Buschbaum nach Geschlechtsumwandlung

SID
Yvonne Buschbaum heißt jetzt Balian Buschbaum und ist rundum glücklich
© dpa

"Der Weg zur Freiheit ist der Mut. Ich bin heute in vollkommener Freiheit aufgewacht. Der Himmel steht offen." So lautet der jüngste Tagebucheintrag von Balian, früher Yvonne Buschbaum vor seiner schweren Operation vergangene Woche in Potsdam.

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Vor einem Jahr hatte die Stabhochspringerin bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, als sie sich offen zu ihrer Transsexualität bekannte. Yvonne heißt längst Balian, Interviews gibt der 28-Jährige derzeit nicht, weil er sich in der Klinik von seinen geschlechtsangleichenden Eingriffen erholen muss.

"Er ist noch gezeichnet von der OP und ein bisschen schwach. Aber er kann inzwischen wieder aufstehen und ist guten Mutes, dass er vielleicht am nächsten Wochenende entlassen wird", sagt sein früherer Coach Herbert Czingon, heute Leitender Bundestrainer beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), nach einem Besuch am Krankenbett.

Bewegendes Jahr liegt hinter Buschbaum

"Mich erreichen in diesen Tagen unglaublich viele Anfragen von Euch. Ich kann, will und werde sie nicht alle beantworten können. Im Moment fliege ich noch auf meinen Freiheitswolken umher und werde frühestens Ende November wieder landen", schreibt Buschbaum auf seiner Homepage (www.pole-it-buschbaum.de). Sie - nein: er - hat bewegte und bewegende zwölf Monate hinter sich.

"Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper. Wer mich kennt, erkennt einen klaren Makel. Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben."

Mit dieser mutigen und offenen Erklärung kündigt Yvonne Buschbaum, die Europameisterschafts-Dritte von 1998 und 2002, am 20. November 2007 ihren Rücktritt vom Leistungssport an.

Offensiver Umgang mit dem Thema

In der Leichtathletik-Szene sorgt die Entscheidung für Erstaunen - und Respekt. Buschbaum versteckt sich nicht, tritt unter anderem bei Johannes B. Kerner auf.

"Happy Birthday schrieben mir manche Freunde. Als wäre die erste Testosteronspritze mein zweiter Geburtstag. Es ist der Beginn meines neuen Lebens" (Homepage vom 20. Dezember 2007).

Buschbaum unterzieht sich einer Hormonbehandlung. Weil das Sexualhormon auf der Doping- Liste steht, ist eine Rückkehr in den Leistungssport ausgeschlossen. "Optisch und stimmlich" ändert sich in den nächsten Monaten einiges. Die flotte Kurzhaarfrisur mit nach oben gegeelten Haaren trug schon Yvonne.

Yvonne "verwandelt" sich zu Balian

Aber Balian sprießen Bartstoppeln, sein 1,71 Meter großer Körper strotzt vor Muskeln, die Gesichtszüge wirken viel herber als früher, die Stimme ist tiefer.

"Meinem Nachnamen werde ich immer mehr gerecht. Aus dem anfänglichen kleinen Busch wird immer mehr der der zufriedene, mit starken Wurzeln behaftete Baum" (25. Januar 2008). Es gehe ihm prächtig. "Ich bin lediglich vom Warten auf weitere angleichende Schritte genervt."

Durch die Hormonbehandlung ändert sich auch seine Psyche. Er habe vorher mehr Verständnis für Frauen gehabt. "Ich hatte mehr Auswahl an meinen Gefühlen" - und eine Vielschichtigkeit, die mehr in die Tiefe gegangen sei als jetzt.

"Kam mir vor wie ein überzüchteter Pitbull"

"Ich nehme mir heute das Recht heraus, über Doping zu sprechen, weil ich selber die Veränderungen erlebe" (9. April 2008). Seit sich Buschbaum Testosteron spritzen lasse, könne er sich in Grund und Boden trainieren und wache am nächsten Morgen herrlich regeneriert und frisch auf.

"In der Weltspitze wird gedopt", sagt er. In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" schildert Buschbaum seine Erfahrungen mit den Hormongaben.

"Man wird wohl aggressiv." Er könne mit Stäben springen, mit denen er früher nie hätte springen können. Sein Gewicht sei von 55 bis 57 Kilo auf 65 gestiegen. "Ich kam mir vor wie ein Pitbull, der überzüchtet ist."

Kinofilm als Idee für neuen Namen

Ich wollte meinen Sport hinter mir lassen, doch bin ich dieser Sucht Stabhochsprung mehr verfallen als ich es mir eingestehen wollte" (25. Mai 2008).

Nach einigem Hin und Her wegen der Finanzierung wird Balian Buschbaum, der als Yvonne fünfmal deutsche Meisterin war und eine Bestleistung von 4,70 Meter hatte, beim USC Mainz die Nachfolge von Czingon angetreten.

Inzwischen hat er auch seinen neuen Personalausweis. Den Vornamen wählte er in Anlehnung an die Figur Balian von Ibelin aus dem Film "Königreich der Himmel".

Buschbaum nimmt viel auf sich, um endlich im richtigen Körper zu ruhen. Im September hat er eine Brustoperation. "Die Reise geht weiter", schreibt er in seinem Internet-Tagebuch.