Wieneke kehrt Judo-Bund den Rücken

SID
Wineke, Judo, Rücktritt
© Getty

Einen Monat nach dem Olympiasieg seines Schützlings Ole Bischof hat Judo-Bundestrainer Frank Wieneke seinen Rücktritt angekündigt.

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"Ich hatte innerlich das Gefühl, mich verändern zu müssen und etwas Neues zu beginnen", begründete der 46- Jährige nach wochenlanger Bedenkzeit seinen Entschluss, den Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern.

Der Judo-Olympiasieger von 1984 wechselt zum Jahresbeginn an die Trainer-Akademie in Köln. Mit Bedauern reagierte der Deutsche Judo- Bund (DJB) auf die Entscheidung Wienekes, der seit 2000 Männer- Bundestrainer war. "Einen Frank Wieneke kann man nicht ersetzen", sagte Präsident Peter Frese. "Das ist ein bisschen so, als ob die Braut wegläuft."

Am Höhepunkt aufhören

"Wie sagt man immer: Die Party soll man verlassen, wenn es am schönsten ist", erklärte Wieneke. Mit dem Olympiasieg Bischofs hatte der 46-Jährige in Peking seine Trainerlaufbahn gekrönt.

"Das war für mich so schön wie der eigene Olympiasieg. Es war ein Traum, an einem Olympiasieg auch als Trainer maßgeblich mitzuarbeiten." Für den Männer-Bundestrainer stehen neben dem Olympia-Gold Bischofs auch ein Weltmeister-, zwei Europameistertitel und Olympia-Bronze 2004 zu Buche.

Schon nach dem Triumph bei den Sommerspielen hatte sich der Abgang Wienekes angedeutet. Bis zuletzt hatte der DJB darum gekämpft, seinen prominenten Trainer auch für die nächste olympische Periode bis zu den Sommerspielen 2012 an sich binden zu können.

Ordentliches Angebot abgelehnt

"Wir haben ihm ein ordentliches Angebot gemacht. Er wäre die Ideallösung gewesen", sagte Frese. Nun soll baldmöglichst ein Nachfolger für Wieneke gefunden werden. Auch Frauen-Bundestrainer Norbert Littkopf räumt seinen Posten, sein Nachfolger wird der bisherige Nachwuchscoach Michael Baszynski.

"Ich bin überrascht", sagte Olympiasieger Bischof zum Schritt des Bundestrainers. "Das ist ein Verlust für den gesamten Judo-Sport. Aber wenn Frank meint, das ist die richtige Entscheidung, dann ist es die richtige Entscheidung." Präsident Frese zeigte ebenfalls Verständnis für den Schritt Wienekes: "Das tut weh. Aber eine Familie ist wichtiger als jeder Judo-Sport der Welt."

"Mit Rat und Tat zu Seite stehen"

"Das Leben wird jetzt sicher ein bisschen ruhiger", blickte Wieneke, der in der Nähe von Köln lebt und Vater von zwei Kindern ist, nach seiner Entscheidung nach vorne.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen: "Ich habe ja mein ganzes Leben lang nichts anderes als Judo gemacht." Allerdings wolle er seinen Sport auch künftig nicht ganz aus den Augen verlieren und dem Verband "mit Rat und Tat zu Seite stehen".