Sporthilfe im Dilemma

SID

Frankfurt/Main - Die Stiftung Deutsche Sporthilfe hat durch den avisierten Rücktritt der Vorstandsvorsitzenden Ann Kathrin Linsenhoff einen erheblichen Imageschaden erlitten, nun geht es für das Sozialwerk des deutschen Sports um Schadensbegrenzung.

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Der dritte Wechsel an der Führungsspitze innerhalb von drei Jahren hat bei den Entscheidungsträgern für lähmendes Entsetzen gesorgt und dürfte die Spendenfreudigkeit in den kommenden Monaten nicht gerade erhöhen.

Zudem könnte die Suche nach einem geeigneten Nachfolger schwierig werden. Gesucht wird eine vertrauenswürdige Persönlichkeit, die möglichst sportliche Meriten aufweisen kann und über gute Kontakte zur Wirtschaft verfügt.

Appell an die Wirtschaft

Linsenhoff ist sich der Brisanz ihrer Entscheidung, das Amt zum Jahresende wegen persönlicher Streitigkeiten mit Aufsichtsratschef Hans Wilhelm Gäb niederzulegen, durchaus bewusst.

Die Dressur-Olympiasiegerin appelliert an die Wirtschaft, die von der Stiftung geförderten Sportler nicht für den Zwist in der Sporthilfe-Führung büßen zu lassen..

"Ich hoffe nicht, dass die Sporthilfe in unruhiges Fahrwasser gerät. Ich denke, die Unternehmen erkennen, wie wichtig die Arbeit der Sporthilfe ist und machen das nicht an Personalien fest", sagte Linsenhoff.

Bach hofft auf schnelle Lösung

"Ich hoffe, dass diese personelle Auseinandersetzung im Interesse der Athleten möglichst schnell beendet wird", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Bach.

"Wir brauchen so schnell wie möglich wieder ein handlungsfähiges Gremium. Deshalb muss zügig gehandelt werden, damit keine Hängepartie entsteht."

Immerhin unterstützt die 1967 von Josef Neckermann ins Leben gerufene Stiftung jedes Jahr 3800 Athleten mit etwa 12 Millionen Euro. Zwei Drittel davon generiert sie über Spenden.

"Die Sporthilfe ist eminent wichtig für die Sportler. Ich hoffe, jeder konzentriert sich jetzt auf die Sache", sagte Linsenhoff, die in ihrer kurzen Amtszeit nach eigener Aussage "von Sportlern und Unternehmen viel Zuspruch" erhalten hat.

Rodewald traurig

Entsprechend fiel die Reaktion auf ihren Rückzug aus. "In der Öffentlichkeit hat sie ein sehr gutes Bild abgegeben und ist gerade bei uns Sportlern gut angekommen. Ihr sportlicher, junger Wind hat der DSH gut getan.

"Es hat mich traurig gestimmt, dass Frau Linsenhoff, obwohl wir ihr das Vertrauen ausgesprochen haben, zurückgetreten ist", sagte Hockey-Nationalspielerin Marion Rodewald, einzige aktive Athletin im Aufsichtsrat, der Tageszeitung "Die Welt".

Sie erwartet keine schnelle Nachfolge-Lösung, denn "es wird wohl keiner freiwillig aufspringen und rufen: Ich will."

Personelle Probleme für die Stiftung

Auch Aufsichtsratschef Gäb ahnt, dass die Stiftung vor einem großen personellen Problem steht. Er hat bereits angekündigt, dass sich der Aufsichtsrat bei der Neubesetzung des Postens Zeit lassen wird.

Schon vor dem endgültigen Bruch zwischen Linsenhoff und Gäb soll es im Aufsichtsrat einen Notfallplan gegeben haben, wonach Geschäftsführer Michael Ilgner übergangsweise die tägliche Arbeit übernehmen könnte, bis eine permanente Lösung gefunden ist.

Ein Führungsvakuum wäre in finanziell schwierigen Zeiten der Sporthilfe besonders prekär. In diesem Jahr wurde die Einrichtung von der Bundesregierung bereits mit einem Zuschuss von einer Million Euro unterstützt.

Das Sozialwerk des deutschen Sports will zudem sein Förderkonzept ändern, das im November verabschiedet werden soll.