"Gott hat mich in diesem Turnier gelassen"

SID
Tennis, French Open, Ana Ivanovic
© Getty

Paris - Als ihr Geburtsort Belgrad 1999 während des Kosovokriegs bombardiert wurde, trainierte Ana Ivanovic in einem leeren Swimmingpool. Da war sie elf Jahre alt und übte immer morgens, wenn keine Bomben fielen.

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Heute ist Ana Ivanovic 20, steht im Endspiel der French Open gegen Dinara Safina und wird die neue Nummer eins der Tennis-Welt. "Für mich ist ein Traum wahr geworden. Darauf bin ich sehr stolz", sagte die erste Serbin auf dem Tennis-Thron nach ihrem Finaleinzug in Paris.

"So ganz habe ich das noch nicht realisiert, weil es erst am Montag offiziell ist. Aber dann wird es eine große Party geben", meinte Ivanovic nach ihrem Sieg im serbischen Halbfinale gegen Jelena Jankovic. Wenn alles nach Plan läuft, soll dann auch noch der erste Grand-Slam-Titel gefeiert werden - wenn die Erfolgsstory gegen die Russin Dinara Safina zu Ende geschrieben wird.

Das schönste Gesicht des Tennis

Nach nur drei Wochen muss Maria Scharapowa, im Achtelfinale an Safina gescheitert, den Spitzenplatz schon wieder räumen. Auch abseits der Tennisplätze hat Ana Ivanovic der Werbe-Millionärin aus Russland den Rang abgelaufen.

Die englische Zeitung "The Times" hat Ivanovic das schönste Gesicht des Tennis genannt. Auch die "Herzdame" ("Tennismagazin") hat längst Werbeverträge in Millionenhöhe.

"So wie sich entwickelt, ist Ana ein Lottogewinn", sagt der Basler Unternehmer Dan Holzmann, Entdecker und Manager der neuen Ranglisten-Ersten. Mit 13 kam sie in die Schweiz und wurde fortan systematisch gefördert.

Der Aufstieg in die Weltspitze 

600.000 Schweizer Franken investierte der Geschäftsmann aus Tel Aviv, bezahlte Turnierreisen, Trainer und einen Fitnesscoach. "Ana hat Enthusiasmus gezeigt, sie wollte vorankommen, das hat mir imponiert", sagt Holzmann. Heute lebt und trainiert Ana Ivanovic in Basel.

Im vergangenen Jahr gelang ihr endgültig der Aufstieg in die Weltspitze. Erstmals stand die schöne Serbin unter den Top Ten, gewann drei Titel auf der WTA-Tour.

Bei den French Open wurde sie erst im Finale gestoppt - da allerdings setzte es eine 1:6, 2:6- Lektion gegen die mittlerweile zurückgetretene Belgierin Justine Henin, ihre Vor-Vorgängerin als Branchenführerin.

Erster Grand-Slam-Titel im Visier 

Auch bei den Australian Open Anfang des Jahres stand sie im Endspiel, verlor gegen Scharapowa. Nun ist Ivanovic die 17. Spielerin, die es nach ganz oben geschafft hat, und nun will sie endlich ihren ersten Grand-Slam- Titel. "Noch ist das Turnier nicht zu Ende", sagt sie. "Vor mir liegt ein hartes Match."

Im Kampf um den Coupe Suzanne Lenglen wartet auf die attraktivste Erscheinung im Damen-Tennis die wohl spektakulärste Entdeckung der vergangenen Monate.

Mit ihrem Sieg bei den German Open in Berlin und den vorangegangenen Erfolgen gegen Justine Henin und Serena Williams (USA) katapultierte sich Dinara Safina ins Rampenlicht. Bis dahin vor allem als jüngere Schwester des früheren Weltranglisten-Ersten Marat Safin wahrgenommen, versetzte die Russin die Fachwelt in Erstaunen.

Der Dank an Gott

"Gott hat mich in diesem Turnier gelassen", sagte die 22-Jährige. Sowohl im Achtelfinale gegen Scharapowa als auch im Viertelfinale gegen Jelena Dementjewa musste sie einen Matchball abwehren.

Im Halbfinale bezwang die Außenseiterin in Swetlana Kusnezowa die dritte Russin nacheinander. Und auch im Endspiel kann sie befreit und ohne Druck aufspielen - Favoritin ist (fast) immer die Nummer eins.