"Die beste Tatjana wird noch zu sehen sein"

Von Florian Regelmann
Tatjana Malek
© Getty

München - Wenn man 100 Leute befragt, was denn das Wichtigste im Leben sei, würde man wohl 100 Mal die gleiche Antwort bekommen: Gesundheit.

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Obwohl es jedem klar ist, verstehen aber nur Menschen, denen es in ihrem Leben einmal schlecht ging, welch hohes Gut die eigene Gesundheit doch ist.

Deutschlands Tennis-Hoffnung Tatjana Malek gehört dazu. "Tennisstar in Lebensgefahr", titelten im April die Zeitungen, als Malek mit einer Lungenembolie in den USA im Krankenhaus lag.

"Mittlerweile geht es mir wieder gut und ich sehe der Zukunft voller Zuversicht entgegen, aber ich bin schon noch ein bisschen erschüttert, wie schnell so etwas gehen kann", sagt Malek im Gespräch mit SPOX.

Rätselhafte Schmerzen

Angefangen hat ihre lange Geschichte schon im Jahr 2007. Mit einem scheinbar "harmlosen" Bänderriss, den sich die 20-Jährige nach ihrem Turniersieg in Bratislava zugezogen hatte.

Nach einer Pause kam sie auf die Tour zurück, die Schmerzen aber blieben.

"Nach zwei bis drei Tagen hatte ich fürchterliche Schmerzen in der Wade, für die man eigentlich nie so richtig eine Erklärung fand. Im Januar habe ich wieder eifrig gespielt, hatte aber immer irgendwo Schmerzen. Ich fühlte mich einfach nicht gut, konnte aber niemandem erklären, was los sei", erzählt Malek.

Schlafen im Sitzen

Die Zeit verging und Malek spielte Turniere in Bogota, Acapulco und Las Vegas. Die Schmerzen wurden immer heftiger, aber außer Schmerztabletten war nichts zu machen.

Beim Spiel gegen die Chinesin Shuai Peng Mitte März in Indian Wells passierte es dann. "Ich habe mitten im Spiel einen Stich in der Brust gespürt und hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen. Ich habe dann noch fertig gespielt, aber eigentlich war es sinnlos", so Malek.

Am nächsten Tag folgte eine Massage, aber die Schmerzen wurden im weiteren Verlauf so heftig, dass sie in der Nacht nur noch im Sitzen schlafen konnte. Es blieb Malek nichts mehr anderes übrig. Sie musste ins Krankenhaus.

Hektik und besorgte Gesichter

Nachdem sie nach einer ersten Untersuchung wieder weggeschickt worden war, war es den Veranstaltern und den Verantwortlichen der WTA zu verdanken, dass die Ärzte Malek erneut und diesmal genauer checkten.

"An der Hektik, die danach ausbrach, und an den besorgten Gesichtern habe ich den Ernst der Lage erst erkannt. Als ich fragte, ob ich eine Thrombose hätte, nickten die Ärzte", berichtet Malek.

Dass sie eine Lungenembolie hatte und was das eigentlich bedeutet, bekam sie erst Tage später nach und nach mit.

Papa gab Halt

Malek wurde unter Narkose ein Filter eingesetzt, der verhindern sollte, dass sich der Vorfall wiederholt. Außerdem bekam sie starke schmerzlösende Mittel, so dass das ganze Ausmaß der Situation gar nicht richtig zu ihr durchdrang.

Nach einer langen Woche normalisierten sich Maleks Werte soweit, dass sie auf eigene Verantwortung zurück nach Deutschland fliegen konnte. Immer an ihrer Seite: Vater Heinrich. "Gott sei dank war mein Vater bei mir. Nicht auszudenken, wenn man in einer solchen Situation allein ist", so Malek.

Die Gründe für ihre Erkrankung liegen neben einer wahrscheinlich vorhandenen Veranlagung bei einer Kombination aus vielen Dingen: Viele Stunden im Flugzeug, der Bänderriss oder die Einnahme der Anti-Baby-Pille.

Comeback Mitte September

Was lernt man daraus? "Ich denke, dass vor diesem Missgeschick niemand ganz sicher ist, nur denkt man mit 20 Jahren nicht unbedingt daran. Ich habe sicher gelernt, mehr auf meinen Körper zu hören. Ich habe ja bemerkt, dass etwas nicht stimmt", sagt Malek heute.

Mittlerweile gehört die Geschichte der Vergangenheit an und Malek will noch mal angreifen. Seit einigen Wochen steht sie voll im Training.

"Ich werde Mitte September bei einem ITF-Turnier wieder anfangen", kündigt Malek bei SPOX ihr Comeback an.

Schnell wieder unter die Top 100

Bei acht WTA-Turnieren darf sie mit ihrer geschützten Weltranglisten-Position (90.) melden. Welche Turniere das sein sollen, muss natürlich gut überlegt werden. Erstmal heißt die Devise "spielen, spielen und nochmals spielen". Denn: Matchpraxis muss her.

"Seit ich Tennis spiele, ging es in der Rangliste immer vorwärts. Einen Rückfall von fast 80 Plätzen hatte ich noch nie wieder gutzumachen. Ich möchte so schnell wie möglich wieder zu den besten 100 der Welt gehören", hat Malek auch schon wieder ein klares Ziel vor Augen.

Tatjana Malek ist heiß auf Tennis. Auch die angestrebten Top-10 sind nicht ad acta gelegt. Warum auch. "Die beste Tatjana wird sicher erst noch zu sehen sein", so Malek mit einem Lächeln.

Dass sie wieder lächeln kann, ist nach dieser Geschichte schon der erste große Erfolg.