Spotakova glänzt mit Speerwurf-Rekord

SID
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© Getty

Christina Obergföll staunte, Steffi Nerius schüttelte den Kopf: Mit einem Weltrekord bei nasskaltem Wetter und zum Abschluss einer langen Olympia-Saison hat die tschechische Speerwerferin Barbora Spotakova die deutschen Athletinnen noch einmal hart getroffen.

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72,28 Meter gleich im ersten Durchgang - das hatte der 27-Jährigen beim Weltfinale in Stuttgart kaum jemand zugetraut. In Prag war Spotakova kürzlich mit Obergföll und Co. in ihre Lieblingskneipe gezogen, nun schenkte sie ihren Konkurrentinnen richtig einen ein.

"Wieso? Warum? Da steig' ich auch nicht so recht dahinter. Sie bleibt ein bisschen ein Phänomen", antwortete die mit 63,13 Metern Zweitplatzierte Obergföll auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis der Weltmeisterin und Olympiasiegerin.

Weltrekord ermöglicht Spotakova Hausbau

Spotakova übertraf die Bestmarke der Kubanerin Osleidys Menendez von der WM 2005 in Helsinki (71,70) und kassierte 100.000 US-Dollar für den Weltrekord sowie 30.000 für den Sieg.

Das Geld kann sie gut gebrauchen: "Ich will mit meinem Freund ein Haus bauen, ein Grundstück haben wir schon." Die entscheidenden Tipps für den größten Wurf ihrer Karriere hat ihr einer gegeben, der viele Jahre das Speerwerfen bei den Männern dominierte: Jan Zelezny, der dreimalige Olympiasieger und Weltmeister sowie Weltrekord-Inhaber.

Beide Weltrekorde in Tschechien

"Wir sind im gleichen Klub in Prag. Er trainiert zwar die Jungs, aber ich kann ihn fragen, wenn ich ein Problem habe. Nun sind beide Speerwurf-Weltrekorde in Tschechien - was wollen wir mehr?", meinte Spotakova.

Immer weniger bleibt im internationalen Verdrängungswettbewerb für Obergföll und Nerius übrig: Die zweimalige Vize-Weltmeisterin aus Offenburg musste in Peking nicht nur ihren Europarekord an Spotakova abgeben, sondern sich hinter der Tschechin und der aufstrebenden Russin Maria Abakumowa mit Bronze zufriedengeben.

Europameisterin Nerius, inzwischen 36 Jahre alt, will im nächsten Jahr bei der Heim-WM ihre Karriere beenden. "Für mich ist Berlin ein Riesenziel und ein Riesenhighlight", sagte Obergföll.

Obergföll: "Spotakovas Technik ist phänomenal gut"

Die Überlegenheit Spotakovas wird ihr wohl den ganzen Winter über Kopfzerbrechen bereiten. "Mental sind wir alle stark", meinte Obergföll, "aber bei Barbora ist die Technik phänomenal gut. Sie kann alle Kraft und Dynamik in den Speer legen, während ich das Gerät sehr verkante."

Von der Athletik her, erklärte die 27-Jährige, "bin ich genauso stark wie sie. Sie macht wesentlich weniger Krafttraining." Bei ihrem Triumph in Peking hatte Spotakova mit dem letzten Wurf Gold erobert, diesmal war der erste Versuch viel Geld wert. "Weltrekord - das ist komisch, weil ich es nicht erwartet hatte - und unglaublich."