Trister Abschied beim Weltfinale trotz Weltrekord

SID
Leichtathletik, Stuttgart, Weltfinale, Spotakova, Tschechin, Tschechien
© Getty

Ein Speerwurf-Weltrekord als Lichtblick, ansonsten herrschte viel Tristesse beim letzten Leichtathletik-Weltfinale in Stuttgart: Die Tschechin Barbora Spotakova sorgte mit ihren 72,28 Metern für das Glanzlicht in der Mercedes-Benz Arena.

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Bei den beiden größten Zahltagen der Saison - insgesamt wurden 3 Millionen US-Dollar (2,13 Millionen Euro) ausgeschüttet - quälten sich die verbliebenen Stars am Wochenende vor insgesamt 38.500 Zuschauern teilweise über die Runden. "Das Geldverdienen stand im Vordergrund", sagte Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Noch einmal Gas gab Sprinter Asafa Powell: Der Ex-Weltrekordler gewann die 100 Meter in Abwesenheit von Olympiasieger Usain Bolt (ebenfalls Jamaika) in 9,87 Sekunden.

Prokop: "Der Himmel weint mit uns"

Die äußeren Bedingungen und der späte Termin verhinderten jedoch einen stimmungsvollen Abschied Stuttgarts von der internationalen Leichtathletik. "Der Himmel weint mit uns", meinte Prokop zum verregneten Auftakt.

Nichts erinnerte in der Arena mehr an die glorreiche WM 1993, dafür taugte die Veranstaltung als Spiegelbild der krisengeschüttelten olympischen Kernsportart in Deutschland.

Der DLV setzt nun auf die WM 2009 in Berlin und hofft auf eine sportliche Wende nach dem Olympia-Debakel. "Ich glaube, wir werden eine sehr stimmungsvolle und atmosphärisch dichte WM erleben", sagte der Verbandschef.

Strukturelle Änderungen beim DLV stehen bevor

"Dort wollen wir auch ein besseres Ergebnis als in Peking und an unsere Medaillenausbeute von der WM 2007 in Osaka anknüpfen." Bei der Trainertagung des DLV am Wochenende in Kienbaum stehen "einige strukturelle Änderungen" an.

Nur 18.500 Zuschauer erlebten am ersten Wettkampftag einen unverhofften Weltrekord: Olympiasiegerin und Weltmeisterin Spotakova kam gleich im ersten Versuch auf 72,28 Meter und durfte sich über eine Prämie von insgesamt 130.000 US-Dollar freuen.

Spotakova bleibt ein Phänomen

Sie übertraf die alte Bestmarke der Kubanerin Osleidys Menendez von 2005 (71,70). "Ich habe nie an den Weltrekord gedacht, nie", beteuerte Spotakova. "Das ist natürlich ein tolles Gefühl, aber bei meinem Olympiasieg in Peking war es noch großartiger." Christina Obergföll aus Offenburg warf als Zweite genau neun Meter weniger als die Tschechin und staunte: "Sie bleibt ein bisschen ein Phänomen."

Das krankheitsbedingte Fehlen von Überfliegerin Jelena Issinbajewa aus Russland ("Mein Körper hat einfach nein gesagt") nutzte Silke Spiegelburg: Die 22 Jahre alte Leverkusenerin glänzte mit 4,70 Metern und scheiterte nur knapp am deutschen Rekord von 4,77.

Spiegelburg mit Bestleistung

Im Stechen setzte sich die Olympia-Siebte gegen die Russin Swetlana Feofanowa durch. "Es ist unglaublich, den Wettkampf gewonnen zu haben, zumal ich meine eigene Bestleistung eingestellt habe", jubelte Spiegelburg.

Diskuswerfer Robert Harting aus Berlin als Dritter mit 65,76 Meter und Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler (Frankfurt/Main) als enttäuschende Fünfte mit 69,72 konnten die Zuschauer dagegen nicht von den Sitzen reißen.

Dafür feierte die Magdeburgerin Nadine Kleinert bei nur 12 Grad am zweiten Tag einen versöhnlichen Saisonabschluss: Mit 19,42 Metern musste sie sich nur der Olympiasiegerin Valerie Vili (Neuseeland/19,69) geschlagen geben. Beim Hochsprung-Sieg der Kroatin Blanka Vlasic (2,01 Meter) blieb der Frankfurterin Ariane Friedrich nur Platz vier.