Europa droht Anschluss zu verlieren

SID
Die Siegerehrungen in Yokohama waren fest in asiatischer Hand
© Getty

Europa ging bei der WM in Yokohama gänzlich leer aus. Tischtennis-Macht China fuhr 17 der 20 möglichen Medaillen ein und das, obwohl sie "den Wettbewerb spannend halten" wollten.

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Als Wang Hao mit seinem ersten Titel die China-Festspiele bei der Tischtennis-WM krönte, saßen die deutschen Asse bereits wieder auf dem heimischen Sofa.

Mit gewohnter Dominanz beherrschten die Artisten aus dem Reich der Mitte die Titelkämpfe in Yokohama und holten 17 der 20 Medaillen. Nur Südkorea, Hongkong und Japan durften sich über Bronze freuen - Europa ging komplett leer aus.

Boll: "Europa muss sich in Acht nehmen."

"Sie haben die WM dominiert, und Europa muss sich wirklich in Acht nehmen, dass wir den Anschluss nicht verlieren, damit unser Sport interessant bleibt. Die richtige Spannung blieb aus", sagte der verletzte Timo Boll.

Sein etatmäßiger Doppel-Partner Christian Süß meinte: "Da kämpft man, und am Ende sind es doch wieder die Chinesen, die dann die Medaillen abräumen."

Dabei war für Süß das Edelmetall zum Greifen nah. Mit Freundin Elke Schall stand er im Mixed-Viertelfinale, schied dann aber trotz ansprechender Leistung aus. Natürlich gegen China.

Dabei waren die Chinesen - zumindest bei den Männern - bei dieser WM nach Meinung vieler Experten durchaus zu knacken. Die Wangs und Mas dieser Welt leisteten sich einige Schwächen. "Trotzdem haben sie sich immer wieder durchgesetzt. Sie konnten immer einen Gang hochschalten, wenn es drauf ankam", sagte Boll.

"Es ist nicht nur unsere Pflicht, Titel zu gewinnen"

Die Chinesen gaben sich in Yokohama durchaus auch als Gönner. Im Mixed traten sie mit einer B-Mannschaft an, die trotzdem alle Medaillen gewann.

Auch im Doppel verzichteten einige Stars auf einen Einsatz. Chinas Cheftrainer Liu Guoliang kommentierte dies in einer Weise, die dem Rest der Welt den wohl endgültigen Schubser in den Abgrund versetzte: "Es ist nicht nur unsere Pflicht, Titel zu gewinnen, sondern auch den Wettbewerb spannender zu gestalten."

Das keine sonderlich große Spannung aufkam, lag auch an der akribischen Vorbereitung der Chinesen. "Ich habe gehört, dass sie vor der WM in einem 39-tägigen Trainingslager waren", sagte Dirk Schimmelpfennig, Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB). In dieser Zeit haben die ohnehin schon müden Deutschen in der Champions League gespielt.

Die Chinesen zeigten in den Endspielen nochmal Tischtennis der Extraklasse. Der Weltranglistenerste Wang Hao ließ Titelverteidiger Wang Liqin nicht den Hauch einer Chance und sicherte sich durch das 4:0 seinen ersten großen Titel.

Titelverteidiger im Einzel entthront

Vom Papier her war der Sieg nicht außergewöhnlich, zumal der dreimalige Weltmeister Wang Liqin nach seinem letzten Triumph 2007 seiner Form weit hinterherlief.

Doch in Yokohama stellte er einmal mehr unter Beweis, dass die WM sein Turnier ist. Im Halbfinale besiegte er Olympiasieger Ma Lin, im Endspiel gab er selbst bei 0:3 und 5:10 nicht auf und wehrte vier Matchbälle ab. Letztlich jedoch vergebens.

Bei den Frauen wurde die Titelverteidigerin ebenfalls entthront. Die Weltranglistenerste Zhang Yining krönte ihr nahezu makelloses Turnier mit einem 4:2 gegen Guo Yue.

Lediglich die ersten beiden Sätze gab die Olympiasiegerin ab, ehe sie sich mit einer Gala ihren zweiten WM-Titel im Einzel nach 2005 sicherte.

Wang Hao und Zhang Yining triumphieren bei WM