13. Paralympics in Peking eröffnet

SID
Paralympics, Peking, Eröffnung
© dpa

13 Tage nach Abschluss der Olympischen Spiele brennt in Peking das Paralympische Feuer. Hochspringer Hou Bin entzündete im Nationalstadion vor 91.000 Zuschauern, darunter Bundespräsident Horst Köhler, in luftiger Höhe die Flamme für das größte Sportereignis der Behinderten.

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Zuvor gab der chinesische Präsident Hu Jintao um 16.36 Uhr MESZ mit den traditionellen Worten "Ich erkläre die Paralympischen Spiele von Peking für eröffnet" das Startsignal für die elftägigen Wettkämpfe in der chinesischen Hauptstadt. 4000 Athleten aus 148 Ländern sorgen für eine Rekordbeteiligung.

Im Mittelpunkt der spektakulären dreistündigen Show stand eine Bühne mit einem Durchmesser von 72 Metern, die eine weiße Jadeplatte als Symbol für die Erde darstellen sollte. 6000 Mitwirkende interpretierten die Idee der Gastgeber, dass "alles Leben einen Wert hat, alles Leben seine Würde und alles Leben seinen Traum hat".

Erdbeben-Opfer mit eindrucksvollem Auftritt

Besondere Aufmerksamkeit zog die erst zwölf Jahre alte Ballettschülerin Li Yue auf sich, die im Mai beim Erdbeben in der Provinz Sichuan ihr linkes Bein verloren hatte. Sie begleitete die Aufführung eines Ballettensembles zu Ravels Bolero mit einem ausdrucksstarken Auftritt im Rollstuhl.

"Die soziale Status von Menschen mit Behinderungen ist ein wichtiger Maßstab der menschlichen Zivilisation und des sozialen Fortschrittes", sagte Hu Jintao in einer Grußbotschaft. Er hob die Anstrengungen hervor, die das Land in den vergangenen Jahren für Menschen mit Handicap unternommen habe.

Anstrengungen ähnlich wie bei Olympia

Die Organisatoren der Paralympics wollen mit einer aufwendigen und perfekten Organisation die Gleichstellung mit den nicht behinderten Sportlern bei Olympia unterstreichen. Anders als frühere Gastgeber unternimmt die 17-Millionen-Metropole auch ähnliche Anstrengungen wie bei Olympia: Die massiven Fahrverbote für die Hälfte aller Autos sind weiter in Kraft. Auch Fabriken dürfen ihre Produktion nicht wieder hochfahren.

"Die Chinesen werden die größten Paralympics aller Zeiten veranstalten", sagte Phil Craven, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), "ich glaube, sie werden fantastisch". Craven sprach sein Mitgefühl für die Opfer der verschiedenen Naturkatastrophen in diesem Jahr in China wie das verheerende Erdbeben in Sichuan aus.

Zu den prominentesten Gästen des Eröffnungsspektakels zählten neben dem deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und IOC- Ehrenpräsident Juan Antonio Samaranch.

Köhler zeigte sich beeindruckt

"Ich war begeistert. Die Sportler mit Behinderungen zeigen auf beeindruckende Art und Weise, wie man durch Leistung neue Freude am Leben gewinnen kann", erklärte Köhler. "Die Paralympics zeigen, wie sehr Menschen mit Behinderung unsere Gesellschaft und unser Miteinander auch im Sport bereichern können."

Die Paralympics sind Köhlers letzte Station seiner Asienreise, die ihn vorher nach Kasachstan und in die Mongolei gebracht hatte. Der Politiker hatte bereits vor langer Zeit entschieden, dass er nicht zum Auftakt der Olympischen Spiele nach China reisen wollte, sondern demonstrativ zu den Spielen der Sportler mit körperlicher Behinderung.

Köhler, der eine sehbehinderte Tochter hat, besuchte als Bundespräsident bisher alle paralympischen Sommer- und Winterspiele in seiner Amtszeit.

Die Athleten durften zu Beginn der Vorführung einmarschieren. Als 143. Land lief die 171 Teilnehmer starke deutsche Mannschaft in die Arena ein, angeführt von der Goalballerin Conny Dietz mit der schwarz-rot-goldenen Flagge.

China mit den meisten Teilnehmern

Die chinesische Delegation war mit 322 Startern die größte; im ganzen Land leben 83 Millionen Behinderte. In Deutschland sind es sechs bis sieben Millionen.

Die Zuschauer begleiteten den Einmarsch Fähnchen-schwenkend und mit dem Schlachtruf "zhongguo, jia you" (China, auf geht's). Höhepunkt der Zeremonie war die Entzündung des Feuers, als sich Hou Bin in seinem Rollstuhl an einem Seil nach oben zog und die Flamme entfachte.

Am Rande der Veranstaltung kam es zu einem Zwischenfall. Eine Chinesin, die sich nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua "unanständig" benommen hatte, wurde abgeführt. Ob es sich um einen Protest handelte, blieb unklar.

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