Bund fördert auch 2009 in vollem Umfang

SID
Trotz der Dopingverstrickungen fördert der Bund den deutschen Radsport 2009 in vollem Umfang
© Getty

Die jüngsten Doping-Skandale haben keine Auswirkung auf eine finanzielle Förderung der Sportart durch den Bund. Der Radsport erhält auch 2009 die vollen öffentlichen Fördermittel.

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Großer Sieg für den von Dopingskandalen erschütterten deutschen Radsport: Dank einer Rolle rückwärts des Bundestags-Sportausschusses wird der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) weiter aus Steuermitteln gefördert.

Der Ausschuss sprach sich nach einer turbulenten 90-minütigen Anhörung von BDR-Präsident Rudolf Scharping und NADA-Geschäftsführer Göttrik Wewer gegen eine qualifizierte Haushaltssperre für 50 Prozent der Spitzensport-Förderung des Jahres 2009 aus, wie sie die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beantragt hatte.

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Nachdem vor vier Wochen auch Vertreter aus anderen Parteien wie der Ausschuss-Vorsitzende Peter Danckert (SPD) und sein Stellvertreter Peter Rauen (CDU) noch Unterstützung für die damals gar diskutierte vollständige Streichung der Mittel signalisiert hatten, stand der Bündnisgrüne Winfried Hermann diesmal alleine da.

"Die Kollegen haben sich von Rudolf Scharping einlullen lassen", kommentierte Hermann den Sinneswandel seiner Kollegen.

"Wir müssen positive Proben positiv sehen"

Auch eine Rückforderung von 2008 gezahlten Geldern wird es nicht geben. Diese stand im Raum, weil es bei der Mountainbike-DM im Marathon im September in Singen aus finanziellen Gründen keine Dopingproben gegeben hatte. Der BDR hatte schlicht kein Geld mehr dafür, wie Scharping begründete. Sein Verband erhielt in diesem Jahr Steuergelder in Höhe von insgesamt 2,579 Millionen Euro, wovon allerdings nur ein Prozent in den besonders belasteten Profi-Radsport flossen.

Nach der Entscheidung von Mittwoch dürfte die Drohung mit Haushaltssperren oder Mittelkürzungen für Sportverbände zukünftig kaum mehr als Druckmittel taugen, auch wenn die SPD-Abgeordnete Dagmar Freitag sagte: "Der Sport wird sich daran gewöhnen müssen, dass sich Politik stärker in die Vergabe von Steuermitteln einmischt."

Radsport kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten

Was das heißen könnte, erklärte ihr CDU-Kollege Klaus Riegert: "Wir müssen positive Proben nicht negativ, sondern positiv sehen."

Der Radsport kämpft unterdessen trotz der Fortsetzung der öffentlichen Förderung mit großen finanziellen Schwierigkeiten. "Die Dopingproblematik reißt erhebliche Lücken in unseren Haushalt, mit Blick auf 2009 wegen ausfallender Veranstaltungen und Sponsoren 500.000 Euro", sagte der ehemalige Verteidigungsminister Scharping: "Doping ist unverändert ein großes Problem im Profi-Radsport der Männer." Wären die öffentlichen Mittel für den BDR gestrichen worden, hätte der Verband laut seinem Präsidenten von 17 Beschäftigten ein gutes Drittel entlassen müssen.

Wewer sieht noch "Luft nach oben" im Anti-Doping-Kampf

Einer bekommt ab 31. Dezember allerdings kein Geld mehr: Der ehemalige U23-Bundestrainer Peter Weibel, gegen den Dopingvorwürfe erhoben worden waren und der daraufhin vom Verband im Mai 2007 suspendiert wurde, aber weiter seinen Lohn erhielt. "Man darf Anti-Doping-Kampf nicht verwechseln mit Existenzvernichtung. Er wird erst zum 31. Dezember aus seinem Vertrag entlassen", erklärte Scharping.

Wewer als Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) sagte gegenüber den Abgeordneten: "Wir halten die nicht erfolgten Dopingkontrollen bei der Mountainbike-DM für einen Verstoß, aber für einen geringfügigen."

Zugleich machte er deutlich, der BDR habe bei seinem Anti-Doping-Kampf noch "Luft nach oben".

Hermann warf Scharping und seinem Verband vor, er sei erst aktiv geworden, "als ihm das Wasser schon über dem Kopf stand. Sie haben viel zu lange gezögert. Und Sie sind bis zum heutigen Tag nicht konsequent." Deshalb schlug der Grüne-Politiker vor, 50 Prozent der Spitzensport-Förderung für den BDR nur auszuzahlen, wenn er seinen Anti-Doping-Kampf belegen kann.

Der Radsportkalender des Jahres 2008