Raul Spank holt Bronze!

Von Tickerer: Philipp Dornhegge / Benjamin Sehring
Raul Spank wurde 2008 in Nürnberg deutscher Meister im Hochsprung
© Getty

An einem WM-Tag mit Dramen und Triumphen haben Deutschlands Leichtathleten in Berlin ihre siebte Medaille gewonnen. 24 Stunden nach Favoritin Ariane Friedrich flog auch Außenseiter Raul Spank (Dresden) zu Hochsprung-Bronze.

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Damit hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nach dem Olympia-Fiasko von Peking mit nur einer Medaille sein Ziel erreicht, wie 2007 bei der letzten WM in Osaka wieder siebenmal Edelmetall zu gewinnen.

"Super, gigantisch, perfekt. Bronze ist phantastisch bei all diesen Bedingungen mit der langen Aufwärmzeit. Beim letzten Anlauf hatte ich einen kleinen Stolperer, sonst wäre das eine Granate geworden", sagte Raul Spank und gab gleich seine neuen Ziele aus: "Olympiasieg und 2,40 m."

Spanks Knackpunkt: der dritte Sprung über 2,28m

Spank, der 2008 schon als unbeschriebenes Blatt sensationell Fünfter im Hochsprung-Finale von Peking geworden war, schien bei 2,28 m bereits ein geschlagener Mann.

Acht Finalisten scheiterten an dieser Höhe, als nach dem starken Dauerregen die Bedingungen bei dem um eine Stunde verzögerten Hochsprung deutlich schlechter waren - und fast auch der 21 Jahre alte Sachse.

Doch unter dem Jubel der 42.378 Zuschauer im Olympiastadion nahm er die Hürde im dritten Anlauf, egalisierte dann im zweiten seine Bestleistung mit 2,32 m und hatte nach dem gescheiterten Versuch des Polen Sylwester Bednarek bei 2,35 m Bronze sicher.

Für Deutschlands Hochspringer war es die erste Medaille seit dem WM-Gold von Martin Buss (Berlin) 2001 in Edmonton. Sieger wurde der dreimalige WM-Zweite Jaroslaw Rybakow mit Russlands viertem Gold.

Felix macht Titel-Hattrick über 200m perfekt

Dritte war im Diskuswurf auch kurzfristig Nadine Müller aus Halle/Saale, doch am Ende reichten 62,04 m zum sechsten Rang.

Gold gewann als Nachfolgerin der in der Qualifikation gescheiterten Weltmeisterin Franka Dietzsch (Neubrandenburg) überraschend die Australierin Dani Samuels (65,44).

Stunden zuvor hatte Geher Andre Höhne (Berlin) über 50 Kilometer Rang fünf belegt. Doch die Medaillenträume der Sprintstaffel, immerhin Fünfte der Weltrangliste, scheiterten in Runde eins an einem Wechselfehler.

Zuvor hatten die US-Sprinter Jamaikas Chance auf die totale Dominanz über die Kurzstrecken verhindert. Denn Allyson Felix feierte ihren dritten WM-Triumph in Serie über 200 m und wies in 22,02 Sekunden Jamaikas Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown (22, 35) in die Schranken.

Russen gewinnen drittes Geher-Gold

Den Titelhattrick verpasste dagegen über 400 m Jeremy Wariner, da Landsmann LaShawn Merritt in Jahresweltbestzeit von 44,06 wie bei Olympia in Peking triumphierte. Damit zogen die USA mit sechs Goldmedaillen am kleinen Karibikstaat (5) vorbei.

Für Russland wurde ein Geher-Märchen Realität, denn nach 20-km-Siegen durch die Olympiasieger Waleri Bortschin und Olga Kaniskina sorgte Sergej Kirdjapkin in 3:38:35 Stunden über 50 km für den totalen russischen Triumph auf den Geher-Distanzen.

Lokalmatador Andre Höhne steigerte sich bei Rang fünf um 5:41 Minuten auf 3:38:35 Stunden und war fast so erfolgreich wie bei Rang vier 2005.

"Ich bin fertig - aber glücklich. Ich wollte allen zeigen, dass ich nach Platz 14 über 20 km noch ein Pfund im Kasten habe", sagte der Berliner nach seiner Aufholjagd.

Stadion singt Bolt Geburtstagsständchen

Neben dem Dauerregen platzte ein weiterer Dopingfall in den siebten WM-Tag. Nigerias 400-m-Läuferin Amaka Ogoebunam (19) wurde in der A-Probe mit dem anabolen Steroid Metenolon erwischt.

Anfang der Woche war die erste positive Dopingprobe von Hindernisläufer Jamal Chatbi (Marokko/Clenbuterol) bekannt geworden.

Fast das ganze Stadion sang Supersprinter Usain Bolt nach der Siegerehrung zum 200-m-Fabelweltrekord von 19,19 Sekunden "Happy Birthday" zum 23. Geburtstag.

Jamaikas Staffel kam auch ohne hin ins 4x100-m-Finale, doch das in der Weltrangliste an Position fünf stehende deutsche Quartett verspielte zum Entsetzen des Publikums alle Chancen.

Für Sprint-Staffel platzt ein Traum

Der erfahrene Wattenscheider Alexander Kosenkow lief beim zweiten Wechsel zu früh los und Marius Broening (Tübingen) konnte ihm dem Stab nicht mehr rechtzeitig übergeben.

"Ein Traum ist geplatzt, ähnlich wie 2003 bei der WM in Paris", ärgerte sich als Startläufer der frühere 200-m-WM- und Olympiafinalist Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg).

Doch das Aus traf noch vier andere und erhöhte die Zahl der in der ersten Runde gescheiterten Einzelathleten im deutschen Team auf 22. Während der Rostocker Mark Frank mit 80,85 m ins Speer-Finale am Samstag einzog, scheiterte Tino Hüber (Leipzig) mit schwachen 74, 11 m.

Im Gewitterregen patzte das Weitsprung-Trio. Als 23. blieb Lokalmatadorin und U23-Europameisterin Melanie Bauschke mit 6,32 m auf der Strecke. Bianca Kappler (Rehlingen) belegte mit 6,29 m Rang 25, die Gießenerin Beatrice Marscheck kam mit 6,19 m nur auf Platz 31.

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