Nachfolger von Cancellara gesucht

Von Torsten Adams
Radsport, WM, Grabsch
© Getty

Zwei Prologsiege bei der Tour de France, Zeitfahr-Olympiasieger und zweifacher Weltmeister im Zeitfahren. Dazu unzählige weitere Triumphe im Kampf gegen die Uhr: Fabian Cancellara ist der König der Zeitfahrer und in dieser Disziplin das Maß aller Dinge.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nicht so bei der Weltmeisterschaft in Varese. Der Schweizer leidet an Motivationslosigkeit und verzichtet auf einen Start und eine Titelverteidigung in der norditalienischen Stadt.

Dem 27-Jährigen fehlt nach einer langen Saison "der letzte Biss, die Kraft", wie er selbst seine Absage begründete. "Alleine mit Leidenschaft kann man keine Rennen gewinnen."

Grabsch und Martin für Deutschland

Damit erhöhen sich die Medaillenchancen der beiden deutschen Starter schlagartig. In Abwesenheit des Favoriten können Tony Martin und Bert Grabsch einen Angriff auf Gold starten. Auf der relativ flachen, 46 Kilometer langen Strecke zählen die beiden Profis vom Team Columbia zum engeren Favoritenkreis.

Martin gilt als Deutschlands hoffnungsvollstes Talent im Kampf gegen die Uhr und hat in diesem Jahr seine Fähigkeiten bei diversen Zeitfahren bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt: 2. Platz beim Giro, Sieg bei der Deutschland-Tour und ein dritter Rang bei der deutschen Meisterschaft sprechen für den 23-jährigen Cottbuser, der jedoch bescheiden bleibt: "Ich will unter die ersten Fünf."

Zeitfahren ohne Schumi

Die Streckenlänge in Varese kommt auch Martins Teamkollege Grabsch entgegen. Der 33-Jährige sicherte sich in diesem Jahr auf dem 40 Kilometer langen Kurs in Luckau den deutschen Meistertitel vor Stefan Schumacher.

"Ich mache keine Prognose. Aber der WM-Kurs liegt mir viel besser als der in Peking. Ich bin in Form, und die Weltmeisterschaft ist mein Saisonhöhepunkt. Im Vorjahr war ich WM-Vierter", sagt der deutsche Zeitfahrmeister.

Schumacher, der bei der Tour de France beide Zeitfahren gewann, sagte seine Teilnahme aufgrund seiner uneingeschränkten Vorbereitung auf das Straßenrennen ab: "Weltmeister wird man nicht zufällig. Da muss alles stimmen. Da wäre das Zeitfahren einige Tage vorher nicht ideal gewesen."

Leipheimer Topfavorit

Als Topfavorit auf die Nachfolge Cancellaras wird allerdings Levi Leipheimer gehandelt. Nach seiner Bronzemedaille im Zeitfahren von Peking zeigte sich der Astana-Profi auch bei der kürzlich zu Ende gegangenen Spanien-Rundfahrt in glänzender Form.

Im Gesamtklassement belegte der 34-Jährige Rang zwei hinter Überflieger Alberto Contador. In den beiden Zeitfahren ließ der Amerikaner die Konkurrenz um Längen hinter sich.

Die Favoriten im Überblick:

Tony Martin, Bert Grabsch (beide GER), Levi Leipheimer (USA), David Millar (GBR), Gustav Larsson (SWE), Edvald Hagen Boasson (NOR), Michael Rogers (AUS)