Deutschen droht neue Doping-Affäre

SID
FN-Sportchef Reinhard Wendt
© Getty

Nach Angaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gibt es erneut Ermittlungen gegen einen deutschen Reiter. "Die Stimmung ist gedrückt", so FN-Sportchef Reinhard Wendt.

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Erst Christian Ahlmann, danach Marco Kutscher, und jetzt droht ein weiterer Medikationsfall - die deutschen Reiter versinken immer tiefer im Doping-Sumpf. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) bestätigte, dass es weitere Ermittlungen gibt. Dabei geht es um unangemeldete Behandlungen eines deutschen Springpferdes bei den olympischen Reiterspielen in Hongkong.

"Der Pferdesport befindet sich in einer Schieflage", meinte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach. FN-Sportchef Reinhard Wendt stellte im SID-Interview fest: "Die Stimmung ist gedrückt, das ist sie schon seit geraumer Zeit."

Hinweise deuten auf Ahlmann

Die FN hatte den Vorfall bei einer Tagung vor zehn Tagen angesprochen. Der breiten Öffentlichkeit wurde er jedoch erst jetzt durch einen Bericht im Spiegel bekannt. Wendt wollte Ross und Reiter nicht nennen, da alles von "vielen Widersprüchen gekennzeichnet ist".

Allerdings gab es Hinweise, dass es sich erneut um Ahlmann (Marl) handeln könnte. Ahlmann selbst reagierte überrascht: "Ich habe keine Behandlung vorgenommen. Wenn da einer etwas zu sagen kann, ist das der verantwortliche Tierarzt", sagt er dem SID.

Pferd positiv getestet

Noch vor Ort in Hongkong war Ahlmanns Pferd Cöster auf die im Wettkampf unerlaubte Substanz Capsaicin positiv getestet worden. Der Doppel-Europameister von 2003 wurde von den Spielen suspendiert und von der FEI wegen "verbotener Medikation" für vier Monate gesperrt. Die FN legte gegen das Urteil Protest ein. Der Internationale Sportgerichtshof CAS nahm sich des Falles an, entschied auf Doping und sperrte Ahlmann insgesamt für acht Monate. Seit dem 20. April darf er wieder reiten.

Neben dem positiven Doping-Fall bei Ahlmanns Pferd Cöster hatte die unangemeldete Behandlung bei Marco Kutschers Hengst Cornet Obolensky in Hongkong vor zwei Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Im Reitsport gilt für Pferde die Nulllösung. Jegliche Medikation im Wettkampf muss angezeigt werden. Ansonsten handelt es sich um einen Verstoß gegen die Doping-Richtlinien.

Beerbaum weist Vorwürfe zurück

Neben Kutscher (Hörstel) und Ahlmann (Marl) gehörten der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) mit All Inclusive und Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) mit Shutterfly zum deutschen Team. Beerbaum stritt auf Nachfrage jegliche Verstrickung in die Affäre ab. Auch Michaels-Beerbaum schloss "jede Form nicht regelkonformen Verhaltens" aus.

Die FN hat konkret zu drei Komplexen in Hongkong Stellungnahmen eingeholt. Neben dem neuesten Fall sind dies der Vorfall um die unangemeldete Behandlung von Kutschers Pferd Cornet Obolensky mit Lactanase und Arnika. Zudem soll das angebliche Auftauchen des Capsaicin-haltigen Mittels Equi-Block in den Stallschränken von Beerbaum und Kutscher vor dem Abflug aus Hongkong untersucht werden. Beerbaum hatte einen derartigen Vorfall bereits bestritten.

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