Friedrich nach Maßarbeit auf dem Gipfel

SID
Ariane Friedrich will in Turin die Medaillenränge angreifen
© Getty

Es war Maßarbeit erster Klasse, was Ariane Friedrich am Sonntag in Karlsruhe bot: Der 25-Jährigen gelang beim 25. Leichtathletik-Meeting in der Europahalle mit Startnummer 205 der Höhenflug über 2,05 m. Bei gleicher Leistung schlug die Frankfurterin Kroatiens Weltmeisterin Blanka Vlasic und ist als neue Weltranglisten-Erste die einzige ungeschlagene Hochspringerin der WM-Saison 2009.

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Die Karrieren der beiden Hauptfiguren des Leichtathletik-Wochenendes könnten allerdings konträrer nicht sein: Hier die Russin Jelena Issinbajewa, die nach zweimal Olympia- und fünfmal WM-Gold (davon dreimal Halle) in Donezk/Ukraine mit 4,97 und 5,00 m ihre Stabhochsprung-Weltrekorde Nr. 25 und 26 erzielte.

Dort Ariane Friedrich, die noch keine internationale Medaille gewann und in der einstigen deutschen Paradedisziplin keinen nationalen Rekord präsentieren kann.

Friedrich im Mittelpunkt

"Wann springen sie denn nun 2,07 m?" - das war die Frage an die Olympiasiebte, die auf der Hand lag. Nicht nur, weil Friedrich wie Vlasic gerade dreimal an dieser Höhe gescheitert war. Auch deshalb, weil Olympiasiegerin Heike Henkel (Leverkusen) 1992 an gleicher Stelle mit 2,07 m einen Hallen-Weltrekord erzielt hatte, den die Schwedin Kajsa Bergqvist erst 2006 auf die aktuellen 2,08 m steigern konnte.

"Nach 2,07 Meter braucht man nicht zu fragen, ich bin ja keine Maschine. Erstmal möchte ich diese 2,05 m bestätigen können", meinte die Polizistin mit saurer Miene.

Nach zehn 2-m-Sprüngen in ihrem ersten großen Jahr 2008 und vier 2-m-Höhen in fünf Wettkämpfen 2009 hat sie den Eindruck, dass die Gier nach Mehr grenzenlos sei.

Medaillen bei Hallen-EM und bei WM im August

Dessen ungeachtet und trotz der misslungenen Saisonhöhepunkte 2008 mit Rang acht bei der Hallen-WM und sieben bei Olympia sagt Trainer Günther Eisinger: "Für Ariane sind bei der Hallen-EM am ersten März-Wochenende in Turin und der WM im August in Berlin Medaillen das Ziel."

2008 hatten Wirbelblockaden zur Unzeit Erfolge bei den Saisonhöhepunkten verhindert. Nun fürchtet Eisinger eine Blockade ganz anderer Art, wenn er und sein Schützling in den Medien ständig an die Fehlschläge erinnert werden: "Fehler sind da, um daraus zu lernen. Wird man noch lange damit konfrontiert, kann man sie nicht abhaken und frei werden im Kopf."

Issinbajewa mit großem Selbstvertrauen

Jelena Issinbajewa, deren letzte Krise in einer Durststrecke von zwei Jahren ohne Steigerung gipfelte, war nach der Weltrekord-Dublette beim Saisonauftakt selig.

"Ich habe neue Stäbe versucht, und es hat geklappt", meinte die Frau, deren Freiluft-Bestmarke seit Olympia bei 5,05 steht, und ergänzte nach Steigerung ihres bisherigen Hallenrekordes von 4,95 m: "Ich wollte allen deutlich machen: Wer Weltrekord springen will, muss fünf Meter packen."

Ihr Manager Daniel Wessfeldt sieht nun den Weltrekord bei den Wettkämpfen in Birmingham und Prag in Gefahr: "Ihr zweiter Weltrekordsprung hatte ein Niveau von 5,10 m."

Issinbajewa sechs Mal über fünf Meter

Bei dem von IOC-Mitglied Sergej Bubka organisierten Meeting von Donezk kam Issinbajewa (25 seit 2003) in der Zahl der Weltrekorde dem Ukrainer (35 zwischen 1984 und 1994) näher. Während Bubka 43 Mal über 6 Meter sprang, hat es die Russin auf sechs 5-m-Höhen gebracht.

Der Seoul-Olympiasieger steigerte den Weltrekord um 32 Zentimeter (5,83 bis 6,15 m), die Frau aus Wolgograd bislang um 23 (4,82 auf 5,05). Spätestens bis London 2012 kann sie ihr großes Vorbild in allen Parametern übertroffen haben.

Übrigens scheiterte Olympiasieger Steve Hooker (Australien) in Donezk nach dem Siegsprung über 5,92 m 2009 zum vierten Mal beim Versuch, Bubkas Hallen-Weltrekord um einen Zentimeter auf 6,16 m zu steigern.

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