Zabel tritt zurück

SID
Radsport, Tour, Erik Zabel, Team Milram
© Getty

Nach 16 Profijahren im Radsport-Zirkus hat Erik Zabel einen Schlussstrich unter seine bemerkenswerte Karriere gezogen.

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Am 28. September bei der Straßen-WM in Varese tritt der zweimalige Vize-Weltmeister, der nach rund 200 Karriere-Siegen jetzt in Norditalien bei seinem finalen "Hurra" nicht mehr zum Kreis der Favoriten zählt, zum letzten Mal auf die ganz große Bühne.

Letztes Rennen in Münster

Sein letztes Rennen in Deutschland wird der in Unna lebende Berliner am 3. Oktober beim Münsterland-Giro in Münster bestreiten. Seinen langsamen Abschied auf zwei Rädern wird er aber sicher noch bei mehreren Sechstage-Rennen verlängern. Eine Weiterbeschäftigung in seinem Milram-Team auf anderer Ebene wird es aber trotz warmer Worte der Entscheidungsträger wohl nicht geben.

"Ich hatte in diesem Jahr viel Spaß am Radsport und konnte auf Augenhöhe mit der internationalen Konkurrenz fahren. Ich weiß nicht, ob das in einer weiteren Saison noch möglich wäre und denke, dass dies daher der richtige Moment ist, um aufzuhören", sagte Zabel.

Dank an das Milram-Team

Er bedankte sich in Varese auch bei seinem Milram-Team, "in dem ich auch in schwierigeren Zeiten Rückhalt und Unterstützung erfahren habe".

Damit meinte der 38-Jährige, der lange Jahre seiner Karriere im Telekom- und T-Mobile-Team im Schatten des Tour-Siegers Jan Ullrich stand, die Nachwehen seiner tränenreichen TV-Doping-Beichte vom 24. Mai vorigen Jahres. Die hatte ihn viele Punkte in der Beliebtheitsskala gekostet, weil sie als Soft-Geständnis verstanden wurde, die nur bis zur Bewährungsgrenze reichte.

"Mit Erik Zabel verliert nicht nur das Team Milram, sondern der gesamte Profisport einen bedeutenden Athleten. Wir bedanken uns bei ihm für die tolle Zusammenarbeit in den letzten drei Jahren", sagte Team-Manager Gerry van Gerwen.

Zabel für Milram-Erfolg verantwortlich

Der Niederländer wünschte seinem einstigen Vorzeige-Sprinter "eine spannende und erfolgreiche Karriere nach der Karriere in welcher Funktion auch immer". Auch Martin Mischel, Vorstandsmitglied des Milchwirtschafts-Betriebs aus Bremen, der am Freitag zum Zabel-Abschied anreiste, spendete Lob: "Er steht für eine erfolgreiche Etablierung unserer Marke im Radsport. Dank Erik Zabel erfuhr unser Engagement von Beginn an eine hohe Aufmerksamkeit in den Medien."

Der Erfolgshunger des "Marathon-Mannes" Zabel, der von Februar bis Oktober stets Top-Leistungen bot und immer als Zuverlässigkeit in Person galt, schien lange unstillbar. Erst in den letzten Jahren versöhnte sich der Ehrgeizling aus dem (Ost-)Berliner Bezirk Prenzlauer Berg mit den immer häufiger werdenden zweiten und dritten Plätzen.

Bilanz der Erfolge ist beispielhaft

Seine Erfolgsliste ist beispiellos: Er gewann bei 14 Teilnahmen in Frankreich 12 Etappen der Tour de France, viermal seinen Lieblings-Klassiker Mailand-San Remo, dreimal Paris-Tours, je einmal die Hamburg Cyclassics und das Amstel Gold-Race.

Zudem ist er als sechsfacher Gewinner des Grünen Trikots in Serie immer noch Rekordhalter in der Tour-Punktewertung. In diesem Jahr verbuchte der zweimalige Vize-Weltmeister und "Sportler des Jahres" 2001 bei der Valencia-Rundfahrt einen Saisonsieg.

Letzter WM-Auftritt als Teamplayer

Sportlich verpasste Zabel nur ein Ziel: Er wurde niemals Weltmeister und damit Nachfolger der beiden deutschen Titelträger Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966). Auch am Sonntag zum WM-Finale in Varese über 260 Kilometer, wo die Veranstalter mit 500.000 Besuchern rechnen, ist nicht mit ihm als Titelträger zu rechnen.

Die Augen werden eher auf den zweifachen Campione Paolo Bettini (Italien) oder den ProTour-Sieger Alejandro Valverde (Spanien) gerichtet sein. Der WM-Dritte von Stuttgart, Stefan Schumacher (Nürtingen), kann sich immerhin Außenseiter-Chancen ausrechnen. Zabel wird sich in seinem zehnten und letzten WM-Auftritt für den Schwaben als wahrer Teamplayer ins Zeug legen.