Kein Ende in Sicht

SID

Der bei den Olympischen Spielen in Peking offen ausgebrochene Konflikt zwischen Fabian Hambüchen und der Führung des Deutschen Turner-Bundes (DTB) schwelt weiter und könnte sich zum Flächenbrand ausweiten.

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"An meiner Kritik hat sich nichts geändert, geklärt ist weiterhin gar nichts. Mittlerweile gibt es leider in allen Sparten Probleme. Der DTB weiß, was zu tun ist", sagte der Reck-Weltmeister in einem Gespräch am Rande der Olympischen Ballnacht in Wiesbaden.

Allerdings wird es der Olympia-Dritte nicht zu einer Eskalation des Streits kommen lassen. "Es wird bei Fabian kein entweder oder geben. Er hat nicht vor, seine sportliche Laufbahn wegen dieser Dinge zu verändern. Er will seinen Sport ausüben", erklärte Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen.

"Messer ins Kreuz" 

Beide vermissen die bedingungslose Unterstützung des Verbandes und fühlen sich in ihrer Arbeit eher behindert. "Wenn man laufend Messer ins Kreuz geschmissen bekommt, ist das schlecht", sagte Wolfgang Hambüchen.

Die Kritik richtet sich vornehmlich gegen Sportdirektor Wolfgang Willam, dessen Entlassung Hambüchen senior nach Olympia gefordert hatte. Seither herrscht Funkstille zwischen dem erfolgreichen Familienunternehmen aus Wetzlar und der Verbands-Führung.

Wie zerrüttet das Verhältnis ist, wurde bei der Ehrung des Turn-Stars mit dem Silbernen Lorbeerblatt deutlich. Emotionslos und mit versteinerter Miene nahmen Vater und Sohn Hambüchen die Glückwünsche von DTB-Präsident Rainer Brechtken entgegen.

Nicht in den Fängen des Verbandes

Laut Wolfgang Hambüchen nimmt die Unzufriedenheit der Athleten in allen Teildisziplinen des Verbandes - Turnen, Gymnastik, Trampolin - zu. "Wir sind froh, dass wir uns vor vielen Jahren nicht in die Fänge des Verbandes begeben, sondern unser eigenes Ding gemacht haben", sagte er.

Ungeachtet der Querelen freut sich Fabian Hambüchen auf die kommende Saison, in die er am 11. Oktober beim Bundesliga-Heimkampf der KTV Straubenhardt gegen die TG Saar starten wird.

"Nächste Woche ist noch zu früh. Ich werde in zwei Wochen in die Bundesliga einsteigen, aber keinen Sechskampf und auch nicht mein volles Programm turnen", kündigte der 20-Jährige an.

Aller Voraussicht nach wird er alle Bundesliga-Heimkämpfe für seinen Verein bestreiten, dazu sind Starts in der Schweiz und beim Weltcup in Stuttgart geplant. "Bis Weihnachten werde ich kein Wochenende frei haben", meinte Hambüchen. 2009 will er dann bei EM und WM wieder Medaillen holen.

"Am Reck habe ich natürlich die größten Chancen, aber ich will auch im Mehrkampf stärker werden", sagte Hambüchen.