"Ich werde Walujew fällen"

Von Haruka Gruber
Walujew, Ruiz, Boxen
© Getty

Es war das vernichtendste Urteil in der Macho-Welt Boxen. "John Ruiz", sagte einst James Toney nach einem Kampf, "einer wie John Ruiz muss halb-schwul sein, so oft, wie der die Gegner umarmt und umklammert."

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Nicht viel anders denkt offenbar auch der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister Lennox Lewis, der sich 1999 weigerte, einen Weltmeisterschaft-Kampf gegen Ruiz zu bestreiten, weil dieser schlicht "unwürdig" sei.

Nur zwei Beispiele, die lediglich eines belegen sollen: Wenn am Samstagabend Nikolai Walujew zum WM-Fight nach Version der WBA in Berlin auf jenen John Ruiz trifft, kommt es zum Duell der Superlative.

Hier Walujew, der Russische Riese, the Beast of the East, der größte, schwerste, gigantischste Weltmeister aller Zeiten

Dort Ruiz. Der unbeliebte, unspektakuläre, vermutlich am wenigsten respektierte Weltmeister aller Zeiten. Sein Spitzname, so farblos wie seine Reputation: The Quiet Man.

So gar nicht quiet

"Ich bin nicht so groß wie die Klitschkos und mir wird nachgesagt, dass ich nur klammern würde. Aber die sogenannten Experten schauen nicht richtig hin. Es muss doch einen Grund dafür geben, warum ich schon so viele gute Boxer besiegt habe", verteidigt sich Ruiz. Und einmal im Redefluss fügt er so gar nicht quiet an: "Ich werde Walujew fällen!"

Der Angesprochene hingegen übt sich wie üblich in Zurückhaltung - was angesichts seiner 2,13 Meter Länge und drei Zentner Gewicht noch immer kurios anmutet. "Natürlich fiebere ich diesem Kampf entgegen, denn es geht um den Weltmeisterschaftsgürtel", sagt Walujew gegenüber SPOX.

"Was ich von Ruiz halte? Ich spreche generell nicht viel über meine Gegner. Ich weiß, dass er sehr erfahren ist."

Erfolg gegen Holyfield

Bei aller Häme: Über Erfahrung verfügt der so gescholtene Ruiz in der Tat. Zehn WM-Kämpfe bestritt er bereits, gewann unter anderem gegen Evander Holyfield und Hasim Rahman. Verloren hat der 36-Jährige jedoch den Fight im Dezember 2005.

Denn bereits vor drei Jahren hieß der Gegner Walujew, bereits vor drei Jahren war der Austragungsort Berlin und schon damals ging es um den WM-Gürtel.

Doch nach zwölf Runden entschieden die Punkterichter umstritten zugunsten des Russen, was Ruiz und vor allem seinen damaligen Coach Norman Stone höchst erzürnte.

Stone riss nach der Urteilsverkündung aufgebracht den WM-Gürtel aus den Händen Walujews und wurde erst durch einen Faustschlag von einem Betreuer des Russen gestoppt.

"Mir wurde der Titel gestohlen"

"Ich glaube, dass ich mich zum damaligen Kampf verbessert habe und es keine Diskussionen um meinen Sieg geben wird. Dank meines neuen Trainers Alexander Zimin hat sich meine Technik stark verbessert und ich verfüge über mehr Selbstvertrauen", sagt der 35-jährige Walujew.

Ruiz' Konter: "Was soll die ganze Sache mit seinem neuen Trainer? Ich habe auch einen neuen Coach, daher sind wir quitt. Ich bin hier, um mir den Titel zurückzuholen, der mir vor drei Jahren gestohlen wurde."

The Quiet Man ganz laut. Keine schlechten Voraussetzungen in der Macho-Welt Boxen.

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