Jan Ullrich: "Die Wahrheit hat gewonnen"

SID
Jan Ullrich bei der Anhörung vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht
© Getty

Jan Ullrich hat vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf unter Eid ausgesagt, im Zeitraum vom 1. Januar bis 31. März 2003 nicht gedopt zu haben. Er erhält das ausstehende Coast-Salär.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Blitzlichtgewitter Dutzender Fotografen fühlte sich Jan Ullrich zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Radsport-Triumph bei der Tour de Suisse 2006 endlich wieder als Sieger.

"Die Wahrheit hat gewonnen", kommentierte der 34-Jährige den Prozesserfolg gegen seinen früheren Rennstall-Chef Günther Dahms (Coast).

Zuvor hatte Ullrich bei seinem ersten Auftritt vor der deutschen Justiz in einer mehr als einstündigen Aussage unter Eid alle Dopingvorwürfe zurückgewiesen - allerdings nur für den kurzen Zeitraum vom 1. Januar bis 31. März 2003.

Im abhörsicheren Saal A01, in dem 1993 Markus Wolf als einstiger Chef des DDR-Auslands-Nachrichtendienstes zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde, war Ullrichs Doping-Dementi für die Zivilkammer des Landgerichts Düsseldorf die Basis für das nach knapp drei Stunden Prozessdauer ergangene Urteil.

Ullrich, in Jeans, schwarzem Sakko und weißem Hemd erschienen, wurden in zweiter Instanz vom 15. Senat 340.000 Euro plus Zinsen (letztlich fast 500.000 Euro) aus dem vorzeitig beendeten Vertrag mit dem früheren Team Coast zugesprochen.

Hier geht es zum Interview mit Ullrich nach dem Prozess-Ende

Dahms bereits in erster Instanz verurteilt

Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger (1997) hatte seinen früheren Rennstall-Chef Dahms auf Restvergütung und Schadenseratz in dieser Höhe verklagt. In erster Instanz war der Textilunternehmer schon am 29. September 2004 vom Landgericht Duisburg zur Zahlung von 1,46 Millionen Euro an Ullrich verurteilt worden.

Der frühere Radprofi, der 2003 nur 300.000 Euro aus dem Vertrag erhalten hatte, der ihm von Januar 2001 bis 31. Dezember 2005 jährlich 2,56 Millionen sichern sollte, hatte auch im Wissen um den Konkurs des Rennstalls seine Forderung reduziert.

Ullrich schwor vor Gericht, im betreffenden Zeitraum 2003 keine Dopingmittel oder Methoden verwendet zu haben, die nach den Regularien des Radsport-Weltverbandes UCI oder des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) verboten sind.

Am Ende wurde der am 26. Februar 2007 endgültig zurückgetretene Olympiasieger von Sydney 2000 dann vom Vorsitzenden Bernhard-Rudolf Schüßler vereidigt und sprach, die rechte Hand hebend: "Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Vergeblich hatte Ullrichs Anwalt Dr. Ullrich Theune von der Kanzlei Luther (Berlin) versucht, den Eid zu verhindern.

Zu schwach waren die Argumente von Ullrichs früherem Teamchef Dahms und dessen Anwälten Kaspar und Knut Merel (Wuppertal/Düsseldorf) gewesen. Denn Ullrich, der trotz stark belastender Indizien im Skandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes stets seine Unschuld beteuert hatte, war für diesen kurzen Zeitraum Anfang 2003 schon gar nicht zu Zugeständnissen bereit.

"Ich hatte in dieser Zeit nie etwas mit Doping zu tun"

Der heute in der Schweiz lebende Mecklenburger, bei früheren Prozessen in Bonn und Hamburg stets durch seine Advokaten vertreten, verwickelte sich während der über einstündigen Aussage weder in Widersprüche, noch machte er verhängnisvolle Angaben. Seine Kernausage: "Ich hatte in dieser Zeit nie etwas mit Doping zu tun, auch nicht mit Methoden."

Als das Urteil stand, meinte Ulrich: "Dahms ist ein Betrüger. Sein schmutziges Geld will ich eh nicht. Dahms hat mir in die Augen gelogen, obwohl er wusste, dass er pleite war. Und wenn ich doch etwas erhalten sollte, werde ich das für Kinder spenden."

Die Frage, warum er trotz der Vermutung, am Ende selbst als Sieger leer auszugehen, einen Eid geschworen habe, beantwortete Jan Ullrich so: "Ich wollte Klartext reden, endlich die Wahrheit sprechen..."

Der Radsport-Kalender des Jahres 2008