Bundestrainer Gravemeier kämpft um seinen Job

SID
Pferdesport, Christian Ahlmann
© Getty

Die Rücktrittsgedanken sind verscheucht, der Bundestrainer kämpft um seinen Job. Kurt Gravemeier will trotz des Ärgers über den schwachen Olympia-Auftritt und die positiven Doping-Proben als Chefcoach der deutschen Springreiter weiterarbeiten.

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Er habe sich bereit erklärt, weiterhin zur Verfügung zu stehen, wolle aber keinen Vierjahresvertrag unterschreiben, sagte der 50-Jährige. Im Pferdesport-Verband FN gibt es allerdings auch Vorbehalte gegen eine Weiterverpflichtung, vor allem aber gegen eine verkürzte Amtszeit.

Im beschaulichen Warendorf dürfte es jedoch hoch hergehen. Zunächst tagt dort das FN-Präsidium, dann der Springausschuss - und beide Gremien suchen nach dem Olympia-Desaster nach Lösungen und entscheiden zudem über Gravemeiers Zukunft.

Der zuletzt auch von einigen Reitern kritisierte Bundestrainer hatte kurz nach dem enttäuschenden fünften Platz der Springreiter in Hongkong und dem Fall Ahlmann seinen Rücktritt erwogen, doch nun will er nicht aufgeben: "Ich habe mit den meisten Reitern gesprochen und gehe davon aus, dass ich weitermache."

Gravemeier: "Bin mit dem Job nicht verheiratet"

Volle vier Jahre, so wie vor den Olympischen Spielen geplant, will Gravemeier aber nicht weitermachen. "Vielleicht für ein halbes Jahr, vielleicht für ein ganzes Jahr, vielleicht aber auch für einen längeren Zeitraum", sagte der 50-Jährige, der seit Herbst 2000 im Amt ist.

Hauptberuflich arbeitet der ehemalige Nationenpreisreiter als Verwalter auf Gut Berl bei Münster und fühlt sich daher trotz der zusätzlichen Anstellung als Bundestrainer unabhängig: "Ich bin mit dem Job nicht verheiratet."

Verband rudert zurück

Gegen Gravemeiers Pläne einer verkürzten Amtszeit gibt es offensichtlich im Verband Vorbehalte. "Denkbar ist so etwas, aber ob das eine gute Lösung ist, kann ich nicht überblicken", kommentierte FN-Geschäftsführer Reinhard Wendt.

Vor den Ereignissen in Hongkong hatte Wendt noch gesagt, dass die neuen Vierjahresverträge für Gravemeier sowie dessen Kollegen in der Dressur und in der Vielseitigkeit unterschriftsreif bereit lägen.

Nun sagte Wendt zu Gravemeiers Zukunft als Bundestrainer: "Im Moment ist alles offen, vieles ist im Gespräch." Bereits in der Vorwoche hatte der Springausschuss-Vorsitzende angekündigt: "Mit Kurt muss ein intensives Gespräch geführt werden. Wir werden die ein oder andere unangenehme Frage stellen."

Gravemeier räumt Fehler ein

Gravemeier gestand in der Nachbetrachtung der Olympischen Spiele Fehler ein. Im Vorfeld habe er ein wenig "die Zügel schleifen" lassen: "Diesen Vorwurf muss ich mir machen."

Zudem müsse diskutiert werden, ob die Springreiter-Pferde nicht zu früh nach Hongkong geflogen worden seien. Die sportliche Bilanz seiner acht Jahre als Nachfolger von Herbert Meyer ist nicht durchwachsen. Bei Europameisterschaften gab es unter Bundestrainer Gravemeier insgesamt sechs Titel, aber bei Weltmeisterschaften nur zwei dritte Plätze.

Vor dem Hongkong-Desaster siegte das deutsche Team bei den Spielen in Athen, musste Gold aber wegen der verbotenen Medikation von Ludger Beerbaums Pferd Goldfever wieder abgeben.