"Olympiasieger ist man ein ganzes Leben"

Von Interview: Bastian Gangnus
Die Hockey-EM 2011 findet in Mönchengladbach statt
© Imago

Die letzten zwei Jahre waren wie ein Traum für Timo Weß und Christopher Zeller. 2006 holten sie mit der Hockey-Nationalmannschaft den Weltmeistertitel im eigenen Land, übertreffen konnten sie diesen Erfolg in diesem Jahr mit dem Gewinn der Goldmedaille in Peking. Gemeinsam gehen sie jetzt bei Rot-Weiß-Köln auf Titeljagd.

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Im SPOX-Interview sprechen die beiden Nationalspieler über die Zeit nach Olympia, die Veränderungen im Alltag und die Planungen für die WM 2010.

SPOX: Herr Zeller, Herr Wess, mit Olympia-Gold ist Ihnen ein Wahnsinnserfolg gelungen, den nicht einmal die Generation um Emmerling, Crone und Florian Kunz erreicht haben.

Christopher Zeller: Mir geht es persönlich nicht darum, die alten Generationen zu übertreffen. Es macht mich stolz die "großen" Turniere alle gewonnen zu haben.

SPOX: Wie fühlt es sich jetzt an, 100 Tage nach Olympia?

Timo Weß: Ich denke so langsam ist der Erfolg schon durchgedrungen. Es ist eine Mischung aus Freude und Zufriedenheit. Dieser Sieg war seit Jahren das große Ziel. Dementsprechend schön ist es, wenn man es geschafft hat.

Zeller: Ich denke gar nicht mehr so oft daran, da schon wieder andere Aufgaben auf mich warten. Allerdings ist immer noch ein Kribbeln im Bauch spürbar, wenn man daran zurückdenkt und manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass wir wirklich die Goldmedaille geholt haben.

SPOX: Was ist der Unterschied zwischen Olympia-Gold und der WM 2006?

Weß: Als Hockeyspieler sagt man immer: Weltmeister ist man vier Jahre, Olympiasieger ein ganzes Leben. Der Olympiasieg zählt im Hockey noch mehr als der Weltmeistertitel. Obwohl ich sagen muss, dass die WM 2002, aber vor allem die WM 2006 im eigenen Land auch immer großartige Erinnerungen bei mir wecken.

Zeller: Olympia steht absolut im öffentlichen Interesse und ist jedes Mal ein globales Ereignis. Dort bereiten sich alle Mannschaften doppelt so gut vor, weshalb es dort am schwierigsten ist, zu gewinnen. Hinzu kommt der historische Aspekt von den Olympischen Spielen und die Bedeutung eines Olympiasieges.

SPOX: Durch den Erfolg hat sich doch bestimmt Ihr Alltag stark verändert.

Weß: Es hat sich nicht viel geändert. Ich studiere wieder und die Bundesligasaison bei Rot-Weiß-Köln hat auch wieder begonnen. Wir hatten auch letztes Jahr schon einen verhältnismäßig großen Zuspruch bei den Spielen in Köln.

Zeller: Direkt im Anschluss gab es einige Anfragen für Auftritte. Jetzt ist aber wieder Ruhe und der Alltag eingekehrt.

SPOX: Einige verdiente Spieler sind nach Olympia bereits aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Können Sie diesen Schritt nachvollziehen?

Weß: Natürlich kann ich die Entscheidungen nachvollziehen. Auch wenn wir unter professionellen Bedingungen trainieren, müssen wir schon jetzt durch das Studium in unsere Zukunft investieren. Da ist es dann auch normal, wenn Spieler nach großen Erfolgen an die berufliche Zukunft denken und auch daran arbeiten.

Zeller: Es ist natürlich schade, dass solch gute und erfahrene Spieler ihre Laufbahn beendet haben. Allerdings darf man den Kopf nicht in den Sand stecken. Ich bin gerade 24 geworden und habe noch ein paar gute Jahre vor mir. Es kommen wieder gute Spieler nach, und es wird sich ein neues und starkes Team formieren.

Wie schlägt sich Rot-Weiß-Köln diese Saison? Jetzt unterwegs top-informiert sein!

SPOX: Seit dieser Saison spielen Sie zusammen für RWK in der ersten Liga. Wie finden Sie sich nach diesem Highlight im Liga-Alltag zurecht?

Weß: Natürlich sind wir etwas müde. Aber die Saison bei RWK hat sehr viel Spaß gemacht und die Mannschaft hat wunderbar funktioniert. So ist es nicht schwer, sich für neue sportliche Ziele zu motivieren. Hinzu kommt, dass wir endlich wieder in der ersten Liga spielen!

Zeller: Das Loch kam an den letzten Spieltagen, an denen wir uns zwar vom Ergebnis her immer durchgesetzt haben, aber nicht mehr den spielerischen Glanz vom Anfang zeigen konnten.

SPOX: Wie geht es mit der Nationalmannschaft weiter?

Weß: Markus Weise hat ja schon davon gesprochen, dass der Olympiasieg Vergangenheit ist. So ist es jetzt die Aufgabe der Spieler, eine neue schlagfertige Truppe für die WM 2010 in Indien zu bilden. Auf diesem Wege sind die Turniere wie die Champions Trophy oder auch das Hamburg Masters eine sehr wichtige Station. Schon in Hamburg hat sich gezeigt, dass der Nachwuchs in Deutschland gut ist und wir einen gesunden Konkurrenzkampf erwarten können.

Zeller: Durch die vielen Turniere ist es schon so, dass eine WM oder Olympische Spiele noch mehr an Bedeutung gewinnen und andere Turniere etwas davon verlieren. Es kommt aber auch immer darauf an, wo die Veranstaltungen stattfinden. Im nächsten Jahr zum Beispiel finden die CT in Australien und die EM in Amsterdam statt. Das sind zwei sehr attraktive Orte, um zu spielen.

SPOX: Herr Zeller, nach eigener Aussage zählen für Sie nur Titel. Wird es schon dieses Jahr für RWK reichen?

Zeller: Bisher lief es gut. Trotzdem müssen wir auch im kommenden Jahr sehr konzentriert spielen. Wenn man in der Hauptrunde alle Spiele gewinnt und dann in der ersten Playoff-Runde rausfliegt, kann man sich davon nichts kaufen. Wir werden den Titel anvisieren und alles dafür geben. Ob es dann klappt, werden wir sehen. Das gleiche gilt für die Halle, in der wir mit dem gesamten Kader spielen werden.

Weß: Wir spielen auf jeden Fall die Hallensaison und wollen dort Deutscher Meister werden.