Zwei Medaillen für den DLV, drittes Gold für Bolt

Von Tickerer: Florian Regelmann/Philipp Dornhegge
Betty Heidler verlor ihren Weltmeister-Titel an Anita Wlodarczyk, freute sich aber genauso über Silber
© Getty

Betty Heidler und die 4x100-m-Staffel haben am vorletzten Tag der Leichtathletik-WM für die deutschen Höhepunkte gesorgt. Superstar Usain Bolt gewann sein drittes Gold.

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Usain Bolt gewann sein drittes WM-Gold ohne neue Fabelzeit, doch der Weltrekordwurf von Anita Wlodarczk riss Betty Heidler am achten Tag der Leichtathletik-WM in Berlin vom Hammerwurf-Thron.

Die gestürzte Weltmeisterin von Osaka 2007 sicherte sich hinter der mit 77,96m auftrumpfenden Polin Silber mit deutscher Rekordweite von 77,12m und die neunte deutsche WM-Medaille.

Fast hätte es noch Bronze gegeben für ihre Frankfurter Klubkameradin Kathrin Klaas (74,23/4.). Dieses gewann die Sprint-Staffel der Frauen in Europa-Jahresbestzeit von 42,87 Sekunden.

"2005 fünf deutsche WM-Medaillen, 2007 sieben und 2009 neun war seit Mittwoch mein Tipp. Er ging perfekt auf. Das übersteigt die Erwartungen fast aller", zog Clemens Prokop als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nach zweimal Gold, dreimal Silber und fünfmal Bronze schon vor dem Schlusstag ein stolzes Fazit.

Heidler: "Habe meinen wohl stärksten Wettkampf geliefert"

Mehr WM-Medaillen hatte der DLV, für den es 2008 bei Olympia nur eine Bronzemedaille gegeben hatte, zuletzt 1999 (4/4/4) in Sevilla gewonnen. Am Sonntag sind neben den Marathonläufern nur noch Speerwerfer Mark Frank und die 4x400-m-Frauen im Rennen - jeweils ohne reale Medaillenchance.

Betty Heidler schlug sich glänzend im Duell mit der übermächtigen Polin, die den Weltrekord (77,80) der nach Ende der ihrer Dopingsperre in Berlin als Sechste gescheiterten Russin Tatjana Lysenko im zweiten Versuch um 16 Zentimeter gesteigert hatte. Mit dem letzten Wurf steigerte die Berlinerin ihren drei Jahre alten deutschen Rekord von 76,55m auf 77,12.

"Mehr war nach diesem Wurf von Anita nicht drin. Immerhin habe ich den Rekord verbessert und meinen wohl stärksten Wettkampf geliefert", meinte Heidler, die über zwei Meter weiter warf als bei ihrem WM-Triumph 2007 in Osaka (74,76).

Jamaika-Staffel verpasst Weltrekord

Fast hätte ihre Frankfurter Klubkameradin Kathrin Klaas (74,23) Bronze behalten, doch sie verlor die Medille im fünften Versuch an die Tschechin Martina Hrasnova (74,79).

Anita Wlodarczyk, die sich danach beim Jubeln verletzte und den Wettkampf beenden musste, sorgte in mit 50.000 Zuschauern zum zweiten Mal fast ausverkauften Arena für den dritten Weltrekord von Berlin.

Zuvor hatte Usain Bolt mit seinen Fabelsprints von 9,58 Sekunden über 100 und 19,19 über 200 m die Sportwelt in Erstaunen versetzt hatte.

Wie 2008 bei Olympia machte er mit Jamaikas 4x100-m-Staffel das Triple perfekt, doch in 37,32 Sekunden verschonten die Männer aus der Karibik ihre Bestmarke von Peking (37,10).

USA machen Weg für deutsche Frauenstaffel frei

Auch über 4x100m der Frauen gewann das Insel-Quartett in 42, 06 Gold und damit das Sprinter-Duell über 100, 200 und 4x100m (Männer und Frauen) 5:1 gegen die nur über 200m durch Allyson Felix siegreichen USA.

Allerdings schlugen sich die Vereinigten Staaten wie in Peking in beiden Sprintstaffeln selbst. Diesmal bei den Frauen durch eine Verletzung, bei den Männern durch Überlaufen der Wechselmarke.

Dadurch war der Weg frei für Deutschlands Frauen-Quartett, das in der Besetzung Marion Wagner, Anne Möllinger, Cathleen Tschirch und Verena Sailer in Bronze sicherte.

Es war die ersten Sprint-Medaille der Frauen seit dem nachträglichen WM-Gold, das Wagner 2001 in Edmonton/Kanada mitgewonnen hatte. "Wir wussten, dass wir heute schnell sind, sowas ahnt man", meinte 100m-Halbfinalistin Sailer.

Zweikampf an der Spitze des Medaillenspiegels

Die USA blieben im Medaillenspiegel dank des Weitsprung-Goldes durch Athen-Olympiasieger Dwight Phillips (8,54) nach dem Aus von Panamas Olympiasieger Irving Saladino noch vor Jamaika (ebenfalls 7) im Medaillenspiegel, weil sie mehr Silber gewonnen haben. Sie können am Sonntag über 4x400m ihr Konto noch auf neun WM-Siege erhöhen.

Neben Jamaika triumphierte auch Kenia zweimal am vorletzten WM-Tag und erhöhte sein Gold-Konto bei den Doppelsiegen auf vier.

Erst triumphierten die Marathonläufer am Brandenburger Tor, wobei Abel Kirui in 2:06:54 Stunden die beste je bei einer WM erzielte Zeit lief. Dann ließen die 5000-m-Läuferinnen mit Vivian Cheruiyot (14:57,97) an der Spitze Äthiopien wie über 10.000m keine Chance.

Hooker schafft historisches Kunststück

Einen Tag nach dem Diskus-Triumph bei den Frauen holte Australien ein zweites WM-Gold im Stabhochsprung. Dabei schaffte Steven Hooker das Kunststück, als erster seiner Disziplin mit nur einem gültigen Sprung (5,90) einen Titel zu gewinnen.

Er hatte sich eine Woche vor der WM am rechten Oberschenkel verletzt, sprang mit einer dicken Bandage und hatte vor dem Siegsprung nur einen verunglückten Versuch über 5,85. Als sein Sieg feststand, saß er auf der Bank und ließ den Freudentränen freien Lauf.

Beide Staffelendläufe der Männer fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Nach der Wechselpleite des 4x100-m-Quartetts am Vortag scheiterte auch das 4x400-m-Team im Vorlauf. In 3:03,52 Minuten wurde die Staffel nur Fünfte beim belgischen Sieg.

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