"

"Ich glaube nicht", sagt Gay in aller Ruhe und ohne verbales Kampf-Getöse, "ich glaube nicht, dass er wesentlich besser ist als ich." Bolt sei allerdings "unglaublich talentiert", und bei ihm schaue "immer alles so leicht aus".

Bei Gay genießt der schnellste Mann der Welt so viel Respekt, dass es fast nach Unterwürfigkeit klingt. "Er ist im Augenblick der großartigste Kerl, dass man mich mit ihm vergleicht, ist eine Ehre für mich", sagt der Mann aus Lexington im US-Bundesstaat Kentucky. Er findet auch, dass Bolt mit seinem gesamten Auftreten, also auch mit seiner extrovertierten Art, der Leichtathletik gut tut.

"Wenn du jemanden wie ihn hast, der tanzen, unterhalten und schnell rennen kann, dann ist das sehr, sehr gut für den Sport." Gay hat Bolt auch schon "Monster" und "Biest" genannt, aber das war als Kompliment gemeint. Es gebe Leute, "die sind so viel besser als alle anderen, dass die Leute sie Biest oder Monster nennen", sagt der Amerikaner.

Er redet sich aber ein, dass er das Monster, dass er das Biest oder was auch immer, besiegen kann. Mit welcher Schlagzeile er das 100-Meter-Finale betiteln würde, ist er gefragt worden. Gay hat bei seiner Antwort so genuschelt, als sei sie ihm peinlich. Am Ende kam heraus: "Tyson Gay schockt die Welt."

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