Friedrich holt bei Bolt-Show Bronze

Von Tickerer: Christian Bernhard / Alexander Mey
Usain Bolt hat es wieder getan: Er pulverisiert seinen eigenen Weltrekord und läuft 19,19s über 200m
© Getty

Ariane Friedrich hat im WM-Hochsprung beim Vlasic-Sieg die Bronzemedaille gewonnen. Usain Bolt drückte den 200m in Weltrekordzeit von 19,19 Sekunden einmal mehr seinen Stempel auf.

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Usain Bolts Sturmlauf zum zweiten Weltrekord riss am sechsten Tag der Leichtathletik-WM in Berlin 57.937 Menschen im fast ausverkauften Olympiastadion von den Sitzen. In 19,19 Sekunden rückte der Superstar aus der Karibik dreieinhalb Stunden vor seinem 23. Geburtstag bei Jamaikas fünftem WM-Gold die 200m-Traumgrenze in Reichweite.

Doch als Gold-Favoritin Ariane Friedrich im Hochsprung mit 2,02m nur Bronze blieb, stand Entsetzen in vielen Gesichtern. Die siebte deutsche Medaille verpasste im Zehnkampf ihr Klubkamerad Pascal Behrenbruch (8439) als Sechster um 89 Zähler.

"Ich hatte mir eine Medaille gewünscht, ich habe sie. Aber natürlich hätte ich gerne gewonnen", meinte Ariane Friedrich, die 2,02m erst im dritten Versuch meisterte, dann zunächst zweimal an jenen 2,04m scheiterte, die Kroatiens Titelverteidigerin Blanka Vlasic überwand. Die 2,06m, mit denen die Hallen-Europameisterin an der Spitze der Weltrangliste steht, riss sie dann hauchdünn.

Zum verdienten Beifall zeigte sie glückliche Miene. Hinter Vlasic (2,04), die sich noch dreimal am Weltrekord von 2,10m vergeblich versuchte, gewann die Russin Anna Tschitscherowa höhengleich mit Friedrich Silber.

Traumzeit trotz Müdigkeit

"Ich bin Doppel-Weltmeister, das ist einfach Wahnsinn. Ich war ein bisschen müde, aber habe versucht, was noch möglich ist", meinte Bolt, der bei 0,3m Gegenwind zur Traumzeit lief. "Keine Ahnung, wo mein Limit ist. Man muss seine Grenzen ignorieren, das tue ich in jedem Rennen. Ich bin die Nummer eins."

Am Tag nach seinem 23. Geburtstag kann Bolt das Weltrekord-Triple von Olympia am Samstag mit dem Jamaika-Quartett wiederholen. Sportgeschichte hat er schon jetzt geschrieben, denn er konnte als erster bei Olympia und der WM jeweils 100- und 200-m-Gold gewinnen.

Die 19-Sekunden-Mauer hielt Bolt, der Samstag mit dem Jamaika-Quartett über 4x100 m das Gold-Triple von Olympia in Peking auch in Berlin perfekt machen kann, noch einmal Stand. "Nur eine Frage der Zeit, bis er das schafft", ist Namibias Ex-Weltmeister Frankie Fredericks sicher. Exakt ein Jahr zuvor hatte der damals 21-Jährige in Peking in 19,30 den Fabel-Weltrekord von Michael Johnson (USA/19,32) geknackt.

Bolts große Geburtstags-Sause fällt aber wohl aus, auch wenn der Superstar mit seinen bisher 320.000 Dollar Sieg- und Rekordprämie das ganze Stadion zu Freibier einladen könnte. "Eine Party ist nicht geplant. Ich habe den Tag zwar für mich frei, aber ich kann nicht viel feiern, Samstag ist schon das Staffel-Rennen", sagte Bolt, der im Vorlauf am Freitag nicht antreten wird.

Auch Walker und Brathwaite dürfen jubeln

Vor Bolts Lauf hatte 400-m-Hürden-Olympiasigerin Melaine Walker in weltrekordnahen 52,42 Sekunden Jamaikas viertes Gold geholt. Sensationell gewann nach dem verletzungsbedingten Halbfinal-Aus von Kubas Olympiasieger und Weltrekordler Dayron Robles der wenig bekannte Ryan Brathwaite in 13,14 Gold für Barbados. Mit Robles schied auch das deutsche Duo Alexander John und Helge Schwarzer aus.

Ariane Friedrich vollendete dort, wo vor 32 Jahren Rosemarie Ackermann durch den ersten 2-m-Sprung einer Frau Sportgeschichte schrieb, zwar ihren 25. Zwei-Meter-Wettkampf, doch die Krönung blieb Deutschlands höchster Favoritin versagt, nachdem an den Vortagen Speerwerferin Steffi Nerius und Diskus-Ass Robert Harting überraschend Gold gewonnen hatten.

Blanka Vlasic, die der Hallen-Europameisterin und Weltranglisten-Ersten (2,06m) in 19 Wettkämpfen 2009 die einzige Niederlage zugefügt hatte (je 2,03 m in Monaco) gewann das Gold, das sie bei Olympia 2008 in Peking Belgiens Sensationssiegerin Tia Hellebaut überlassen musste.

Behrenbruch verpasst trotz starker Leistung Medaille

"Ich sah die Chance auf Bronze, leider haben ein paar Punkte gefehlt, aber ich habe gut gekämpft", meinte Pascal Behrenbruch, der nach dem Ausfall des früheren Hallen-Weltmeisters Andre Niklaus und des ebenfalls verletzten Weltranglisten-Dritten Michael Schrader in die Bresche sprang. Das vierte USA-Gold gewann mit überragenden 8790 Punkten Trey Hardee.

Auch am Samstag könnte es eine Frankfurter Medaille geben, nachdem Betty Heidler am Morgen in der Qualifikation mit der größten je bei einer WM erzielten Hammerwurf-Weite einer Frau (75,27) ihre Chance auf erneutes WM-Gold deutlich gemacht hatte.

Bayer und Otto raus

Sebastian Bayer, der im März mit sensationellen 8,71m fast zeitgleich mit Ariane Friedrich Gold bei der Hallen-EM gewonnen hatte, blieb in der Weitsprung-Qualifikation als 19. mit 7,98m ebenso auf der Strecke wie der Leverkusener Hallen-EM-Zweite Nils Winter mit schwachen 7,69m. Im Stabhochsprung stehen dagegen Malte Mohr und Alexander Straub nach je 5,65m in der Qualifikation am Samstag im Endkampf.

Gescheitert am Finale sind neben Björn Otto (5,55m) auch 5000-m-Läufer Arne Gabius in 13:49,13 Minuten um gut 25 Sekunden, der Leverkusener Robin Schembera nach einem Vorlaufsturz über 800m, sowie im Hammerwurf die verletzte Andrea Bunjes mit 67,01m. Damit hat das 89-köpfige DLV-Team 16 Ausfälle in Runde eins.