"Ich bin glücklich mit meinem Leben"

SID
Tennis, Wimbledon, Rainer Schüttler, Rafael Nadal
© DPA

London - Sogar geträumt hatte er von seinem übermächtigen Gegner Rafael Nadal. "Ich habe schlecht geschlafen und irgendwann bin ich aufgewacht und dachte an Rafa", sagte Rainer Schüttler und musste über sich selbst lachen.

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Worum es in dem Traum ging, erinnerte der in Wimbledon sensationell unter die besten Vier gestürmte Tennis-Oldie nicht. Ein Alptraum wird es nicht gewesen sein, denn dafür bestand gar kein Grund, wie das mit 1:6, 6:7 (3:7), 4:6 nur knapp verlorene erste Halbfinale des 32-Jährigen auf dem Heiligen Rasen zeigte.

Schüttler vs. Nadal: Die Highlights in SPOX.TV 

Dabei hatte der Korbacher eine schlechte Nacht gehabt - aus besagtem Grund und auch, weil die Beine und der rechte Ellenbogen nach dem 5:12 Stunden langen Marathon-Match gegen den Franzosen Arnaud Clement schmerzten.

"Aber auf dem Platz war das kein Problem", meinte der krasse Außenseiter, der nach den ersten Ballwechseln das Gefühl hatte, "von einer Wand gerammt zu werden". Viel zu zaghaft, viel zu nervös und viel zu unpräzise spielte er und dachte bei sich: "Oh Gott, nicht schon wieder so schnell wie in Australien."

"Fürchterliche Bälle"

Fünf Jahre ist es her, dass Schüttler zu Beginn seines besten Jahres als Tennisprofi im Finale der Australian Open stand und von Andre Agassi "vernichtet wurde", wie sein Coach Dirk Hordorff es nennt. "Rafa hat mich von links nach recht geschickt und ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich noch machen soll."

Doch Rainer Schüttler fand ein Mittel, kam mit den "fürchterlich angeschnittenen" Bällen Nadals besser zurecht und riskierte auch mehr. "Wow, jetzt so langsam komme ich rein", spürte er und machte dem Topfavoriten in den beiden folgenden Sätzen das Leben schwer.

Nadal wackelte

Vielleicht hätte es ein wenig mehr Mut gebraucht, und Schüttler wäre eine weitere Sensation gelungen. Nadal begann zu wackeln, als der Wahl-Schweizer konsequent seine Chance suchte.

Dem Druck hielt der 22-jährige Mallorquiner nur mühsam stand, und wenn Schüttler öfter das Hawk-Eye angerufen hätte, wären einige Fehlentscheidung nicht nur im Fernsehen aufgefallen.

Der Shaker drückt Federer die Daumen

Im Finale gegen den fünfmaligen Champion Roger Federer darf sich der Spanier Schwächen nicht leisten. Das würde der ohne Satzverlust gebliebene Schweizer gnadenlos bestrafen.

"Ich hoffe, dass Roger es zum sechsten Mal schafft", sagte Schüttler, der aber auch Nadal bescheinigt, ein "kompletter Spieler" geworden zu sein. "Der Sieger wird auf jeden Fall ein großer Champion sein", sagte Schüttler.

Federer hatte zuvor im ersten Halbfinale Marat Safin besiegt. Bei seinem 65. Seriensieg auf Gras ließ der Schweizer dem Russen mit 6:3, 7:6 (7:3), 6:4 nicht den Hauch einer Chance.

Schüttler: "Ich bin glücklich"

Nach seinem wundersamen Comeback kann der wieder unter den besten 40 der Weltrangliste notierte Schüttler die nächste Zeit beruhigter angehen. Endlich wird er bei den großen Turnieren wieder direkt qualifiziert sein.

Für Olympia kommt der Leistungsschub zwar zu spät, doch schon bei den US Open und den Masters-Turnieren danach bleibt ihm der Weg durch die Qualifikation erspart. "Ich bin mit meinem Leben glücklich, so wie es ist", sagte Schüttler und verabschiedete sich Richtung Stuttgart, wo auf Sand gespielt wird.

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