München und Hamburg - die Rettung der BBL?

Von Philipp Dornhegge
Die Color Line Arena in Hamburg ist häufig Schauplatz von Länderspielen und des Pokal-Final-Fours
© Imago

Mit dem deutschen Basketball geht es wieder bergauf. Die Hallen werden immer größer und schöner, die Zuschauerresonanz stimmt und in dieser Saison sind deutsche Teams auch in Europa wieder erfolgreicher. Doch der BBL fehlt die Medienpräsenz, um den entscheidenden Schritt ins Rampenlicht zu machen. Das könnte sich bald ändern, denn in München und Hamburg werden große Pläne geschmiedet.

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SPOX traf sich mit Thomas Oehler, Geschäftsführer der Basketball-Abteilung des FC Bayern München, sowie Mark Schober und Denis Wucherer, den Architekten des Hamburger Basketball-Projekts.

Oehler erklärt: "Wir haben uns gerade in der Pro-A (2. Basketball-Bundesliga, Anm. d. Red.) akklimatisiert. Aber schon im nächsten Jahr wollen wir eine Mannschaft haben, die um den Aufstieg in die Bundesliga spielen kann."

Das Potenzial der Stadt München haben die Basketballer schon vor Jahren erkannt, seitdem arbeiten Oehler und sein Team an der Umsetzung.

FC Bayern: Fußballer unterstützen die Basketballer

Ein erster Schlüssel war 2005 die Verpflichtung von Trainer Georg Kämpf, der bei seinen Stationen unter anderem in Bayreuth und bei der U-18-Nationalmannschaft mit Dirk Nowitzki sein Können unter Beweis gestellt hat. "Cedric Brooks, einer unserer Amerikaner, hat mir gesagt, dass er noch nie so einen guten Coach hatte", sagt Oehler.

Wirtschaftlich ist die Basketball-Abteilung gesund und unabhängig. Von den Fußballern, mit denen sich Oehler und Co. die Räumlichkeiten an der Säbener Straße teilen, schaut sich der 26-Jährige in Sachen Merchandising oder Ticketing gerne noch etwas ab: "Der FC Bayern gehört zu den weltweiten Marktführern im Bereich Sponsoring, die Jungs wissen genau, wie man es macht."

Die Aufbruchstimmung bei den Bayern ist spürbar, auch die Fußballer schauen interessiert, was die Basketballer machen. Oehler erzählt, dass selbst Jürgen Klinsmann für ein Heimspiel sein Kommen zugesagt habe, viele Mitarbeiter der Fußballabteilung seien regelmäßig da.

Rudi-Sedlmayer-Halle als Zuschauermagnet

"Mit einer größeren Halle könnten wir aber noch mehr Leute anlocken, vor allem Familien mit Kindern, die aus verständlichen Gründen keine Lust haben, sich in die Ecke zu stellen, wenn alle Sitzplätze weg sind", erläutert Oehler.

Der Andrang bei den Spielen der Bayern ist groß, die kleine Sporthalle an der Säbener Straße platzte beim Derby gegen Kirchheim aus allen Nähten. "Die Halle fasst maximal 1200 Leute, da ist die Grenze schnell erreicht. Zuletzt mussten wir sogar Leute an der Tür abweisen, weil nichts mehr ging."

Seit Jahren arbeiten die Basketballer deshalb an einem Umzug in einen altehrwürdigen Basketball-Tempel: Die Rudi-Sedlmayer-Halle, kultige Spielstätte der Olympischen Spiele 1972, würde bis zu 6400 Zuschauern Platz bieten und wäre damit sogar bundesligatauglich. "Wenn alles gut geht, möchten wir ab der Saison 2009/2010 in der neuen Halle antreten", gibt sich Oehler optimistisch. Damit wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg in die Bundesliga getan.

Mit einer Wildcard direkt in die BBL

Anderswo denkt man dagegen in anderen Größenordnungen. Nicht gekleckert, sondern geklotzt werden soll nämlich in Hamburg, wo die Agentur "United for Sport" einen neuen Klub aus dem Boden stampfen will.

Das Team soll nach den Wünschen der "United-for-Sport"-Gründer Don Beck und Mark Schober direkt in der Bundesliga an den Start gehen. Und das schon in der kommenden Saison. Eine Wildcard würde es möglich machen. Um die zu erhalten, braucht man natürlich ein überzeugendes Konzept und das nötige Kleingeld.

Das Konzept ist da, das Geld soll aus den USA kommen. Henry Feinberg und Steven M. Julius sind zwei wohlhabende Finanzexperten, die als mögliche Investoren in Frage kommen.

Verschiedene Medien berichteten zuletzt, dass das Hamburger Team einen Anfangsetat von zwölf Millionen Euro haben werde. Zum Vergleich: Meister ALBA Berlin gibt in diesem Jahr geschätzte sieben bis acht Millionen Euro aus.

Mit Unterstützung aus der NBA zum Erfolg

Aber: "Wir wissen selbst nicht, wie viel Geld die beiden investieren würden. Wenn sie jedoch mitmachen, dann richtig", erklärt Schober. "Schließlich denken Amerikaner in ganz anderen Dimensionen als wir." Die Entscheidung über ein Engagement soll möglichst noch im ersten Jahresquartal fallen.

"Feststeht, dass beide große Basketballfans sind und gerne ein Team außerhalb Nordamerikas unterstützen würden", gibt sich Denis Wucherer zuversichtlich. Der Ex-Nationalspieler gehört zum Netzwerk, dass "United for Sport" aufgebaut hat, um bei der Planung nichts dem Zufall zu überlassen. Der 35-Jährige kennt sich in der Bundesliga sowie im europäischen Basketball aus und berät die Agentur in sportlichen Fragen.

Mit Ron Adams, Assistenztrainer von Oklahoma City Thunder und mit jahrelanger NBA-Erfahrung - unter anderem bei den Chicago Bulls - ausgestattet, konnten Beck und Schober einen weiteren angesehenen Experten für ihre Sache gewinnen: "Auch Adams gehört zum Netzwerk", bestätigt Schober.

Genauso wie die Stadt Hamburg: "Unser Team soll einen kompletten Unterbau haben, also mit unterklassigen Seniorenmannschaften und vor allem Jugendteams. Wir wollen die Stadt Hamburg in unser Projekt integrieren. Das heißt, wir gehen an die Schulen und Sportvereine, um mit ihnen zusammenzuarbeiten."

Color Line Arena als Spielstätte

Hamburg biete erstklassige Möglichkeiten für ein Basketballteam (Schober: "Da ist soviel Potenzial vorhanden, das muss man einfach nutzen"). Als Spielstätte soll die topmoderne Color Line Arena genutzt werden, in der DEL-Klub Hamburg Freezers und Handball-Bundesligist HSV Hamburg ihre Heimspiele austragen und die bis zu 13.000 Zuschauer fasst.

Ein neues Team, viele Millionen Euro: Läuft das nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass in Hamburg nur teure Amerikaner spielen werden, die schon nach kurzer Zeit wieder weg sind und mit denen sich kein junges Talent identifizieren kann?

Schafft der FC Bayern den Aufstieg in die BBL? Unterwegs top-informiert sein!

Würde Hamburg so dem deutschen Basketball helfen? "Völliger Quatsch", meint dazu Wucherer. "Das widerspricht sich überhaupt nicht. Klar haben viele Teams bis zu neun Amerikaner in ihren Reihen. Aber ich sage: Mit dem Geld, das man zur Verfügung hat, kann man besser fünf oder sechs richtig gute Ausländer verpflichten als neun mittelprächtige. Ganz ohne Ausländer geht es aber definitiv nicht."

"Ein Sportsender muss nicht Quizsendungen und Poker zeigen"

Das sieht man beim FC Bayern genauso: "Natürlich braucht man immer ein paar erfahrene Profis, um Erfolg zu haben", sagt Oehler.

Für Oehler, Schober und Wucherer steht eines fest: Gesunde Bundesligaklubs aus München und Hamburg können der Liga nur gut tun. "Für Sponsorenverträge, die Medienpräsenz und das Image bei den Zuschauern wäre das extrem positiv", glaubt Wucherer.

Oehler hofft sogar wieder auf Basketball im Free-TV: "Vielleicht verstehe ich da etwas nicht, aber meiner Meinung nach muss ein Sportsender nicht den ganzen Tag Quizsendungen und Poker zeigen..."

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