Klitschko: "Noch ein Gürtel, der fehlt"

SID
Vitali Klitschko behielt gegen Juan Carlos Gomez die Oberhand
© Getty

Der Schweiß war noch nicht ganz getrocknet, das Blut am Haaransatz noch nicht ganz abgewischt, da forderte Vitali Klitschko bereits den nächsten Gegner.

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Noch im Ring, unmittelbar nach seinem technischen K.o.-Sieg in der neunten Runde über Juan Carlos Gomez machte der Schwergewichtsweltmeister unmissverständlich klar, was als Nächstes kommen soll.

"Es gibt noch einen Gürtel, der uns fehlt", rief er den 12.500 Zuschauern in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle zu, "ich möchte jetzt gegen den russischen Riesen kämpfen."

Nur die Funktionäre können "Dr. Steelhammer" auf dem Weg zur Titelvereinigung noch aufhalten. Den WBC-Titel hat der Ukrainer unter dem frenetischen Jubel in der Halle und vor 11,49 Millionen Zuschauern an den TV-Geräten erfolgreich verteidigt, Bruder und Sekundant Wladimir ist Champion der WBO und IBF. Bleibt nur noch der WBA-Titel, den der Russe Nikolai Walujew und der Usbeke Ruslan Chagaev zu gleichen Teilen halten, für das historische Familien-Quartett.

Gomez ist "Weltklassemann"

Gomez präsentierte sich als würdiger Herausforderer, aber Klitschko war auch für ihn zu stark. Der 35-jährige Kubaner war viel besser als Ex-Champ Samuel Peter, dem Klitschko im November den Titel bei seinem Comeback abnahm. In der Form von Stuttgart gehört der Latino zu den absoluten Top-Leuten in der darbenden Königsklasse.

"Er ist ein Weltklassemann, ich habe nicht gedacht, dass er so viel einstecken kann", lobte Klitschko seinen Gegner, "ich habe gezeigt, dass ich der Beste bin, aber es war sehr schwer."

Gomez ließ seinen großen Sprüchen Taten folgen. Er attackierte immer wieder, an der langen linken Führhand von Klitschko kam er aber nur selten vorbei. Die größere Physis und Schlagstärke des Ukrainers setzte sich schließlich durch.

Öner: "Wollte ihn nicht verheizen"

In der fünften Runde öffnete sich ein Cut über Gomez' rechtem Auge, in der siebten musste er erstmals in seiner Karriere zu Boden, nach der achten wollte Promoter Ahmet Öner seinen Mann schon aus dem Kampf nehmen. "Ich wollte ihn nicht verheizen, es hatte keinen Sinn mehr", sagte der Deutsch-Türke.

Gomez stellte sich trotzdem noch einmal, bevor Ringrichter Daniel van de Wiele den Kampf nach 1:49 Minuten der neunten Runde nach weiteren schweren Treffern abbrach. "Das war die richtige Entscheidung", gab Gomez zu.

Als erstes telefonierte er anschließend mit seiner elfjährigen Tochter Delia, die das Enkelkind von Klitschkos Trainer Fritz Sdunek und die Stieftochter von Öner ist. "Ich habe ihr gesagt, dass es mir leid tut, dass ich mein Versprechen nicht halten konnte", erzählte Gomez.

"Gomez wird Chagaev und Walujew schlagen"

Sdunek nahm seinen ehemaligen Schützling und Schwiegersohn nach dem Fight lange in den Arm: "Er hat fleißig trainiert und mich angenehm überrascht." Von den befürchteten Spannungen zwischen beiden Parteien war an diesem Abend nichts zu sehen, auch der zu cholerischen Anfällen neigende Öner hatte sich bestens im Griff.

Gomez gab zu: "Alles, was ich vorher gesagt habe, war Show, um bei Klitschko die Konzentration rauszunehmen. Das hat leider nicht geklappt." Könnte also alles wieder friedlich sein, wenn sich da nicht bereits das nächste Konfliktfeld zwischen den Klitschkos und Öner auftun würde.

"Gomez wird Chagaev und Walujew schlagen", sagte der Hamburger Promoter. Im Sommer soll der wahre WBA-Champion im direktem Duell zwischen den beiden Osteuropäern ermittelt werden. Danach will Gomez als Herausforderer zum Zuge kommen.

Klitschko aber eben auch: "Ich drücke Nikolai die Daumen. Ein Kampf gegen ihn wäre viel interessanter." Manager Bernd Bönte ist sicher, dass er auch in diesem Konflikt die Oberhand gegen Öner behält: "Eine Titelvereinigung geht immer vor und außerdem: Mit wem lässt sich wohl mehr Geld verdienen - mit Gomez oder mit Vitali?"

Klitschko schlägt Gomez K.o. - Der Kampf zum Nachlesen