Bradl Zweiter beim Heim-GP

SID
Motorsport, Motorrad, WM, Stefan Bradl, Sachsenring
© Getty

Hohenstein-Ernstthal - Mit heißem Herzen und kühlem Verstand hat Stefan Bradl die deutschen Motorrad-Fans beim Heim-Grand-Prix auf dem Sachsenring verzückt und mit Platz zwei sein bestes Karriere-Ergebnis gefeiert.

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Vor über 100.000 begeisterten Fans auf der Rennstrecke bei Hohenstein-Ernstthal schaffte der 18-jährige Aprilia- Pilot zugleich das beste Resultat eines deutschen Fahrers seit Wiedereröffnung des Traditionskurses im Jahr 1998. Phasenweise durfte er sogar von einem Heimsieg in der Klasse bis 125 ccm träumen, aber am Ende war WM-Spitzenreiter Mike di Meglio (Frankreich) besser.

Spontaner Stop

Bradl konnte sein Glück kaum fassen. In der Auslaufrunde bekam er vom ersten Streckenposten eine Deutschland-Fahne, dann stellte er sein Motorrad in einer Kurve ab, eilte zu den Fans und warf seine Handschuhe ins Publikum. "Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben", gab der Bayer zu.

Später auf dem Siegerpodest wirkte er trotz seines jugendlichen Alters ausgebufft wie im Rennen, reckte routiniert Pokal und Fäuste in die Luft und ließ sich feiern. Das hatte sich in der spannenden Schlussrunde mit dem Angriff der am Ende dritt- und viertplatzierten Gabor Talmacsi (Ungarn) und Bradley Smith (Großbritannien) vor Aufregung kaum noch eingekriegt, war bei der Zieldurchfahrt des Zahlingers fast von der Boxenmauer gestürzt.

"Ich war supernervös. Immer wieder begann es zu nieseln und ich wollte unbedingt auf das Podium", sagte Bradl, der den entscheidenden Tipp von seinem Vater Helmut, einst WM-Zweiter, erhielt. "Er hat für mich entschieden, einen harten Reifen zu verwenden. Ich wollte eher eine weichere Mischung fahren. Aber diese Entscheidung, volles Risiko zu gehen, war genau richtig", bedankte er sich bei seinem Förderer.

Angst vor altem Hasen 

Dass er aber dem enormen Druck von außen standhielt, war eine fast noch größere Leistung als die Performance auf der Aprilia, mit der er viel routiniertere Piloten auf Distanz hielt. "In der Schlussrunde hatte ich etwas Angst vor Talmacsi, der ist ein alter Hase. Aber vor dem Publikum wollte ich den zweiten Platz unbedingt halten."

Bradls Team organisierte spontan eine Party für den frühen Abend in der Hospitality. "Das ist eigentlich nicht unser Ding, aber heute machen wir es", meinte Teamchef Stefan Kiefer, der nun noch größere Leistungen seines Schützlings für möglich hält. "Es werden auch wieder achte Plätze kommen, aber auch Siege. Alle im Team, aber auch die Sponsoren, sind happy mit dem, was Stefan anbietet."

Im Jubel um Bradl ging Sandro Corteses sechster Platz fast unter. Unbeachtet von den Medien saß der Aprilia-Pilot aus Berkheim in seiner Box und freute sich. "Wir hatten ein schwieriges Wochenende, weil es Fahrwerksprobleme gab. Ich bin über Platz sechs sehr glücklich, er ist Motivation für die zweite Saisonhälfte", sagte der 18-Jährige.

Freude gab es auch bei Wildcard-Pilot Marcel Schrötter (Pflugdorf). Der von Ex-Weltmeister Toni Mang betreute Honda-Pilot belegte in seinem ersten WM-Rennen Platz 14 und holte zwei WM-Punkte.

Italiener Simoncelli gewinnt 250er-Rennen

Der Italiener Marco Simoncelli hat das Regenrennen in der Klasse bis 250 Kubikzentimeter gewonnen. Mit seinem dritten Saisonsieg übernahm der Gilera-Pilot auch die Führung in der WM-Wertung vom viertplatzierten finnischen KTM-Fahrer Mika Kallio.

Zweiter wurde der Spanier Hector Barbera vor seinem Landsmann Alvaro Bautista. Der Chemnitzer Wildcard-Pilot Toni Wirsing landete nach einem Boxenstopp mit seiner Honda auf dem 20. und letzten Platz.