Weitere Rücktritte bei der Sporthilfe

SID
Sporthilfe, Hans-Wilhelm Gäb
© dpa

Die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) bekommt immer mehr Schlagseite, der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Wilhelm Gäb will das sinkende Schiff allerdings nicht verlassen.

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"Nein, ich werde nicht zurücktreten. Ich habe das einstimmige Vertrauen des Aufsichtsrats", sagte der frühere Sporthilfe-Chef zu einer entsprechenden Forderung von Schwimm-Olympiasieger Michael Groß in der "Bild"-Zeitung. Hingegen haben drei Tage nach dem Rücktritt der Vorstandsvorsitzenden Ann Kathrin Linsenhoff auch die Aufsichtsratsmitglieder Peter Zühlsdorff und Bernd Rauch ihre Ämter niedergelegt.

"Von Herrn Rauch weiß ich das, von Herrn Zühlsdorff nicht", sagte Gäb. Ex-Wella-Boss Peter Zühlsdorff, der sich als Krisenmanager während der Olympia-Bewerbung Leipzigs profiliert hatte, war als Vermittler zwischen Linsenhoff und Gäb nicht so erfolgreich.

Kein fairer Umgang möglich

Der Frankfurter bestätigte seinen Rückzug, wollte aber keine Gründe nennen. Der frühere Sporthilfe-Vize Rauch, zugleich Vizepräsident des FC Bayern München, sagte: "Ich bin zurückgetreten, weil ich in den letzten Wochen das Gefühl hatte, dass die Fairness im Umgang miteinander nicht mehr gegeben ist. Die letzten 14 Tage haben mich sehr stark belastet."

Nach den turbulenten Tagen beim Sozialwerk des deutschen Sports hat Ex-Schwimmstar Groß weitreichende Konsequenzen gefordert: "Die Situation ist eine Katastrophe", sagte der 44-Jährige, der bis 2005 selbst im Sporthilfe-Vorstand saß.

"Unabhängig von seinen Verdiensten und seiner Persönlichkeit - Herr Gäb sollte den Weg freimachen für einen Neuanfang." Der mächtige Mann der Sporthilfe denkt jedoch nicht daran.

Aufsichtsrat steht hinter Gäb

"Ich habe das einstimmige Vertrauen des Aufsichtsrats", sagte Gäb. "Herr Groß ist ein großer Schwimmer gewesen, aber er hat keine Funktion." Das zwei von zehn Aufsichtsratsmitgliedern "anderer Meinung sind, das bedeutet überhaupt nichts".

Groß mahnte die Sporthilfe, nicht nur personelle Konsequenzen aus der Krise zu ziehen. "Die gesamte Organisation muss verschlankt werden", sagte er. "Wichtiger als Gremien sind Gelder für Sportler. Wenn Kanuten, Fechter oder Schwimmer 2012 bei Olympia Medaillen gewinnen sollen, brauchen sie heute eine funktionierende Sporthilfe."

Ex-Aufsichtsratsmitglied Rauch meinte: "Alle Beteiligten müssen zur Vernunft kommen, damit das, was jahrelang aufgebaut wurde, nicht zerstört wird."

Neue Führungsfigur wird gesucht

Eine neue Führungsfigur für das Ehrenamt sei "sehr, sehr schwer zu finden: Im Grunde ist das ein harter Fulltimejob. Man muss unabhängig sein - sowohl wirtschaftlich als auch zeitlich. Und man braucht sehr gute Kontakt in die Wirtschaft", erklärte Rauch.

Der 72 Jahre alte Gäb hatte eine abermalige Rückkehr in das operative Geschäft wie 2005, als er nach dem Rücktritt von Hans-Ludwig Grüschow im Zuge der Schmiergeldaffäre um den früheren MDR-Sportchef Wilfried Mohren als Vorstandschef eingesprungen war, ausgeschlossen.