Berlin wartet auf Euphoriewelle

SID
Tyson Gay (l.) und Usain Bolt (r.) wollen über die Sprintdistanzen eine große Show liefern
© Getty

Auch einen Monat vor dem Startschuss wartet die Leichtathletik-WM in Berlin noch auf die Euphoriewelle. Die Umfragewerte des Weltsport-Ereignisses 2009 (15. bis 23. August) sind ernüchternd, der Ticketverkauf verläuft schleppender als erwartet.

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Erst knapp die Hälfte der angestrebten 500.000 Karten sind vergriffen. WM-Geschäftsführer Frank Hensel spricht mittlerweile von einem "leidigen Thema".

"Ich habe Verständnis für die Sorge, dass die WM nicht ausverkauft ist. Aber bewerten Sie das, wenn alles vorbei ist. Momentan ist das ein Nebenkriegsschauplatz", sagt Hensel und versichert: "Wir sind im Soll und werden eine grandiose WM erleben."

Obergföll übt Kritik am Marketing

Nicht jeder mag dran glauben. Pünktlich zum Start des Ein-Monat-Countdowns am Mittwoch kritisierte die Speerwurf-Olympiadritte Christina Obergföll aus Offenburg die aus ihrer Sicht schlechte Werbung für das Großereignis.

"Viele wissen gar nicht, dass die WM in Berlin stattfindet. Das enttäuscht mich", sagte die 27-Jährige dem "Mannheimer Morgen". Auch die Zimmer-Buchungen von WM-Gästen lassen auf sich warten. "Abgesehen von den offiziellen Hotels gibt es keine große Nachfrage", sagte Willy Weiland, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin (DEHOGA), dem "SID".

Nur jeder fünfte Deutsche weiß Bescheid

Nur 18,1 Prozent der Deutschen wissen, dass die Titelkämpfe hierzulande stattfinden. Drei Viertel der Berliner geben an, sich nicht für die WM zu interessieren. Zahlen, die zwar nicht gut klingen, aber Interpretationsspielraum lassen. Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Fakt ist: Selbst der Weltverband IAAF sorgt sich.

Jüngst erklärte ein führender IAAF-Vertreter dem "SID": "Wir wollen, dass mehr Werbung gemacht wird und hoffen, dass die Nachfrage erheblich anzieht."

City-Dressing startet jetzt

In Berlin soll deshalb nun das City-Dressing starten. Busse und Müllautos der Stadtreinigung werden mit WM-Aufklebern versehen, Werbebanner an zentralen Plätzen aufgestellt und Radiospots auch in den umliegenden Bundesländern gesendet.

Das Stadtmarketing wirbt mit dem Slogan "Sei Welt, sei Meister, sei Berlin". Die größten Sorgen macht derzeit ausgerechnet das richtungsweise Auftakt-Wochenende mit dem 100-m-Sprintgipfel von Dreifach-Olympiasieger Usain Bolt (Jamaika) und Titelverteidiger Tyson Gay (USA).

"Wir sind uns bewusst, dass das Schlüsseltage sind und müssen überlegen, was wir noch tun können", meint Hensel. Gerade für Samstag, der erst zu 35 Prozent ausverkauft ist. Deshalb bietet ein Partner (Lufthansa) für den Eröffnungstag 2500 Tickets mit 25 Prozent Rabatt an.

ISTAF als Vorbild

Zudem - so bestätigte Hensels Co-Geschäftsführer Heinrich Clausen - laufen mit einem weiteren Partner Gespräche über eine Sonderaktion nach dem Vorbild des ISTAF. Hunderte Busse sollen 10.000 Leichtathletik-Fans für kleines Geld nach Berlin bringen.

Ob es sich dabei um Freikarten handelt, wollte Clausen aber nicht sagen. In einem Schreiben, das von dem entsprechenden Unternehmen an einen Landessportverband geschickt wurde, wird die Aktion angepriesen. Wörtlich heißt es in dem Papier, das dem "SID" vorliegt: "Dieses Angebot gilt wirklich für alle Interessierten."

Mit oder ohne Freikarten, ausverkauft oder nicht - für den Diskus-WM-Zweiten und Lokalmatador Robert Harting ist all das zweitrangig: 'Wichtig ist, dass wir gute Leistungen bringen. Danach haben wir Leichtathleten auch die Stadien wieder voll."

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